BMW will laut einem Medienbericht Strom aus Schlaglöchern gewinnen. Die Auto-Nachrichten-Webseite Carbuzz will eine Patentanmeldung von BMW beim Deutschen Patentamt entdeckt haben, aus der hervorgeht, dass der bayerische Automobilhersteller eine Radaufhängung entwickelt, mit der das Fahrzeug Strom beim Durchfahren von Schlaglöchern und beim Überfahren von Bodenwellen gewinnt. Oder anders formuliert: Das neue System gewinnt Strom aus der vertikalen Bewegung der Räder.
Vertikal bewegen sich die Räder eines Autos aber immer, denn das Auto fährt ja ständig über Unebenheiten. Mal mehr und mal weniger. Mit der neuen Technik könnte der BMW faktisch durchgehend während der Fahrt Strom erzeugen. Bisher gelingt die Stromerzeugung beziehungsweise Energierückgewinnung nur in Einzelfällen und ist dann immer zeitlich begrenzt. Das wohl bekannteste Beispiel ist der Abbremsvorgang eines Autos: Die dabei gewonnene Energie fließt wieder in den Akku zurück. Diesen Vorgang nennt man Rekuperation.
Bisher bleibt die Energie, die die Radaufhängung beim Überfahren von Unebenheiten wegsteckt, ungenutzt. Sie verpufft sozusagen als Wärmeabgabe an den Stoßdämpfern. Diese Energieverschwendung würde BMW mit seinem neuen Konzept beenden. BMW stattet hierzu das Fahrgestell mit einem Generator mit Schwungrad und Einwegkupplung aus. Diese wird von einer Betätigungsscheibe angetrieben, die wiederum über einen Aktuator, der einem herkömmlichen Stabilisator ähnelt, mit einem Querlenker verbunden ist, wie es Carbuzz beschreibt. Carbuzz fährt fort:
Wenn sich das Rad bei einer Unebenheit nach oben bewegt (was als Kompressionshub der Federung bezeichnet wird), verdreht sich der Stabilisatorarm mit der Bewegung des Querlenkers und dreht die Betätigungsscheibe ohne Einwirkung des Generators, da die Einwegkupplung in dieser Richtung ausgerückt ist.
Wenn sich das Rad aufgrund der nun in der Feder gespeicherten Energie wieder nach unten bewegt (der sogenannte Ausfederungshub), dreht sich die Betätigungsscheibe wieder zusammen mit dem Stabilisatorarm, aber die Einwegkupplung greift in dieser Drehrichtung ein, um ein kleines Getriebe anzutreiben, das das Schwungrad der Generatoreinheit beschleunigt.
Die Stromerzeugung erfolgt also nicht durchgehend, sondern nur beim Ausfederungshub. Als Grund schreibt Carbuzz, dass der Kompressionshub sehr schnell erfolgen muss, wohingegen beim Ausfederungshub mehr Zeit zur Verfügung steht, um die Energie von der Feder zum Generator zu übertragen. Der derart gewonnene Strom kann entweder in der standardmäßigen 12-Voltbatterie oder in den Hochspannungsbatterien eines Elektro-Autos gespeichert werden.
Die neue stromerzeugende Radaufhängung dürfte BMW zunächst in einem seiner elektrischen Flaggschiffe verbauen. Denkbar wäre also, dass der BMW i7 damit ausgestattet ist, wie Carbuzz spekuliert. Denn so genial der Gedanke auch ist, Strom aus dem Überfahren von Unebenheiten zu gewinnen, so ist andererseits die technische Umsetzung solch einer Lösung aufwendig und teuer. Dementsprechend dürfte so eine neue Technik zunächst einmal in hochpreisigen Topmodellen verbaut werden.
Update 7.12.2022: Stellungnahme von BMW
Wir fragten bei BMW nach, ob uns das Unternehmen die Entwicklung und Einführung der oben beschriebenen Stromerzeugungstechnik bestätigen könne. BMW dementierte die Arbeit an dieser Technik keineswegs, sondern antwortete: “Wir können Ihnen leider zum heutigen Zeitpunkt keine konkrete Auskunft geben. Diese Themen/Funktionen sind noch als Entwicklungsstände zu betrachten“.
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