Kameras moderner Smartphones sind heute kleine Kraftpakete: Die Bildprozessoren stellen auch Kameras in den Schatten, die vor ein paar Jahren noch als Profi-Equipment durchgegangen sind. Das ist wohl auch der Grund, warum der Absatz klassischer Digitalkameras in Deutschland drastisch eingebrochen ist.
Für Verbraucher sind das gute Nachrichten: Denn ohne viel Geld auszugeben, lassen sich mit Android-Smartphones erstklassige Bilder schießen – auch wenn es um knifflige Motive wie den Mond oder unseren Sternenhimmel geht. Damit die Aufnahmen zum Blickfang werden, sollten Hobby-Fotografen aber ein paar Regeln beachten.
Laut DxOMark (Kamera-Benchmarks) hat das Google-Handy Pixel 7 Pro die derzeit beste Kamera in einem Smartphone (nach dem Huwei P50 Pro, das ohne richtiges Android kommt):
1. Raus aus der Stadt!
Ganz ohne Aufwand geht es nicht: Wer in der Stadt wohnt, sollte das Ballungszentrum für Aufnahmen des Sternenhimmels verlassen. Die urbane Lichtverschmutzung macht Aufnahmen des Firmaments nämlich schnell zunichte. Mit bloßem Auge fällt das Störlicht von Laternen und Gebäuden zwar manchmal gar nicht auf – hat man die Stadt aber erst verlassen, sind die neuen Details des Sternenzelts schnell zu sehen. Ländliche Gegenden ohne viel Hintergrundlicht oder Hochplateaus bieten sich als natürliche Fotostudios an.
2. Nützliche Apps, um Sterne und Mond zu fotografieren
Die integrierte Foto-App moderner Smartphones reicht in der Regel schon aus, um auch nachts gute Bilder zu machen. Im Play Store gibt es aber einige hilfreiche Tools, mit denen Sie solche Aufnahmen auf ein neues optisches Level heben.
ProCam X ( HD Kamera Pro ): Schaltet satte Funktionen frei. Mit diesem Tool kommen viele zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten für die Android-Kamera an Bord, falles die Standard-App das nicht hergibt. Verschlusszeiten und ISO-Werte lassen sich damit manuell regeln, Zeitraffer wird unterstützt und wir können einen Weißabgleich vornehmen. Aktuell kostet die App fünf Euro, eine eingeschränkte Gratis-Version ist verfügbar.
PhotoPills: Diese Foto-App ist auch für iOS zu haben, kostet aktuell aber rund elf Euro. Das Tool hilft uns dabei, Mond, Sterne oder die Sonne genau zur richtigen Zeit zu fotografieren. Dabei werden auch passende Belichtungszeiten, Schärfe-Einstellungen und mögliche Zeitraffer berechnet. Per Augmented Reality (AR) präsentiert die App das Sternenzelt auch dann auf Ihrem Display, wenn es gerade hinter Wolken verborgen ist.
SkyPortal: Diese App ist eine Astronomie-Suite, die uns Sternenbilder auch im AR-Modus anzeigt. Das Tool kennt spannende Hintergrundinfos und präsentiert Kometen, Satelliten oder sogar die ISS. Motive fürs nächtliche Fotografieren finden wir damit Handumdrehen.
SkySafari 7 Plus: Weltraum-Explorer mit Teleskop-Steuerung: SkySafari 7 Plus wird bereits seit 2009 entwickelt, inzwischen steht es in der siebten Version zur Verfügung. Die App kennt Sonnen- und Mondstunden, zeigt Sternenbilder, weiß über kosmische Ereignisse wie vorbeisausende Asteroiden Bescheid und liefert spannende Infos zu den Himmelskörpern. Für aktuell 11,99 Euro ist das Tool aber nicht ganz preiswert.
3. Stativ benutzen
Auf ein Stativ können Sie beim nächtlichen Fotografieren kaum verzichten, denn das Smartphone muss dabei fest und stabil auf dem Boden stehen. Um möglichst viel Licht einzufangen, arbeiten wir ja mit langen Belichtungszeiten und Wackler werden dabei schnell zur Katastrophe. Ein gutes Smartphone-Stativ ist aber nicht teuer und lässt sich oft bequem in die Jackentasche stecken. Diese Stative sind fürs nächtliche Fotografieren gut geeignet.
Andobil Handy Stativ
Foundry
Stabil und langlebig, aber auch handlich, klein und günstig: Dieses Stativ wiegt nur 400 Gramm, kann laut Hersteller mehr als 10.000-mal gefaltet werden und lässt sich mit seinen flexiblen Standfüßen so ziemlich überall aufstellen und stabil befestigen.
Rollei Compact Traveler No. 1
Foundry
Das Rollei Compact Traveler No. 1 ist zwar etwas teurer, dafür ist es aber ein erstklassiges Stativ. Das Gerät hat eine integrierte Wasserwaage und vier Standbeine, die wir mithilfe von Segmentklappen bedarfsgerecht ausfahren können. Mit einer Maximalhöhe von 120 Zentimetern ist das Stativ zudem sehr angenehm zu bedienen. Per Bluetooth löst die Handykamera damit auch aus bis zu 10 Metern Entfernung aus.
Blukar Bluetooth Selfie Stick Stativ
Foundry
Preiswertes Komplettset: Dieses Stativ hat gleich vier Funktionen und ist auch als Selfie-Stick geeignet. Das günstige Gerät wiegt nur etwas über 100 Gramm, lässt sich bis auf 74 Zentimeter ausfahren und um 360° drehen. Eine Fernbedienung ist ebenfalls an Bord.
4. Kameraeinstellungen anpassen
Smartphone-Kameras verfügen über eine Reihe von Einstellungen, die optimales Feintuning für verschiedene Umgebungen und Ansprüche ermöglichen. Damit bei der Nachtfotografie alles gut geht, sollten Sie auf Folgendes achten:
Blende: Am besten so offenblendig wie möglich fotografieren, denn bei Nachtaufnahmen möchten wir möglichst viel Licht aufnehmen. Wählen Sie mindestens eine Blende von 2.8, idealerweise von 2.0 oder 1.4.ISO-Wert: Das ist die Lichtempfindlichkeit bei der Aufnahme. Nach Möglichkeiten stellen Sie diesen Wert zwischen 800 und 3000 ein. Dabei gilt generell: Je niedriger der ISO-Wert, desto geringer das Bildrauschen, aber desto dunkler auch das Bild.Verschluss-/Belichtungszeit: Dieses Zeitfenster bestimmt, wie lange der Kamerasensor einfallendes Licht empfängt. Weil es davon nachts nicht viel gibt, legen Sie diese Einstellung am besten zwischen 10 und 20 Sekunden fest. Ein Stativ ist bei solchen Werten Pflicht.
5. Finger weg vom Digitalzoom
Sterne sind ja ziemlich weit weg – also warum nicht den Digitalzoom bemühen? Ganz einfach: Die Bildqualität wird damit keinen Deut besser, lediglich die Unschärfe nimmt zu, weil Wackler verstärkt werden. Anders als beim optischen/hybriden Zoom werden beim Digitalzoom nur Bildausschnitte vergrößert, die vom Sensor bereits verarbeitet wurden. Sie erhalten damit also den gleichen Effekt, als würden Sie ein Foto am PC vergrößern – das erhält dadurch ja auch keine zusätzlichen Details.
6. Blitz und HDR-Funktion deaktivieren
Dass auch der stärkste Kamerablitz nicht bis zum Mond reicht, dürfte jedem klar sein. Das Blitzlicht wirkt, wenn überhaupt, nur störend: Denn es übertönt das schwache Licht, das vom Mond oder von den Sternen bei uns auf der Erde ankommt. Im Automodus passen manche Kamera-Apps dazu mitunter noch die Blende an, was zu richtig schlechten Bildern führt. Daher die Devise: Den Kamerablitz für Fotografien des Nachthimmels immer ausschalten.
Auch HDR-Funktionen sollten Sie abschalten, wenn Sie auf Ihren Fotos nicht parallel zum Himmelszelt auch irdische Motive wie Landschaften oder Gebäude aufnehmen möchten. Der HDR-Modus beeinträchtigen sonst nur andere Kamerafunktionen, auf die Sie beim nächtlichen Fotografieren angewiesen sind.
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