An manchen Tagen braucht es einen Blick in den Kalender, um sicherzugehen, dass man über Nacht nicht in die Vergangenheit gereist ist. Zum Beispiel, wenn geladene Gäste in Talkshows wieder mal anfangen, von vermeintlich gewaltfördernden Videospielen zu sprechen. Genau dies ereignete sich am Sonntag in der Sendung Presseclub, die auf dem öffentlich-rechtlichen Sender Phoenix ausgestrahlt wurde. Eva Quadbeck, Chefredakteurin des RedaktionsNetzwerks Deutschland, hat ihre eigene Erklärung für die gewalttätigen Exzesse, die sich in der Silvesternacht in einigen Städten Deutschlands abgespielt haben:
Man darf nicht außer Acht lassen, welche Videospiele gespielt werden und mit welchem Realismus dort Menschen sich gegenseitig abschlachten. Und ohne mit der Wimper zu zucken, sitzen eben vor allen Dingen junge Männer vor diesen Spielen und morden, und jagen andere. Dass da auch dann teilweise nicht mehr die Realität gesehen wird, wenn man auf der Straße steht und wahlweise gegen Polizisten oder gegen Rettungskräfte vorgeht, das kann zumindest auch eine Erklärung sein.
Eva Quadbeck in der Sendung Presseclub
Die komplette Sendung sehen Sie hier auf Youtube. In Berlin, Bonn, Duisburg und weiteren Städten kam es an Silvester zu Angriffen auf Polizei- und Rettungskräfte. Die Suche nach den Ursachen ist sicherlich keine einfache. Von sozialen Spannungen, über mangelnde Bildung bis zu mangelndem Respekt vor der Arbeit der Einsatzkräfte – es ist schwierig, solche Vorfälle auf ein Problem zu reduzieren. Aber in einem sind sich die meisten Experten (eigentlich) einig: Videospiele sind weder verantwortlich für Amokläufe noch für Gewaltexzesse. Dieser Vorwurf wurde schon lange von der Wissenschaft entkräftet:
Langzeitstudie: Keine Korrelation zwischen Ego-Shootern und realer Gewalt
Auf welche Quellen sich Frau Quadbeck bei ihren Aussagen bezüglich der Gefahren von Videospielen bezieht, führte die Journalistin nicht weiter aus. Im Netz jedenfalls sorgten die Aussagen für Spott – und auch Ärger.
Quadbeck äußert sich auf Twitter zu Ihrer Aussage und führt aus, dass sich Videospiele seit der ursprünglichen “Killerspiel-Debatte” in den 90er-Jahren sehr verändert hätten und zwar nicht die Alleinschuld trägen, aber in der Lage seien, Hemmschwellen zu verschieben. Leider unterlässt es die Journalistin, Ihre Aussagen mit Belegen zu untermauern.
Eine Twitter-Nutzerin antwortet darauf mit der berechtigten Kritik, dass die Politik schon immer gerne Videospiele als potentielle Gefahr darstellt, anstatt sich mit den wirklichen (und komplizierteren) Ursachen für Gewalt zu befassen.
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