Wenn Sie einen PC zusammenbauen, dessen Rechenleistung der einer aktuellen Konsole entspricht, werden Sie feststellen, dass Sie preislich deutlich über einer Playstation 5 oder Xbox Series X liegen – zumindest, solange Sie mit den offiziellen Preisen rechnen.
Natürlich ist das ein unfairer Vergleich, denn Sony und Microsoft setzen bei Ihrer Hardware nicht auf Stangenware, sondern auf speziell optimierte Komponenten, die außerdem in großen Mengen von den Herstellern abgenommen werden. Rechnen wir aber trotzdem einmal aus, wie viel uns ein PC auf dem Leistungsniveau einer Playstation 5 kosten würde.
Soviel kostet ein PC auf PS5-Niveau
Die Grafikkarte einer Playstation 5 leistet 10,28 TeraFlops, die tatsächliche Spielleistung liegt aber eher bei knapp über 9 TeraFlops. Dazu muss gesagt werden, dass TeraFlops eine sehr vage und nur bedingt aussagekräftige Einheit für die tatsächliche Leistung einer Grafikkarte ist, aber mangels Alternativen müssen wir diese Zahl für unseren Vergleich zurate ziehen. Eine vergleichbare Grafikkarte, die derzeit gut erhältlich ist, ist die RX 6600 XT von AMD. Sie ist sogar etwas leistungsstärker (9,66 TeraFlops); passender wäre eine RTX 2070 Super, die aber nicht mehr produziert wird und deshalb kaum verfügbar ist. Eine RX 6600 XT kostet derzeit ungefähr 339 Euro. Rechnen wir jetzt noch eine passende CPU dazu, etwa einen Ryzen 7 5700G für rund 200 Euro, sind wir mit 539 schon fast beim Preis einer Playstation 5 mit Laufwerk (UVP: 549 Euro) und deutlich über einer Playstation 5 Digital Edition (UVP: 449 Euro) angelangt. Dabei fehlen noch Motherboard, Gehäuse, Netzteil, Festplatte, Arbeitsspeicher und gegebenenfalls ein Blu-ray-Laufwerk. Sie können davon ausgehen, dass ein Computer auf dem Leistungsniveau einer Playstation 5 mindestens 1.000 Euro kostet. Und eine Xbox Series X ist sogar noch einmal etwas leistungsstärker.
Wieso sind Konsolen so günstig?
Wie kann es also sein, dass Sony und Microsoft Ihre Konsolen so günstig verkaufen? Dahinter steckt eine simple, aber profitable Geschäftsphilosophie. Natürlich sind die Produktionskosten für Konsolen, die in so großen Stückzahlen produziert werden, deutlich günstiger, als wenn ein Privatanwender einen PC zusammenbaut. Doch der Mengenrabatt reicht nicht aus, um einen so großen Preisunterschied auszugleichen. Erst kürzlich hat Xbox-Chef Phil Spencer öffentlich zugegeben, dass Microsoft pro verkaufter Konsole zwischen 100 und 200 Euro draufzahlt. Und auch bei Sony ist es ein offenes Geheimnis, dass jede verkaufte Playstation 5 Verlust macht. Das heißt aber nicht, dass sich das Konsolengeschäft nicht trotzdem lohnt.
Um zu verstehen, wie Microsoft und Sony ihr Geld im Gaming-Bereich verdienen, reicht ein Blick auf diese Grafik des Analysten Daniel Ahmad.
twitter.com/ZhugeEX
Die Grafik zeigt den Umsatz von Microsofts Xbox-Sparte und wie sich dieser aufteilt. Und wie man sieht, macht die verkaufte Hardware nur einen kleinen Teil des Gesamtumsatzes aus. Viel wichtiger sind “Content & Services”, also verkaufte Spiele und Abonnements, wie zum Beispiel der Xbox Gamepass. Das Spieleabo von Microsoft, das in Deutschland mindestens 9,99 Euro im Monat kostet, zählt inzwischen über 25 Millionen Abonnenten. Außerdem verdient Microsoft an jedem Spiel mit, das über den Microsoft Store verkauft wird. Ebenso Sony, die darüber hinaus vor Kurzem ihr eigenes Modell eines Spieleabonnements ausgebaut haben.
Und so subventionieren Sony und Microsoft ihre eigenen Spielekonsolen im Wissen, dass sie das investierte Kapital auf anderem Wege wieder hereinbekommen. Und das ist der Grund, warum Spielekonsolen so günstig sind.
Gaming