Im Jahr deckt eine Photovoltaik-Anlage für den Balkon bis zu zwanzig Prozent des Strombedarfs eines durchschnittlichen Zwei-Personen-Haushaltes ab. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen alle notwendigen, praktischen Schritte von der Auswahl eines solchen Balkonkraftwerks bis zu dessen erfolgreicher Inbetriebnahme. Über die theoretischen Grundlagen und Voraussetzungen können Sie sich zusätzlich in diesem Artikel informieren: Strom erzeugen auf dem Balkon – so einfach geht’s.
Voraussetzungen für ein Balkon-Kraftwerk: Anmeldung, Lage & Ausrichtung
In diesem Abschnitt informieren wir Sie, welche Voraussetzungen Ihr Balkon mitbringen muss, damit sich die Installation rentiert und auch durchführbar ist.
Vor der Inbetriebnahme der Anlage müssen Sie sie bei Ihrem Netzbetreiber und bei der Bundesnetzagentur im Marktdatenstammregister anmelden. Wohnen Sie zur Miete, ist zudem die Erlaubnis des Vermieters einzuholen – dokumentieren Sie dies schriftlich.
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Weitere Balkonkraftwerke finden Sie auf Amazon, hier einige Beispiele:
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Die geografische Ausrichtung Ihres Balkons spielt die wichtigste Rolle bei der Effizienz der Stromerzeugung. Die Sonne wandert, wie auf der Grafik zu sehen, von Osten nach Westen in einer Kurve über den Süden. Grundsätzlich sollten Sie Ihre Module also so weit wie möglich Richtung Süden ausrichten. So haben Sie den stärksten Ertrag und am längsten Strom.
Julian Brödenfeldt
Bei dem Neigungswinkel kann man zwischen 32 und 37 Grad nichts falsch machen. Für eine genaue Standortanalyse rufen Sie die Website des Solarkataster auf und wählen Sie ihr Bundesland aus. Geben Sie dann im Suchfeld Ihre Adresse ein. Bei den meisten Bundesländern sehen Sie jetzt die den optimalen Standort, in Rheinland-Pfalz etwa durch rot schraffierte Flächen (siehe folgendes Diagramm).
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz
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Solarmodul(e), Wechselrichter und Kabel
Für die Stromerzeugung sind die Solarmodule zuständig. Bei einem Balkon-Kraftwerk sind das ein oder maximal zwei Panels. Eine Solaranlage – egal ob groß oder klein – erzeugt Gleichstrom. Aus unseren Steckdosen kommt allerdings Wechselstrom. Die Umwandlung übernimmt der Wechselrichter, den Sie wiederum an eine Steckdose anschließen, um den erzeugten Strom in Ihr Hausnetz einzuspeisen.
Der Wechselrichter, für den wir uns entschieden haben, kommt mit einer umfangreichen App-Tracking – ein absolutes Muss, falls Sie nicht passiv Strom sparen, sondern aktiv die Nutzung Ihrer Haushaltsgeräte managen möchten.
Per Gesetz darf ein Balkon-Kraftwerk maximal 600 Watt einspeisen, doch darum kümmert sich ebenfalls ganz automatisch der Wechselrichter. Wichtig hier ist, dass der Wechselrichter die maximale Leistung automatisch auf 600 Watt begrenzt, sodass Sie auch Module mit einer höheren Maximalleistung benutzen dürfen.
Voraussetzungen für die Montage
Sie haben mit beiden Solarmodulen circa 3,6 Quadratmeter Fläche. Sie sollten daher als Mieter vor der Befestigung an dem Balkongeländer unbedingt mit Ihrem Vermieter sprechen, da die Module mit den Kabeln und dem Wechselrichter zusammen knapp 40 Kilogramm wiegen.
Bei aufgestellten Solarpanelen kann es zu „Dachlawinen” kommen, prüfen Sie im Vorfeld, was sich unter den Modulen befinden wird.
Auch ist zu prüfen, ob sich auf Ihrem Balkon respektive Terrasse eine Außensteckdose oder ein Stromanschluss befindet. Die Steckdose sollte wasserabweisenden Standards entsprechen. Sie sollten auf die Verwendung von Verlängerungskabeln oder Verteilersteckdosen absehen.
Bei dem Wechselrichter ist ein zehn Meter langes Kabel im Lieferumfang enthalten. Der Wechselrichter selbst sollte sich unmittelbar in der Nähe der Module befinden. Der Wechselrichter ist zwar spritzwassergeschützt, montieren Sie ihn trotzdem wassergeschützt unter den Modulen.
Die gesamte Konstruktion sollten Sie hochkant mit mindestens 215 cm und längs mit 361 cm einplanen.
Montage des Balkonkraftwerks
Planen Sie für die Endmontage ein Wochenende ohne Regen ein. Wir haben zu zweit circa acht Stunden für alles benötigt. Sie sollten zudem einen Raum mit einer freien Bodenfläche von mindestens 4 Quadratmetern haben. An Werkzeugen benötigen Sie einen Akkuschrauber, ein Holz- und Metallbohrerset, ein Maßband, einen Stift, ein Cutter-Messer, Metallfeilen und große Kabelbinder.
Auf der einen Seite des Wechselrichters stecken Sie via Plug and Play die Module an – und auf der anderen Seite guckt das Kabel raus, welches Sie in die Steckdose stecken. Das war’s. Die Werte der Module und des Wechselrichter (max. 2) sind automatisch aufeinander abgestimmt.
In diesem DIY-Projekt haben wir uns für zwei 350 Watt Module entschieden, da diese prozentual bei weniger Sonne mehr Strom liefern als die in Balkonkraftwerken typischen 300-Watt-Module – sprich: schneller mit der maximalen Leistung arbeiten.
Zusätzlich benötigen Sie noch zwei Y-Adapter, da wir die Module parallel schalten. Die Zusammensetzung der Geräte funktioniert hier nur in Parallelschaltung. Die Reihenschaltung der Geräte kann der Wechselrichter nicht verarbeiten.
Wir haben für unsere Befestigungs-Konstruktion insgesamt etwa 160 Euro gezahlt.
Wenn Sie selber ein Balkonkraftwerk aufbauen wollen, sollten Sie auf folgende Punkte unbedingt achten.
Julian Brödenfeldt
Es empfiehlt sich zuerst, die Haltevorrichtung (bei uns aus wetterfestem Douglasie-Holz) zu bauen, um später die Module einfach fertig einhängen zu können.
Der Schwerpunkt der Module muss unterhalb der Mitte liegen – unsere Module hängen 95 cm unterhalb der Balkonstrebe und circa 80 cm darüber.
Sie sollten einen Winkel von ungefähr 35 Grad zur Sonne anstreben, daher müssen Sie im Vorfeld abmessen, wie lang Ihre Streben sind. Stabilisieren Sie den Modulrahmen nochmal extra mit Aluminiumstreben.
Ich rate unbedingt, die Module auch gegen eine Aufwärtsbewegung zu sichern. Bei uns liegen Sie mit gepolsterten Aluhaken auf einem Balken auf und sind von unten mit verzinkten Metallwinkeln gesichert.
Julian Brödfenfeldt
Es ist wichtig, dass Sie die senkrechte Konstruktion aus Stabilitätsgründen unbedingt exakt parallel zu Ihrem Geländer nach unten führen. Bei den meisten Geländern ist es schwierig, da die obere Geländerführung über das restliche Geländer hinausragt. Hier haben wir einen Abstandshalter nach exaktem Maß gebaut.
Julian Brödenfeldt
Sichern Sie auch die Module an der senkrechten Halterung. Bauen Sie die Träger am besten in der Wohnung an die Module.
Die Module werden in einem großen Karton geliefert, sie liegen mit den Glasseiten nach unten, so kann man auf der Rückseite der Module nacheinander die Halterungen einbauen. Wenn ein Modul inklusive Halterung fertig ist, können Sie es an die endgültige Stelle hängen. Beachten Sie hierzu unbedingt Punkt 1.
Alternativ können Sie natürlich auch ein komplettes Montage-Set für Ihre Balkonkraftwerk-Halterung im Internet bestellen. Achten Sie auf die richtigen Maße.
Am einfachsten haben Sie es, wenn Sie die Module auf einer Terrasse oder einem Schuppen aufstellen können. Hierzu bauen Sie eine ähnliche Konstruktion nur mit einem anderen Winkel. Beim Aufstellen müssen Sie nun noch darauf achten, dass Sie die Modul-Halterung beschweren oder festschrauben.
Nehmen Sie wegen der Wind- und Hebelkräfte lieber den einen Haken oder die andere Schraube zu viel als zu wenig. Von der Befestigung mit Kabelbinder raten wir ab – sie können unter Umständen den Windkräften, die auf die Module wirken, nicht standhalten.
Inbetriebnahme des Balkonkraftwerks
Wenn alles miteinander verbunden ist, können Sie das Stromkabel des Wechselrichters in die Steckdose stecken. Insofern das Wetter mitmacht fließt der Solarstrom jetzt automatisch ins eigene Hausnetz.
Genießen Sie nun den Gedanken, Strom selber zu erzeugen.
Oder Sie nehmen Ihren Stromverbrauch genauer unter die Lupe: Verbinden Sie Ihr Smartphone mit dem Wechselrichter. Hierzu liefert der Hersteller der verlinkten Geräte eine sehr präzise Anleitung.
Bei uns ging es sehr einfach. Wir haben bereits ein Benutzerkonto bei der App Smart Life für iOS und Android, daher mussten wir uns nicht mehr registrieren. Nach dem Registrieren sollte man in der App auf “Gerät hinzufügen” klicken. Nun muss man mit dem Smartphone (Bluetooth und WLAN vorher einschalten) zu dem Wechselrichter gehen, damit sich dieser automatisch mit der App verbinden.
Wichtig: Der Wechselrichter nutzt für die Konnektivität nur Solarstrom, daher sollte für die Kopplung ein wenig die Sonne scheinen. Der Wechselrichter muss zum Abfragen auch mit einem 2,4 GHz WLAN verbunden sein. Nun sollten Sie ein genaues Bild der aktuellen “Stromernte” des angefangenen Tages und des Monats erhalten:
Julian Broedenfeldt
Nun ist es interessant, wie hoch Ihr Grundbedarf an Strom ist. Bei uns läuft der Kühlschrank und der Router durchgehend. Der Router ist allerdings mit einer Zeitschaltuhr zwischen 2:00 Uhr nachts und 8:00 Uhr in der Früh ausgeschaltet. Die Zeitschaltuhr, die ich verwende, ist lautlos und kostet etwa bei Amazon knapp 4 Euro.
Eingesteckte Ladegeräte von Smartphones und generell Geräte im Standby verbrauchen auch noch Strom. Daher kann es sich lohnen, Geräte über Nacht auszustecken oder über eine Steckdosenleiste mit Schalter (ab 5 Euro bei Amazon) komplet vom Stromnetz zu trennen.
Nehmen wir nun an, unser Grundbedarf liegt bei 150 Watt, so können wir bei einer Stromerzeugung durch die Panele von unter 150 Watt einfach alles nutzen, wie es uns beliebt. Bei einer Erzeugungsleistung von über 150 Watt lohnt es sich, einen Blick in die App zu werfen.
Ab dem Zeitpunkt sollte man Geräte, wenn man sparsam ist, nur noch nacheinander verwenden. So waschen wir zum Beispiel keine Wäsche, wenn gerade gekocht wird.
Smart Meter: Das bringen sie wirklich für Ihre Stromrechnung
Return of Investment
Da die Hersteller 25 Jahre Produktgarantie geben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Investitionkosten wieder drin sind. Und ja, für uns ist es nicht nur ein tolles DIY-Projekt, sondern auch eine lohnende Investition. Je nach Standort, Nutzung und Größe macht sich die Investition nach etwa zwei bis sieben Jahre bezahlt. Danach spart man bares Geld.
Der tägliche Blick in die App lässt ein gutes Gefühl aufkommen. Und es hat uns überrascht, dass wir schon im Winter eine ganze Menge Strom erzeugen. Umso mehr freuen wir uns auf den Sommer. 😉
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