Unsere Wertung
Pro
Fantastisches ArtdesignExzellent geschriebene GeschichteStarke SchauspielerSpielerisch fordernd, mit vielen Ideen im LeveldesignHohe Spieltiefe und RPG-Anleihen inklusive CraftingAtreus schaltet Magie-Talente frei, wie etwa einen AstralhirschMitunter atemberaubende BossfightsDie neue Grafikreferenz auf der PS5
Kontra
Levelabschnitte wiederholen sich gerne malGen Ende gibt es sehr viele Runen und Edelsteine zum Sockeln, was Rollenspiel-Fans freuen, Action-Fans aber stören könnte
Fazit
Wow. Was für ein Meisterwerk. Mit einem orchestralen Soundtrack, der uns umhaut. Mit wahnsinnig gut geschriebenen Dialogen, die mal unter die Haut gehen, uns aber auch gerne mal schmunzeln lassen. Mit einer mythischen Welt, wie sie fantastischer kaum sein könnte: Egal, ob wir über diese wundervolle Grafikpracht reden oder die vielen Überraschungen, wenn wir etwa an einem Wal vorbeipaddeln, der im Hafen einer verlassenen Stadt döst. Oder wenn wir die ausgetüftelten Anlagen der Zwerge besuchen.
Mit einem Kampfsystem, das nicht nur wuchtig ist und sich gut anfühlt, sondern erstaunlich viel RPG-Tiefe mitbringt – mit Runen, die wir einsetzen können. Mit zig Rüstungsarten, mit unterschiedlichen Schilden und Missionen, in denen wir Atreus steuern und so ganz neue Talentbäume freischalten. Und einer Geschichte, die eine wahre emotionale Achterbahnfahrt ist und sich mit den ganz Großen des Genres – etwa mit einem Red Dead Redemption 2 oder The Last of Us, messen lassen kann.
God of War: Ragnarök darf man nicht verpassen, klare Kaufempfehlung.
Preis beim Test
79,99
Aktuell bester Preis: God of War: Ragnarök (PS5)
Hach, God of War Ragnarök. So lange haben wir gewartet auf das größte Playstation-5-Spiel des Jahres. Und es hat sich gelohnt, denn hier steckt so viel Liebe drin.
Als Kratos werden wir in Svartalfheim in eine labyrinthartige Fabrik der Zwerge voller hölzerner Maschinen gestoßen, Wasser schwappt durch klapprige Kanäle, die durch Schleusentore abgetrennt sind. Riesige Felssteine werden von oben nach unten transportiert, regelrechte Schaufelradbagger aus Holz zeigen sich und jedes Gebäude ist mit dem anderen über eine Brücke verbunden. In der Ferne erblicken wir hoch aufragende Räder und Atreus lässt es sich nicht nehmen, auf einen erhöhten Felsvorsprung zu klettern, die Gegend auszukundschaften, eine Sekunde der Ruhe zu genießen.
God of War Ragnarök ist pure Videospiel-Magie.
Ein Genuss für die Augen – einfach mal auf all die Details achten: die Reflektion der Rüstung, das Funkeln des Schnees, wie echt unsere Schlittenwölfe aussehen.
Das Spiel nutzt dabei seinen Horizont gerne, um uns erste Hinweise auf Gameplay-Optionen zu geben: Die wolkenverhangenen Silhouetten der Berggipfel am Horizont schneiden sich mit einer funkelnden Truhe, die zu Abenteuern verleiten möchte. Es ist keine Open-World, aber es gibt sehr große Gebiete, die zum Erkunden einladen und die uns stets sagen „Komm her, hier warten Abenteuer“.
Sony Santa Monica macht das auf dieselbe elegante Art wie etwa ein Elden Ring. Und alles fließt so herrlich ineinander – die zugefrorenen Welten, weil der Fimbulwinter die Landschaften fest im Griff hält. Wie das Spiel fast schon Gemälde in den Schnee setzt, der unter unseren Füßen knirscht und sich dank der Power der PS5 so richtig echt anfühlt. Er funkelt in der Sonne, strahlt im Mondlicht.
God of War Ragnarök hat mitunter den wundervollen Stil eines Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht, gerade in den Elfen- und Zwergenwelt, die wir frei erkunden dürfen.
Schon Red Dead Redemption 2 hat gezeigt, wie authentisch die Besten der Besten Videospielbranche mittlerweile Schneelandschaften rendern können. Und God of War 2022 spielt mit all diesen Elementen – es lässt Zwischenbosse, einem weißen Tiger nicht unähnlich, durch dichten Schnee anpirschen, rausschnellen, Kratos stößt Atreus in Sicherheit, stellt sich dem Feind.
Dieses Zusammenspiel aus Landschaft und Bossen, das beherrscht Sony Santa Monica wie nur ganz wenige Studios und sie bieten enorm viel Abwechslung. Wir kämpfen nicht nur im Schnee, sondern auch regelrechten pittoresken Dörfern mit angeschlossenen Seen, aus denen Krokodilswesen springen. Und die springen richtig weit, das hat alles eine schöne Dynamik, viele Überraschungsmomente.
Es gibt viele Gegnertypen, die alle etwas Besonderes können – mal schlängeln sie sich an Ästen hoch wie Affen, mal können sie sich raketenartig von hölzernen Plattformen auf uns zu katapultieren.
Mal kommen sie aus dem Schnee, mal schießen sie aus dem Wasser. Nicht immer ist es kalt, oft auch fast schon tropisch warm, und es ändert sich immer wieder die Atmosphäre. Es gibt diesen harten, mitunter erstaunlich taktischen Kampf, aber der wird auch immer wieder unterbrochen von regelrechter Comedy.
Atreus ist etwas älter und lausbubiger unterwegs, er kann sich etwa einen Witz über die alternden Knie seines Vaters nicht verkneifen. Es ist kalt, schneit, Atreus fröstelt, ist aber zu cool das zuzugeben, weil er Teenager ist und Papa Kratos nimmt ihn mit aller väterlicher Liebe in die Arme.
Es ist ein Spiel mit viel Humor, aber auch viel Tragik, traurigen Momenten. Ein Wechselbad der Gefühle aus Epik, die sich aus der Story ableitet, schließlich bedeutet Ragnarök das Ende der Welt.
Aber auch vielen, vielen persönlichen Momenten, die so gut geschrieben sind wie nur ganz wenige andere Titel. Und der auch spielerisch zu überraschen weiß, weil hier erstaunlich viel RPG-Substanz darin steckt.
Ein völlig neues Waffen-Gefühl, der Stonewall-Schild und viel mehr RPG-Elemente
God of War 2022 spielt sehr viel mehr mit Elementarmagie, gibt uns viele unterschiedliche Schilde an die Hand und lässt uns enorm viel mit Runen, Boni und Talenten experimentieren.
Es fühlt sich absurd gut an, die Axt auf ein monströses Krokodil zu schleudern und es in Kratos’ Handfläche zurückzurufen. Hier wird verdammt viel gekämpft, und es ist bemerkenswert, dass sich das nie eintönig und repetitiv anfühlt: Die Vielfalt der Feinde in den neun Reichen trägt sicherlich dazu bei, von flammenden Ogern über untote Soldaten hin zu Drachen und asgardischen Champions auf ihren gepanzerten Reittieren.
Das fühlt sich auch deshalb immer gut an, weil Sony Santa Monica viele neue Mechaniken einführt: Je nachdem, ob wir die Leviathan-Axt oder die Klingen des Chaos zücken, kann Kratos dank der neuen Signature Moves den geschärften Stahl mit Eis oder Feuer verstärken. Diese Elementarangriffe mit mächtigen Namen wie “Frost Awaken” sind verdammt tödlich und sehr cool in der Inszenierung.
Die Bossekämpfe sind hart, die Bosse aber insgesamt etwas weniger gigantisch als in den alten God of Wars. Die gibt’s durchaus, sind aber als Highlights reserviert. Oft sind sie nur etwas größer als Kratos.
Überrascht hat uns generell, wie viel Freiheit God of War Ragnarok uns bietet, wie viele RPG-Elemente. Wir können unglaublich viele Rüstungen durchwechseln – Brustpanzer, Helme, Beinschützer, Schilde – ein wenig wie in Assassin’s Creed Odyssey. Wir können alles upgraden in zahlreichen Talent-Bäumen, es gibt Runen wie in Diablo 4, die sich auch wieder in Waffen einbauen lassen. Und, und, und.
Das hat uns richtig überrascht, gen Ende hin haben wir Amulette mit einem Dutzend Steckplätzen, in die zig unterschiedliche Edelsteine reinpassen und jeder davon schaltet einen anderen Zauber oder Boost frei.
Aber das hier ist eben Sony Playstation – es fühlt sich gut an, einfach ein durchdachtes, ein gutes Spiel erleben zu dürfen, das nicht von Mikrotransaktionen durchfressen ist. Ein Virus, der die Kunst des Videospiels schon seit einigen Jahren immer mehr bedroht.
God of War 2018 hatte ja etwas an mangelnder Gegnervielfalt zu leiden, mit Ragnarök wirft uns Sony Santa Monica viel mehr Feinde entgegen: Krokodilsmenschen, Draugr, Drachen und viele, viele, die wir lieber nicht spoilern möchten.
Auch der Schild wurde überarbeitet, es gibt neue Schildtypen wie etwa den Dauntless und Stonewall: Beim Dauntless-Schild geht es vor allem um blitzschnelle Reaktionen. Parieren wir im letzten Moment, leuchtet Kratos’ Schild bedrohlich rot auf und signalisiert uns, dass wir einen verheerenden Schlag ausführen können, der den Feind benommen macht.
Im Gegensatz dazu ist der Stonewall-Schild für Tank-Gameplay gedacht: Wir können damit zwar nicht parieren, es ist ergo entscheidend ihn nach oben zu halten, um vor Sperrfeuer geschützt zu sein. Aber je mehr Treffer der Schild einsteckt, desto mehr kinetische Energie absorbiert er. Ist er schließlich voll aufgeladen, rammen wir ihn in den Boden und Boom – haut es alle von den Füßen und der OLED-Fernseher bebt.
Eine epische, mal traurige, mal witzige Götter-Welt im Marvel-Stil
God of War Ragnarök hat oft so eine schöne Heimeligkeit: Wir lernen Figuren sehr tief kennen, mal auf die traurige Art, aber gerne auch auf die skurrile und witzige, weil etwa Zwerge offenbar einen Putzfimmel haben.
God of War Ragnarök nimmt die Götterwelt weniger ernst als im letzten Teil: Thor ist etwa ein dickbäuchiger Säufer, ein wenig wie in The Avengers Endgame. Und zum Stressabbau lässt er seinen Hammer kreisen und verdrischt Untote. Das ist ein interessantes Mittel, um die Story zu erden – die Götter sind eher menschlich geschrieben, wir lernen viel über sie, über ihre Dämonen, ihre Geschichte, warum sie ihre Last im Wein ertränken.
Wir wollen hier gar nicht spoilern, aber das Writing ist wirklich erstklassig. Weil es Sony Santa Monica gelingt, diese mythischen Figuren auf ein Level zu bringen, auf dem wir viel mehr mit ihnen mitfühlen können. Es geht um Verlust und Liebe; Trauer und Wachstum; Egoismus vs. Altruismus.
Ragnarök hat viele traurige, emotionale Szenen, die wirklich unter die Haut gehen. Gerade diese schöne Papa-Sohn-Dynamik von Kratos und Atreus spielt Sony Santa Monica meisterhaft.
Große Themen also, aber immer wieder zeigt sich auch eine menschliche Komponente, die die Figuren nahe an uns heranrückt. Freya ist die Schöne, quasi die Aphrodite der nordischen Mythologie. Die Göttin der Liebe und der Ehe – und ausgerechnet die hat mächtig Krach mit ihrem Ehemann und kann aus magischen Gründen Midgard nicht verlassen.
Diese Leichtigkeit im Autorenstil zieht sich durch zu Atreus, der von Sunny Suljic genauso gespielt wird, wie man sich einen Teenager vorstellt: bockig, egoistisch, nicht besonders reflektiert, aber immer einen coolen Spruch auf den Lippen. Gen-Z-Style eben. Er und sein Vater erleben auch traumatische, harte, emotionale Szenen, die Geschichte behält also ihre Epik – schließlich steht mit Ragnarök das Ende der Welt bevor und auch anderes lastet schwer auf Atreus Schultern, der schon als Kind viel Blut und Grausamkeit erlebte mit uns im ersten God of War.
Was auffällt: Jede Figur ist richtig gut besetzt. Sowohl im englischen Original, aber auch die deutschen Synchronstimmen sind sehr gut gewählt und transportieren die Atmosphäre herrlich.
Das führt auch zu einem anderen Gameplay, weil Kratos und sein Sohn nicht mehr immer zusammen sind, sondern andere Charaktere kennenlernen und ihre eigenen Geschichten erleben, die parallel verlaufen und sich anders spielen. Kratos ist und bleibt der Haudrauf, Atreus der Stealth-Bogenschütze, dem ganz eigene Mechaniken und Talentbäume offen stehen, der etwa einen Astral-Hirsch freischaltet.
Und natürlich spielt auch Christopher Judge wieder einmal stark auf als Kratos, dem spartanischen Göttertöter, der dem Blutvergießen seines alten Lebens nicht zu entkommen scheint. Auch das hat eine schöne Dynamik, denn wo der wortkarge Halbgott im ersten Teil noch lernen musste ein guter Papa zu sein, hat er jetzt keine Ahnung wie er diesen wilden Teenager bändigen soll. Und ihm beizubringen, was passieren wird…
Ein atemberaubend schönes Universum aus Elfen-Luxus, Zwergen-Monstrosität und purer Grafik-Magie
God of War Ragnarök ist zwar keine Open-World, gibt uns aber viel mehr Freiraum Dörfer zu erkunden, in Fabrikanlagen einzudringen, Mechaniken anzuschauen oder in Religionen reinzuschnuppern, so wir das möchten.
“Willkommen in Niðavellir“, ruft uns Onkel Mimir, während er an Kratos Lederschurz baumelt. Das nachmittägliche Halbdunkel fällt warm auf die Oberfläche des Flusses, und mehrstöckige Hütten stehen stolz unter einer schwankenden Baumreihe. God of War Ragnarök ist zwar kein Open-World-Game, gibt uns aber viel Raum zum Erkunden, zum Genießen seiner Umgebung.
Wer Lust hat, der guckt sich ganz genau an, wie die Zwerge ihre monströsen Anlagen bauen, wie sie dafür Wasserkraft nutzen – alles ist fein säuberlich simuliert, etwa eine Loren-System, welches sich durch die ganze Anlage schlängelt. Und gerade durch Fimbulwinter, den eisig kalten magischen Frostwinter, wirken viele Locations ganz anders, als wir sie bisher kannten.
Ein kalter Wind fegt über die eisige Oberfläche des Sees und in der Mitte ist Tyrs Tempel unter der Schneedecke kaum noch zu erkennen. In der Ferne dienen eisige Berggipfel als Kulisse für einen einzelnen Blitzschlag, der als Zeichen eines intensiven Kampfes an Ort und Stelle eingefroren ist. So schafft Sony Santa Monica auch über sein Level-Design ein hohes Level an Epik, an diesem Gefühl, hier etwas Großes zu erleben.
Vanaheim, die Heimat der Vanir, ist ein grüner Wald, der sich einen großen Teil der Landschaft zurückerobert hat. Die Bäume wiegen sich sanft im Wind, Moos hat sich auf dem Wasser angesiedelt, und die Vegetation schlängelt sich entlang der Steinböden und hinauf zu den von Menschen errichteten Schreinen.
God of War Ragnarök setzt diese epischen Momente dosiert, also dosierter als die alten Spiele. Aber wenn sie kommen, dann krachen sie richtig und hauen uns förmlich um mit ihrer grafischen Brillanz.
Es gibt mondäne Elfen-Paläste, Drachenburgen, pittoreske, kleine Zwergendörfer mit Marktständen, aber auch monströse Industrieanlagen in Svartalfheim. Es ist ein unglaublich schönes Spiel, eines der wenigen, das wirklich die Power der Playstation 5 auskostet mit extrem scharfen 4K-Texturen und goldenen Rüstungen, die in der Sonne reflektieren, bevor wir uns dem nächsten Boss zuneigen.
Wer noch ein großes Epos für den Winter sucht, hier warten 35 Stunden an Hochgenuss, der vor allem in seiner erzählerischen Qualität an Meisterwerke wie Red Dead Redemption 2 oder BioShock Infinite erinnert. Ein Ausnahmewerk.
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