Die kostenlose Bildbearbeitung „Gimp“ wird seit vielen Jahren von der Open-Source-Community entwickelt. Wie das umfangreiche Werkzeugset der Software beim Verbessern von Fotos hilft und wie Sie das Tool optimal einsetzen, zeigt dieser Workshop.
In den Grundeinstellungen steht die Sprache für die Benutzeroberfläche auf „System Language“ und wechselt automatisch auf Deutsch. Wenn dies nicht funktioniert, gehen Sie in „Edit –› Preferences“ und wechseln anschließend links zum Eintrag „Interface“. Ganz oben finden Sie das Menü für die Spracheinstellungen.
Die Motive für die vorgestellten Bearbeitungsbeispiele finden Sie in der Bilddatenbank Pexels. Dort können Sie die Fotos kostenlos herunterladen und alle Bearbeitungsschritte selbst ausprobieren und nachvollziehen.
Siehe auch: Gimp für Einsteiger – Die besten Tipps zur Bildverbesserung
Klassiker bei Blitzlicht: Rote Augen entfernen
Nach dem Markieren der Augenbereiche bearbeiten Sie mit der Funktion „Rote Augen entfernen“ die Problembereiche.
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Bei Aufnahmen am Abend oder in Innenräumen kommt gern das Blitzlicht zum Einsatz. Es kann unter Umständen für rote Augen sorgen. Diese lassen sich mit Gimp sehr einfach entfernen. Aktivieren Sie die Ellipsenauswahl, indem Sie die Taste E drücken und nun ein Auge im Foto markieren. Ziehen Sie danach einen Kreis beziehungsweise eine Ellipse auf und verwenden Sie die Anfasser an den Ecken, um die Größe anzupassen. Schieben Sie die Maus in die Mitte der Auswahl und klicken Sie einmal zum Positionieren der Auswahl.
Wiederholen Sie den Prozess für das andere Auge, halten Sie dabei die Umschalttaste gedrückt. Wenn die Auswahl passt, gehen Sie ins Filtermenü und wählen im Bereich „Verbessern“ die Funktion „Rote Augen entfernen“. In den Einstellungen passen Sie den Effekt mit dem Slider „Threshold“ an. Bestätigen Sie die Änderungen mit „OK“.
Die Beauty-Retusche
Mit dem Clone- beziehungsweise Heilen-Werkzeug löschen Sie kleine Fehler im Gesicht. Die Frequenztrennung ermöglicht größere Retuschearbeiten.
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Die Haut in Porträtfotos offenbart sehr oft kleine Fehler. Pickel, Rötungen und Ähnliches lassen sich mit dem Clone-Tool aus den Gimp-Werkzeugen schnell entfernen. Diese Funktion aktivieren Sie mit der Taste C. Suchen Sie sich nunmehr einen Bildbereich, der farblich als Quelle passt. Darauf klicken Sie bei gedrückter Strg-Taste mit der Maus, wechseln sodann zum Problembereich und klicken erneut, bis der Fehler verschwindet. Variieren Sie die Größe und Druckstärke des Pinsels, damit Sie ein optimales Ergebnis erhalten.
Analog arbeitet das Heilen-Werkzeug (Taste H). Die Ergebnisse überzeugen bei kleinen Korrekturen. Für den Fall, dass größere Bereiche repariert werden, kann diese Methode zu verwaschenen Hautbereichen führen. Der Einsatz von „Frequenz Trennung“ sorgt für bessere Ergebnisse. Diese Technik wird von zahlreichen Profis bei der Fotoretusche eingesetzt.
So funktioniert es mit Gimp: Laden und öffnen Sie unser Beispielporträt von Pexels. Legen Sie daraufhin eine Kopie für die Hintergrundebene an, indem Sie in der Palette mit der rechten Maustaste den Eintrag anklicken und im Kontextmenü „Ebene duplizieren“ wählen. Aktivieren Sie „Namen der Ebene“ und ändern Sie die Bezeichnung zu „Farben“.
Öffnen Sie mithilfe des Filtermenüs die Option „Weichzeichnen –› Gaußscher Weichzeichner“, wählen Sie als Wert „4“ und bestätigen Sie dies. Ändern Sie den Ebenenmodus für „Farben“ zu „Faser extrahieren“. Öffnen Sie mittels der rechten Maustaste das Kontextmenü für die Ebene und benennen Sie die neue Ebene über „Neu aus sichtbar“ in „Details“ um. Setzen Sie den Ebenenmodus für „Farben“ wieder auf „Normal“ und bei „Details“ auf „Faser mischen“.
Damit sind die Bildinformationen in zwei Frequenzbereiche aufgeteilt, die sich getrennt bearbeiten lassen. Blenden Sie die Details-Ebene aus und verwenden Sie das Clone-Werkzeug zum Entfernen von Farbfehlern. Wechseln Sie bei Bedarf auf den Pinsel und wählen Sie mit der Pipette die passenden Farbtöne. Glätten Sie die Übergänge zwischen den Farben, bis das Ergebnis perfekt aussieht. Jetzt aktivieren Sie die Ebene mit den Details und entfernen dort mit dem Clone-Werkzeug die Hautfehler.
Hinweis: Entfernen Sie nicht die Hautporen. Denn dann wird das Gesicht zu sehr geglättet und wirkt unecht. Solche Details sorgen für die natürliche Wirkung im Foto. Professionelle Retoucheure verwenden auf diese Schritte bisweilen sehr viel Zeit.
Schnelles Aufhellen mit Kurven und Ebenenkopie
Farbkurven in Kombination mit einer zusätzlichen Ebenenkopie helfen beim Aufhellen sowie beim Bearbeiten von zu dunkel belichteten Aufnahmen.
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Ein Foto ist Ihnen zu dunkel? Das ändern Sie in wenigen Arbeitsschritten. Laden und öffnen Sie ein weiteres Beispielfoto. Duplizieren Sie den Hintergrund in der Ebenenpalette und schalten Sie die Sichtbarkeit aus. Klicken Sie in der Übersicht vor der Ebenenkopie links auf das Auge-Icon. Aktivieren Sie den Hintergrund und öffnen Sie die Einstellungen für die Farbfilter, indem Sie auf „Farben –› Kurven“ klicken. Im nächsten Schritt klicken Sie in die Mitte des Graphen, um einen Kontrollpunkt zu setzen. Wiederholen Sie dies im oberen und unteren Bereich der Linie.
Verschieben Sie die Punkte an die Positionen wie im Bild „Farbkurven“ zu sehen. So hellen Sie das Foto ein wenig auf. Blenden Sie die obere Ebene wieder ein und ändern Sie den Modus in der Palette rechts auf „Abwedeln“. Experimentieren Sie nun mit der Deckkraft für das richtige Ergebnis.
Tipp: Lassen Sie das Fenster mit der Farbkurve offen und bestätigen Sie die Eingaben nicht durch „OK“, sondern regulieren Sie nachträglich die Helligkeit für die Kurve. Bei sichtbarer Abwedeln-Ebene sehen Sie sogleich das Resultat.
Gimp-Scripts: Luminanzmasken erzeugen
Beim Maskieren mithilfe von Luminanz werden unterschiedliche Helligkeitsbereiche ausgewählt, die Skala reicht von dunklen bis zu hellen Bildpunkten. Ein Script für Gimp hilft, je drei Masken für die unterschiedlichen Helligkeiten zu erzeugen. Laden Sie von Github die Datei „sg-lumino sity-masks.scm“ herunter und kopieren Sie sie in den Ordner „scripts“ im Installationsverzeichnis von Gimp unter „sharegimp2.0“. Bei der portablen Gimp-Version findet sich das Verzeichnis in „Appgimpsharegimp2.0“. Die Luminanzmasken für das Foto in der aktuellen Ebene erzeugen Sie über das Menü „Ebene –› Maske –› Luminosity Masks“. Das Ergebnis finden Sie in der Palette „Kanäle“. Die Abkürzungen kennzeichnen die maskierten Bereiche: „L“ bedeutet hell, „D“ dunkel und „M“ steht für die Mitteltöne.
Aufnahmen erweitern und Inhalte einsetzen
Häufig sind Landschaftsfotos in der Höhe zu klein. Abhängig vom Motiv kann man einen Bereich oben anstückeln: Bei diesem Beispielfoto wird der blaue Himmel nach oben erweitert. Öffnen Sie das Bild und aktivieren Sie per Shortcut Strg-O das Werkzeug „Nach Farbe auswählen“. In den Einstellungen rechts setzen Sie den „Schwellwert“ auf etwa 40. Klicken Sie nun in den Himmelbereich und invertieren Sie die erzeugte Auswahl mit Strg-I. Kopieren Sie mit Strg-C den markierten Bereich und wechseln Sie in das Menü „Bearbeiten –› Einfügen als –› Neue Ebene“. Damit erzeugen Sie eine Kopie des Leuchtturms.
Deaktivieren Sie diese Ebene, erzeugen Sie mittels „Strg-Shift-N eine neue Ebene und schieben Sie diese im Stapel unter das Originalfoto. Öffnen Sie über „Bild –› Leinwandgröße“ die Einstellungen für die Arbeitsfläche. Kopieren Sie den Wert für die Breite und fügen Sie ihn in das Feld für die Höhe ein. Bestätigen Sie mit der Tabulatortaste und klicken Sie im Bereich „Versatz“ auf Knopf „Zentrieren“. Als Nächstes verdoppeln Sie den Wert im Y-Feld, um die Erweiterung des Fotos oben einzufügen, und schließen den Schritt mit „Größe ändern“ ab.
Aktivieren Sie jetzt die Ebene mit dem Original und wechseln Sie mit der O-Taste zur Pipette. Nehmen Sie die Farbe ganz oben am Bildrand auf und klicken Sie sodann auf die leere Ebene im Hintergrund. Füllen Sie die Fläche mit dem Farbeimer (Shift-B) mit der zuvor ermittelten Farbe.
Den Übergang oben modifizieren Sie mit einer Ebenenmaske. Dazu klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Original in der Palette und wählen im Kontextmenü „Ebenenmaske hinzufügen“. Im Optionenfenster wählen Sie den ersten Eintrag „Weiß (volle Deckkraft) und starten durch Drücken der Taste das Verlaufswerkzeug. Danach setzen Sie in der Farbpalette die Vordergrundfarbe auf Schwarz und den Hintergrund auf Weiß. Aktivieren Sie die zuvor erzeugte Maske mit einem Mausklick in der Palette und gehen Sie in der Bildansicht an die obere Kante des Originalfotos.
Anschließend ziehen Sie einen senkrechten Verlauf, bis der harte Übergang mit dem Blau im Hintergrund unsichtbar wird. Wenn ein Teil des Leuchtturms dabei verschwindet, ist das kein Problem. Aktivieren Sie jetzt die Kopie darüber, um wieder die Details des Gebäudes zu zeigen.
Panoramen schnell zusammensetzen
Gimp besitzt keine Funktion zum Zusammenfügen von Panorama-Aufnahmen, da hilft Autostitch weiter. Im Hauptfenster des Tools klicken Sie links auf das Ordnersymbol und legen die Auswahl der zusammenzusetzenden Fotos fest. Wenn Sie nun auf „Öffnen“ klicken, erzeugt Autostitch das Panorama automatisch. Das Ergebnis sehen Sie im voreingestellten Bildanzeiger. In den Einstellungen finden Sie den Wert für die Größe des Panoramas. Über die Option „Image Size“ können Sie zwischen maximaler Breite beziehungsweise Höhe und der Skalierung über Prozent wählen.
Mit Farbverläufen Effekte einfügen
Zum Ändern der Stimmung in einer Landschaftsaufnahme eignen sich die Ebenen-Modi. Abhängig von der jeweiligen Füllung wirken sich diese unterschiedlich auf das Motiv darunter aus.
Ein Verlauf mit einem speziellen Ebenenmodus in Kombination mit einer Luminanzmaske verändert die Stimmung in einer Aufnahme.
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Öffnen Sie dazu folgendes Strandfoto von Pexels und legen Sie daraufhin mit der Tastenkombination Strg-Shift-N eine neue Ebene an. Wählen Sie das Verlaufswerkzeug mit der Taste G und ändern Sie die Vordergrundfarbe: Geben Sie im Farbfeld „HTML-Notation“ den Wert 00d3ff ein, wechseln Sie zur Hintergrundfarbe und stellen Sie hier den Wert auf „ff9800“. Damit erzeugen Sie einen Verlauf von Türkis zu Orange.
Ziehen Sie bitte im Bild auf der zusätzlichen Ebene einen vertikalen Verlauf von oben nach unten und ändern Sie in der Palette für die Ebenen den Modus auf „Lineares Licht“. Ziehen Sie die Deckkraft für den Verlauf auf 15 bis 20 Prozent. Der Farbeffekt wirkt damit auf das komplette Bild. Die schwarzen Bereiche haben einen Grauschleier. Zum Korrigieren maskieren Sie diese Abschnitte aus. Anstatt mit dem Zauberstab oder anderen Werkzeugen benutzen Sie die Auswahl nach Farbe. Diese finden Sie im „Auswahl“-Menü. Die Methode trifft nur einen Teil der dunklen Bereiche, hier ist eine Luminanzmaske ideal.
Zum Erzeugen der Auswahl installieren Sie das Gimp-Script für die Arbeit mit Luminanz, genaue Informationen hierzu finden Sie im Kasten “Gimp-Scripts: Luminanzmasken erzeugen” weiter oben. Nun wechseln Sie zur Hintergrundebene mit dem Originalbild und fahren über „Ebene –› Maske –› Luminosity Mask“ fort. In der Palette klicken Sie in der Folge mit der rechten Maustaste auf die Ebene mit dem Verlauf und wählen anschließend im Menü „Ebenenmaske hinzufügen“. Im nächsten Fenster aktivieren Sie die Option „Kanal“ und wählen im Menü daneben den Eintrag mit dem großen „L“ am Anfang der Bezeichnung. Bestätigen Sie mit „Hinzufügen“, das Bild ist jetzt klarer und schärfer.
Die Luminanzmaske wurde mit einem Gimp-Script erzeugt und wird anschließend über die Ebenenpalette ausgewählt.
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Bessere Gruppenfotos dank Serienaufnahmen
Wenn viele Menschen für Familienfotos, eine Hochzeit oder Klassenaufnahmen fotografiert werden, schauen im Augenblick der Aufnahme meist nicht alle optimal: Augen geschlossen, Mund verzogen und so weiter. Dies lässt sich vermeiden, indem Sie in der Kamera die Funktion für Serienaufnahme aktivieren. Dabei werden in einem sehr kurzen Zeitraum mehrere Bilder gemacht. Sollte eine Person auf dem ausgewählten Bild blinzeln oder die Augen zukneifen, so öffnen Sie in Gimp das Extra-Material.
Kopieren Sie mit dem Lasso-Werkzeug den Gesichtsbereich rund um die offenen Augen und kopieren Sie d ann mit der Tastenkombination Strg-C die Daten in die Zwischenablage. Nun wechseln Sie zur Aufnahme mit den geschlossenen Augen und fügen über Strg-V den kopierten Bereich ein. Bewegen Sie die Auswahl an die richtige Stelle und fügen Sie über das Menü „Ebene –› Neu Ebene“ in das Bild ein.
Nutzen Sie den Gimp-Radierer, um die Kanten und Übergänge mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Verwenden Sie dazu einen niedrigen „Druck“-Wert in den Werkzeugeinstellungen. Arbeiten Sie in mehreren Durchgängen vorsichtig an der Kante des Materials.
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