Wissenschaftler der Universität von Miami haben im Rahmen einer In-Vitro-Studie (also in einer Untersuchung außerhalb eines lebenden Organismus) untersucht, wie sich die elektromagnetische Strahlung von Mobiltelefonen auf die Beweglichkeit und Lebensfähigkeit von Spermien auswirkt. Denn dass Mobiltelefone hochfrequente elektromagnetische Strahlung (RF-EMR) aussenden, ist unbestritten. Dass diese Strahlung gesundheitliche Auswirkungen haben könnte, ist jedoch bis heute nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Studien hierzu widersprechen sich.
Fragestellung: Schädigt WLAN die Spermien?
Den US-Forschern geht es in ihrer Untersuchung nicht um mögliche Risiken für den Kopf, beispielsweise durch Gehirntumore. Sondern die Wissenschaftler konzentrieren sich auf die möglichen Folgen für die Fruchtbarkeit von Männern. Sprich: Schadet es den männlichen Spermien, wenn man das Handy in der Hosentasche und damit nahe an den Hoden trägt?
Insbesondere durch das Aufkommen der 5G-Mobilfunknetzwerke hat diese Fragestellung erneut an Brisanz gewonnen. Die Forscher wollten also wissen, ob moderne Smartphone-Technologie wie 4G, 5G und WLAN sich negativ auf die Beweglichkeit und Lebensfähigkeit der Spermien auswirkt.
Die Versuchsanordnung
Hierzu nahmen die Forscher Sperma von gesunden, fruchtbaren Männern im Alter von 25-35 Jahren. Dieses ejakulierte Sperma, insgesamt neun Proben, wurde außerhalb des menschlichen Körpers in einer In-vitro-Studie über eine Dauer von 6 Stunden der RF-EMR-Strahlung ausgesetzt. Die Strahlung stammte von einem Smartphone der aktuellen Generation (laut Forschung und Wissen handelte es sich dabei um ein iPhone 13), wobei sich das Smartphone im Gesprächsmodus (Whatsapp-Sprachanruf) befand.
Der Abstand zwischen Sperma und Handy betrug 2,5 Zentimeter. Der Anruf wurde entweder über das 4G-, 5G- oder das WIFI-Spektrum getätigt. Zudem untersuchten die Forscher, ob eine Handyhülle oder ein größerer Abstand zu den Spermaproben die Auswirkungen reduzierte. In einem weiteren Experiment legten die Wissenschaftler die Samenproben in einen 37 Grad Celsius warmen Inkubator, um die Auswirkungen der Wärme zu untersuchen.
Das Ergebnis: WLAN schlecht, 4G/5G ohne messbare Folgen
Die Forscher beobachteten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, deren Sperma keiner Strahlung ausgesetzt war, eine Abnahme der Spermienmotilität (also der Beweglichkeit der Spermien) um 12 Prozent: 50 % (ohne Strahlung) vs. 38 % (mit Strahlung). Bei der Lebensfähigkeit schnitt das Sperma mit Strahlung um 13 Prozent schlechter als die Kontrollgruppe ohne Strahlung ab: 60 % vs. 47 %.
In den Spermaproben, die 4G oder 5G RF-EMR ausgesetzt waren, konnten die Wissenschaftler dagegen keine zusätzliche Abnahme der Spermienmotilität und -lebensfähigkeit feststellen. Die Forscher vermuten, dass die Erwärmung durch die WLAN-Strahlung die entscheidende Rolle spielt, die zu einer reduzierten Beweglichkeit der Spermien führte. Das habe auch eine weitere Untersuchung bestätigt, bei der das Sperma einer Temperatur von 37 Grad ausgesetzt wurde. Auch in diesem Fall litten die Spermien.
Wichtig: Es ist noch völlig unklar, ob sich diese außerhalb des menschlichen Körpers gewonnenen Erkenntnisse 1:1 auf die Situation im Körper übertragen lassen.
Schutzmaßnahmen
Eine Smartphone-Hülle sowie ein größerer Abstand zum Smartphone mit WLAN verringerten die Auswirkungen auf die Beweglichkeit und Lebensfähigkeit der Spermien!
Fazit
Die Forscher bezeichnen ihre Untersuchung als Pilotstudie. Diese sei aber ausreichend aussagekräftig. Demnach stehe fest, dass die Beweglichkeit und die Lebensfähigkeit von Spermien bei Smartphones, die Daten über WLAN übertragen, negativ beeinflusst werden. Es scheint, dass die vom Gerät ausgehende Wärme zu diesem Effekt beiträgt, da das Gerät wärmer war als bei der Verwendung von Telefonen mit 4G oder 5G.
Die Forscher betonen: „Angesichts der großen Variabilität bei Smartphones ist weitere Forschung zu den Auswirkungen der Exposition erforderlich, und die aktuelle Assoziation sollte mit Vorsicht als Hypothese betrachtet werden.“
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