Update 9.1.2023: Die Welt berichtet, dass Intel anders als zunächst geplant nicht im ersten Quartal 2023 mit dem Bau seiner Chipfabrik in Magdeburg beginnen würde. Man habe noch keinen Termin für den Baustart festgelegt. Denn seit dem Projektstart im Jahr 2022 habe sich vieles verändert, unter anderem sei die Nachfrage nach Halbleitern zurückgegangen.
Intel würde noch mit der Bundesregierung über Subventionen verhandeln. Erst wenn die Subventionen rechtssicher feststehen würde, würde Intel mit dem Bau beginnen, zitiert die Welt am Sonntag den Chip-Konzern.
Update Ende, Beginn der ursprünglichen Meldung vom 15.3.2022:
Nach Tesla baut auch Intel in den neuen Bundesländern eine riesige Fabrik – und zwar in Magdeburg. Ein Triumph für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Vorausgegangen waren Wochen und Monaten intensiver Gespräche zwischen Intel, der Europäischen Kommission sowie Vertretern europäischer Nationalstaaten, wie der Branchenverband Silicon Saxony e. V. mitteilt.
17 Milliarden Euro für Magdeburg
Intel will in den kommenden zehn Jahren bis zu 80 Milliarden Euro entlang der gesamten Halbleiter-Wertschöpfungskette in der EU investieren – von der Forschung und Entwicklung (F&E) über die Fertigung bis hin zum hochmodernen „Packaging“. Zum Start stellt Intel 17 Milliarden Euro für den Bau von zwei hochmodernen Halbleiterfabriken in Magdeburg bereit. Dort will Intel modernste Transistortechnologien herstellen und die Nachfrage von Foundry-Kunden bedienen.
Deutschland sei laut Intel „der ideale Standort für die Errichtung eines neuen europäischen Zentrums für modernste Chipherstellung: die Lage im Herzen Europas, herausragende Fachkräfte, exzellente Infrastruktur und ein etabliertes Ökosystem aus Zulieferern und Kunden“.
3000 dauerhafte Arbeitsplätze bei Intel
Intel spricht von voraussichtlich 7.000 Personen, die für die Fabriken im Baugewerbe beschäftigt werden sowie von dauerhaft 3.000 Hightech-Arbeitsplätze bei Intel und zehntausende zusätzliche Stellen bei Zulieferern und Partnern.
Die Planungen für die beiden Fabriken sollen sofort beginnen. Der Baubeginn soll voraussichtlich in die erste Jahreshälfte 2023 fallen, vorbehaltlich der Beihilfengenehmigung durch die EU-Kommission und der Bewilligung der Förderung durch die deutschen Behörden. 2027 soll dann der Produktsstart in Magdeburg sein. Damit wäre Intel aber deutlich langsamer als Tesla…
Darüber hinaus plant das Unternehmen ein neues Forschungs-, Entwicklungs- und Designzentrum in Frankreich. Außerdem will Intel seine Kapazitäten in den Bereichen F&E, Fertigung, Auftragsfertigung (Foundry) und Backend-Fertigung in Irland, Italien, Polen und Spanien ausbauen.
Silicon Saxony e. V. kommentiert Intel Entscheidung enthusiastisch:
“Das ist ein grandioser Gewinn für Europas führenden Hightech-Cluster Silicon Saxony sowie alle Mitglieder unseres Branchenverbandes. Im Städtedreieck Magdeburg, Erfurt/Jena und Dresden produzieren GlobalFoundries, Infineon, Bosch, X-Fab, Siltronic, ZEISS, Jenoptik und demnächst Intel. Die Akteure ergänzen sich in ihren Fähigkeiten und Kompetenzen. Dies festigt substanziell den technologischen Führungsanspruch von Silicon Saxony in Europa, aber auch im internationalen Wettbewerb. Über das Investment von Intel werden die Unternehmen der Region ‚Silicon Saxony‘ noch stärker zusammenwachsen. Vor allem die Mittelständler, die als Zulieferer, direkt vor ihrer Haustür, Intel beim Aufbau der Produktion unterstützen werden, sind die großen Gewinner. Zusätzlich eröffnet unser Mitglied Intel neue Perspektiven für eine Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Entwicklung. Auch hinsichtlich internationaler Fachkräfte wird die Region Silicon Saxony profitieren und weiter wachsen.”
#Intel-Chef @PGelsinger gibt soeben Milliardeninvestition des Chipriesen in #Magdeburg bekannt. pic.twitter.com/jU3sQYEASW— Michael Bock (@mbock84340_bock) March 15, 2022
Gerücht sickerte bereits im Februar durch
Der Mitteldeutsche Rundfunk MDR hatte bereits im Februar gemeldet , dass Intel seine für Europa geplante neue Chipfabrik „Mega-Fab“ in Deutschland bauen will. Und zwar in Magdeburg. Die Hauptstadt des Landes Sachsen-Anhalt setzt sich gegen die innerdeutschen Bewerber aus Dresden und Penzing durch. Besonders Dresden, wo es bereits die Chipfertigung anderer Unternehmen gibt, galt als ernster Konkurrent für Magdeburg. Magdeburg hatte aber auch Konkurrenten außerhalb von Deutschland. So hatten sich auch Städte aus Frankreich und Italien um die Ansiedlung von Intels Chip-Fabrik bemüht.
Seine Entscheidung gab Intel aber erst heute am 15. März 2022 bekannt. Sachsen-Anhalt warb für den Standort Magdeburg unter anderem mit den Argumenten, dass es dort „attraktive Gewerbegebiete“ und eine Hochschule geben würde, die neue IT-Nachwuchskräfte ausbilden würde; beispielsweise hier . Laut MDR sollen in der neuen Fabrik über 1000 Arbeitsplätze entstehen. Außerdem ist davon die Rede, dass Intel einen zweistelligen Milliardenbetrag investieren wolle.
Die EU wird im Rahmen des “EU Chips Act” die Ansiedlung der Fabrik fördern. Denn die EU will Europa unabhängiger von Chiplieferung aus außereuropäischen Ländern, insbesondere aus Asien, machen. Diese Abhängigkeit zeigt gerade jetzt bei den Lieferengpässen mit Chips aus Asien ihre negativen Folgen.
Intels Fabrik wird die zweite spektakuläre Neuansiedlung in den neuen Bundesländern in jüngster Zeit. Tesla hatte 2021 in Brandenburg in Rekordzeit eine Fabrik hochgezogen, die bald Fahrzeuge ausliefern wird.
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