Die Katze ist aus dem Sack: AMD hat im Zuge des “together we advance_gaming” Livestreams die neuen Radeon RX 7000 GPUs auf Basis der RDNA 3-Architektur offiziell vorgestellt. Gemäß AMD sollen die Navi 31 Grafikkarten ein “neues Level an Performance, Effizienz und Funktionalität für Gamer und Kreativanwender bieten”. Die High-End-Modelle Radeon RX 7900 XTX und Radeon RX 7900 XT treten dabei in direkte Konkurrenz zu Nvidias GeForce RTX 4090 und RTX 4080 16 GB. Die ersten Desktop-Grafikkarten im Multi Chip-Module-Design sollen Nvidia vor allem preislich unter Druck setzen, doch auch die Raytracing-Leistung soll sich drastisch verbessert haben und AMD setzt erstmals auf AI Recheneinheiten.
AMD Radeon RX 7000 ab Mitte Dezember
Nvidia hat mit der GeForce RTX 4090 am 12. Oktober vorgelegt und einen guten Monat später soll am 16. November die GeForce RTX 4080 16 GB nachfolgen. AMD wiederum will am 13. Dezember mit der Radeon RX 7900 XTX und der RX 7900 XT nachziehen und beschreitet damit den gleichen Weg wie der Konkurrent, dieses Jahr nur die High-End-Modelle auf den Markt zu bringen. Wann die kleineren RDNA 3 GPUs auf Basis von Navi 32 und Navi 33 nachfolgen sollen, ist leider noch ungewiss.
AMD Navi Launch in Las Vegas, Nevada, Thursday, November 3, 2022.
(Photo by PaulSakuma.com Photography)
Adam Patrick Murray / IDG
RX 7000 bedeutend günstiger als RTX 4000
Die Bekanntgabe der Preise für die neuen Ada Lovelace GPUs hat im Internet für einen großen Aufschrei gesorgt und nicht wenige potenzielle Käufer haben auf günstigere GPUs von der Konkurrenz spekuliert. Tatsächlich fallen die Preise für die RX 7900 XTX mit 999 US-Dollar und für die RX 7900 XT mit 899 US-Dollar bedeutend günstiger aus als bei Nvidia. Zum Vergleich: Nvidia hat die RTX 4090 mit 1.599 US-Dollar und die RTX 4080 mit 1.199 US-Dollar bepreist. Tatsächlich hat AMD im Vergleich zum Vorgänger nicht einmal aufgeschlagen, denn auch die RX 6900 XT ist vor guten zwei Jahren für 999 US-Dollar an den Start gegangen.
Hierzulande dürfte es aber bedauerlicherweise trotzdem zu einem höheren Preis zum Release kommen, auch wenn die offiziellen Europreise bisher noch nicht bekannt sind. Grund hierfür ist der schwache Eurokurs. War zum Release von RDNA 2 ein US-Dollar nur 0,85 Euro wert, so liegt dessen aktueller Wert bei 1,02 Euro. Rechnen wir die offizielle UVP mit diesem Faktor um und schlagen die deutsche Mehrwertsteuer von 19 Prozent obendrauf, dürften in etwa folgende Preise realistisch sein:
AMD Radeon RX 7900 XTX: 1.219 Euro
AMD Radeon RX 7900 XT: 1.099 Euro
Damit wären die RDNA 3 GPUs aber auch hierzulande bedeutend günstiger als die Konkurrenz, so sind für eine RTX 4090 offiziell 1.949 Euro und für die RTX 4080 1.469 Euro fällig.
RX 7000 und RTX 4000 im direkten Vergleich
Wie bereits im Vorfeld angekündigt, setzt AMD bei den RDNA 3 Topmodellen auf das Multi-Chip-Module-Design (MCM). Konkret setzt sich Navi 31 aus einem Graphics Compute Die (GCD) und sechs Memory Control Dies (MCDs) zusammen. Im Vollausbau stehen damit 48 Workgroup-Processor (WGP) mit 12.288 ALUs zur Verfügung. Das Topmodell, die Radeon RX 7900 XTX, kann auf 24 GB GDDR6 Videospeicher zurückgreifen, welcher an ein 384-bit Speicherinterface angebunden ist und mit 20 Gbps taktet. Daraus resultiert eine Bandbreite von 960 GB/s. Die GPU der RX 7900 XT ist auf 42 WGPs mit 10.752 ALUs beschnitten. Zudem hat sich der Videospeicher auf 20 GB an einem 320-bit Interface verkleinert. Die TDP der RX 7900 XTX gibt AMD mit 355 Watt an, und die der RX 7900 XT mit 300 Watt.
AMD
Die beiden Grafikkarten verfügen zudem über 96 MB an Infinity Cache, welcher auf sechs MCDs à 16 MB aufgeteilt ist. Im Vergleich zu den 128 MB Infinity Cache der RX 6900 XT klingt das nach einem Rückschritt.
AMD
“Wir haben diesen Infinity Cache so abgestimmt, dass er eine bessere Wiederverwendung von Daten mit weniger Kapazität ermöglicht, um mehrere Dinge für uns zu erreichen”, so Naffziger. “Mit den hohen Trefferquoten werden die meisten Speicheranforderungen direkt ausgelöst. Dadurch werden die Daten in kürzerer Zeit an die Engine geliefert und verbrauchen weniger Strom als bei der Verwendung von DRAM.” Insgesamt, so Naffziger, bietet der Infinity Cache von RDNA 3 die 2,7-fache Spitzenbandbreite seines Vorgängers und liefert bis zu 5,3 Terabyte pro Sekunde für Anweisungen, die innerhalb der GPU und des Infinity Cache bleiben.
AMD
AMD setzt außerdem – anderes als Nvidia – nicht auf den neuen 12VHPWR Stecker, sondern auf zwei herkömmliche 8-Pins. In Kombination mit den 66 Watt, welche der PCIe-Slot des Motherboards übertragen darf (12 Volt x 5,5 Ampere), ergibt sich eine maximal mögliche Leistungsaufnahme von 366 Watt. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass wir hier Custom Modelle mit drei 8-Pins zu Gesicht bekommen werden. Hinsichtlich der Effizient gibt AMDs CEO Lisa Su an, dass sich diese um 54 Prozent gegenüber RDNA 2 verbessert haben soll.
AMD Radeon RX 7900 XTXNvidia GeForce RTX 4090AMD Radeon RX 7900 XTNvidia GeForce RTX 4080GPUNavi 31 XTXAD102-300-A1Navi 31 XTAD103-300-A1Design1x GCD + 6x MCDmonolithisch1x GCD + 6x MCDmonolithischDie-Größe300mm2 + 6x 37mm2608mm2300mm2 + 6x 37mm2379mm2Transistoren58 Milliarden76,3 Milliarden58 Milliarden45,9 MilliardenFertigungTSMC N5 (GCD) + N6 (MCD)TSMC 4NTSMC N5 (GCD) + N6 (MCD)TSMC N4FP32-ALUs12.28816.38410.7529.728Game-Takt2,3 GHz2,52 GHz2,0 GHz2,51 GHzGrafikspeicher24 GB GDDR624 GB GDDR6X20 GB GDDR616 GB GDDR6XSpeicher-Interface384-bit384-bit320-bit256-bitSpeichergeschwindigkeit20 Gbps21 Gbps20 Gbps23 GbpsBandbreite960 GB/s1008 GB/s800 GB/s736 GB/sInfinity/L2-Cache96 MB72 MB96 MB64 MBTDP355 Watt450 Watt300 Watt320 WattStromversorgung2x 8-Pin1x 16-Pin2x 8-Pin1x 16-PinUVP~1.219 Euro1.949 Euro~1.099 Euro1.469 Euro
Neuerungen und Performance von RDNA 3
RDNA 3 wechselt zu einer neuen “vereinheitlichten” Recheneinheit, welche auf Dual-Issue-Wave-32-Einheiten setzt, sodass RDNA 3 je nach Arbeitslast entweder Integer- oder Fließkomma-Befehle berechnen kann, was laut Naffziger die Frameraten von Spielen und KI-Aufgaben gleichermaßen beschleunigen kann. Eine optimierte Allzweck-Registerdatei mit 50 Prozent mehr Kapazität als bei der RDNA 2-Architektur hilft ebenfalls, alle Aufgaben zu bewältigen.
AMD
Und ja, auch KI-Aufgaben. Zwei Generationen nach der Einführung der Tensor-Cores in den GeForce-GPUs der RTX 20-Serie durch Nvidia zieht AMD nun endlich nach. Jede RDNA 3 Compute Unit (CU) enthält ein Paar KI-Kerne sowie einen verbesserten Raytracing-Kern, der neue dedizierte Befehle, 1,5-fache Strahlenberechnung und neue Raybox-Sortier- und Transversalfunktionen unterstützt.
AMD
AMD sagt, dass RDNA 3 bis zu 50 Prozent mehr Leistung pro CU bietet als RDNA 2. Angesichts des Defizits, mit dem AMD gestartet ist, ist es unwahrscheinlich, dass die Leistung der RTX 40-Serie von Nvidia erreicht werden kann, aber es könnte Ray-Tracing-Spiele auf Grafikkarten der RX 7000-Serie auch in hohen Auflösungen spielbar machen. Und man muss davon ausgehen, dass diese KI-Kerne schon bald für das Upsampling von Spielen eingesetzt werden – zumal Radeon-Chef Scott Herkelman auf dieser Veranstaltung FSR 3 für eine Veröffentlichung im Jahr 2023 ankündigte, mit einer Verdopplung der Bildraten im Vergleich zu FSR 2.
AMD
Apropos Recheneinheiten: RDNA 3 hat zwar einen viel kleineren Chip, dafür aber viel mehr CUs als zuvor. Die Radeon RX 6900 XT hat 80 CUs; die Radeon RX 7900 XTX hat 96 bei 2,3 GHz, während die 7900 XT 84 bei 2 GHz bietet.
Von traditionellen Spielen über Raytracing bis hin zu KI-Aufgaben sollte AMDs neues Flaggschiff wesentlich mehr Leistung als zuvor bieten, wie die von AMD zur Verfügung gestellten Folien unten zeigen. (Allerdings sollten Sie wie immer unabhängige Benchmarks abwarten, bevor Sie eine neue Grafikkarte beurteilen und leider gibt es auch keine Vergleiche zu Nvidias RTX 4090).
AMD
AMD
AMD
AMD kündigte außerdem eine neue “Hypr-RX”-Funktion an, mit der sich die Bildwiederholrate durch Aktivierung von FSR, Radeon Boost und anderen hilfreichen Radeon-Technologien mit nur einem Klick deutlich verbessern lässt. Wie FSR 3 wird auch dieses Feature im Jahr 2023 erscheinen – genauer gesagt in der ersten Hälfte.
Display-Engine
Die Radeon RX 7900 XTX und 7900 XT unterstützen DisplayPort 2.1, anders als die GeForce RTX 4090. Das bedeutet, dass sie 4K-Displays mit bis zu 480 Hz oder 8K-Displays mit 165 Hz unterstützen. Zudem ermöglichen 12 Farbbits pro Kanal bis zu 68 Milliarden Farben.
AMD
Medien-Engine
Die neue Medien-Engine von RDNA 3 unterstützt nicht nur AV1-Codierung und -Decodierung und schließt damit zu Intels Arc und Nvidias RTX 40-Serie auf, sondern die GPU kann auch gleichzeitig HEVC- oder AVC-Videos codieren und decodieren. Die Erhöhung der Frequenz der Medien-Engine trägt außerdem dazu bei, dass sie diese bis zu 1,8-fache Leistung von RDNA 2 liefert, so Naffziger, was die Exportzeiten reduziert. Hier kommen auch AMDs neue KI-Kerne zum Tragen, mit deren Hilfe Naffziger eine verbesserte Videokodierung und Konferenzgesprächsqualität verspricht.
AMD
Es deutet sich ein spannender Zweikampf an
Nach mehreren entmutigenden Jahren mit Engpässen und horrenden Preisen können sich PC-Spieler endlich wieder auf etwas freuen. Die GeForce RTX 4090 hat uns zwar leistungstechnisch im Test von den Socken gehauen, aber ihr Preis von 1.949 Euro macht sie zu einem Luxusspielzeug. Die Radeon RX 7900 XTX und 7900 XT sind mit 999 US-Dollar bzw. 899 US-Dollar definitiv nicht billig, aber sie sind viel günstiger als Nvidias erste Ada Lovelace GPUs.
Adam Patrick Murray / IDG
Die Präsentation von AMD ließ uns jedoch mit vielen Fragen zurück. Wie werden sich die Radeon RX 7900 XTX und 7900 XT im Vergleich zu den GeForce RTX 4090 und 4080 und ihren eigenen RDNA 2 Vorgängermodellen schlagen? Führt der Wechsel zu mehreren Chips zu Leistungseinbußen? Wird RDNA 3 endlich ein überzeugendes Raytracing-Erlebnis liefern? Wir werden auf unabhängige Benchmarks warten müssen, wenn diese neuen Grafikkarten am 13. Dezember auf den Markt kommen, um die Antworten zu finden.
GPUs