Update 2.3.23: Auf der Nürnberger Sicherheitsmesse Enforce Tac hat Heckler & Koch das neue Sturmgewehr der Bundeswehr ausgestellt: Das G95A1 (Bundeswehrbezeichnung), das auf dem HK416 A8 von Heckler & Koch basiert. Das auf Militärthemen spezialisierte Nachrichtenseite Startanat veröffentlicht hier Fotos des neuen Bundeswehrsturmgewehrs, die Details der Waffe zeigen. Update Ende
Nach dem neuen “Gefechtshelm Streitkräfte”, der übrigens nicht aus Kevlar ist, bekommt die Bundeswehr endlich auch ein neues Sturmgewehr: Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) – das selbst seit längerer Zeit dafür mitverantwortlich gemacht, neben der Politik den aktuell schlechten Ausrüstungszustand der Bundeswehr mitverschuldet zu haben – hat mitgeteilt, dass die Beschaffung des neuen Sturmgewehrs jetzt anläuft.
Am 23. Januar 2023 haben Vertreter der Geschäftsführung von Hecker und Koch und Vertreter des BAAINBw die letzten vertraglichen Details geklärt. Haushalts- und Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages hatten bereits im Dezember 2022 grünes Licht gegeben.
Das neue “System Sturmgewehr” trägt die Bezeichnung G95A1 (Kaliber 5,56 mm x 45 NATO) und stammt wieder von dem deutschen Hersteller Heckler und Koch. Heckler und Koch hatte bereits den Vorgänger, das G36, gefertigt. Somit bekommt die Bundeswehr ab 2026 das G95A1 als neues Standard-Sturmgewehr. In der Variante G95KA1 in einer kurzen Ausführung erhalten wiederum Spezialkräfte das neue Gewehr. Beide neuen Gewehre basieren auf dem HK416 A8 von Heckler und Koch.
Anzahl der Magazine
Heckler und Koch legt dem Gewehr je nach Einsatzzweck aber eine unterschiedliche Zahl von Magazinen bei. Das Bundeswehrjournal schreibt:
Für die Befähigungsstufen 1 (Kräfte, die allgemeine Aufgaben im Einsatz wahrnehmen) und 2 (Kräfte, die in ihrer Hauptaufgabe infanteristisch eingesetzt werden) sei die Beschaffung von fünf Magazinen pro Sturmgewehr vorgesehen. Die Kräfte der Befähigungsstufe 3 (Spezialisierte Kräfte) sollen nach Auskunft des Staatssekretärs pro Sturmgewehr zehn Magazinen erhalten.
Erst einmal 390 Nachweismuster
Zunächst liefern Heckler und Koch 390 Nachweismuster an die Bundeswehr. Hiervon werden der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition 40 Sturmgewehre zur Qualifizierung übergeben. Die restlichen 350 Waffen erhält die Truppe zur Einsatzprüfung, welche unter anderem in verschiedenen Klimazonen stattfinden wird. Die umfangreiche Erprobung dient dem Vergleich mit der durch den Hersteller im Vergabeverfahren eingereichten Waffen.
Laut Soldat und Technik soll die Bundeswehr bis zu 118.718 Exemplare dieses Typs anschaffen. Die Bundeswehr zahlt dafür rund 273,3 Millionen Euro. Das Verteidigungsministerium spricht dagegen von rund 209 Millionen Euro.
Der Einführung des G36-Nachfolgers vorangegangen war ein Rechtsstreit mit dem Unternehmen C.G. Haenel, der sich an der Vergabe bei der Ausschreibung entzündet hatte. Am Verhalten des BAAINBw damals gab es Kritik.
Vorgänger G36
Am G36 hatte die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Kritik geübt. Es habe angeblich thermische Probleme entwickelt und deshalb ungenau geschossen. Bundeswehrangehörige, mit denen PC-WELT sprach und die das G36 in Afghanistan benutzt haben, konnten diese Probleme nicht bestätigen. Vor Gericht zog Ursula von der Leyen ebenfalls den Kürzeren.
Sturmgewehr ist eine deutsche Erfindung aus der Nazi-Zeit
Die Bezeichnung Sturmgewehr geht auf das Sturmgewehr 44 (und dessen Vorläufer Mkb 42(w), MP 43/1, MP43, MP44) der deutschen Wehrmacht zurück. Die Wehrmacht führte dieses Gewehr zwar nur noch in geringen Stückzahlen ein, trotzdem ist die Nazi-Waffe letztendlich der Ur-Ahn aller Sturmgewehre. In diesem englischsprachigen Video sowie in den beiden folgenden Videos können Sie sich über MP31/1, MP43, MP44 und STG44 informieren. Zudem finden Sie dort einen Vergleich mit dem wohl berühmtesten Sturmgewehr, der AK-47 Kalaschnikow:
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