Update 12.1.2022: Die russische Raumfahrtbehörde hat sich entschieden, ein Ersatzraumschiff zur ISS zu schicken. Diese Sojus MS-23 ersetzt die an der ISS angedockte Sojus MS-22-Kapsel. Das Leck an der Sojus MS-22 und der komplette Verlust von deren Kühlflüssigkeit lässt es als zu riskant erscheinen, als dass die drei Astronauten von der ISS damit zurückkehren könnten.
Die Sojus MS-23 soll am 20. Februar 2023 ohne Besatzung zur ISS starten. Die defekte Sojus MS-22 wiederum soll unbemannt zur Erde zurückfliegen. Vermutlich muss die Besatzung von Sojus MS-22 dadurch länger als geplant auf der ISS bleiben. Update Ende
Update 19.12.: Wie Arstechnica berichtet, stellt das aktuelle Leck an der Sojus MS-22, die an der ISS angedockt ist, einen der ernstesten Vorfälle in der Geschichte der erdnahen Raumfahrt dar. Zwar würde derzeit keine Gefahr für das Leben der Menschen auf der ISS bestehen, doch könnte das Leck dazu führen, dass das Sojus-Raumschiff früher als geplant zur Erde zurückkehren muss. Im schlimmsten Fall könnte es sogar sein, dass die derzeit an der ISS angedockte Sojus überhaupt nicht mehr benutzbar ist.
Denn durch das Leck ist die gesamte Kühlflüssigkeit des externen Kühlsystems ins Weltall verloren gegangen (das Leck wurde also nicht abgedichtet, sondern es befindet sich schlicht keine Flüssigkeit mehr im Kühlkreislauf). Da führt nun dazu, dass das interne Kühlsystem seine Wärme nicht mehr ohne Weiteres ins Weltall ableiten kann und somit die Sojus nicht mehr gekühlt werden kann und dadurch könnte es sein, dass die Bordcomputer der Sojus überhitzenn. Stehen diese Bordcomputer aber wegen Überhitzung nicht zur Verfügung, dann muss die Crew beim Rückflug das Landemanöver von Hand steuern. Das ist grundsätzlich zwar möglich, stellt aber eine erhebliche Herausforderung dar, da das potenzielle Zielgebiet riesig ist. Auch für die Besatzung dürfte es ohne Kühlung unangenehm heiß werden, doch das scheint das geringere Problem zu sein.
Derzeit wird die Sojus durchgehend von der Sonne beschienen und somit heizt sie sich immer mehr auf. Deshalb denkt die russische Raumfahrtorganisation darüber nach, die Sojus MS-22 früher als geplant zur Erde zurückkehren zu lassen. Doch damit sind wir bei der nächsten Frage: Sind auch noch andere Teile der Sojus beschädigt? Denn derzeit gibt es die Vermutung, dass es Einschläge von Mikrometeroidentrümmern waren, die das Leck verursacht haben. Diese Trümmer könnten auch noch andere Teile der Sojus getroffen haben. Aus diesem Grund wird das Raumschiff derzeit von außen mit Kameras an Roboterarmen begutachtet. Somit gibt es jetzt drei Optionen:
Die Begutachtung ergibt keine weiteren Schäden und die Bordcomputer überhitzen nicht zu sehr: Die Sojus kehrt wie geplant im März 2023 mit ihren beiden Kosmonauten und dem US-Astronauten zur Erde zurück.Es gibt keine weiteren Schäden, doch die Bordcomputer überhitzen sich immer mehr: Die Sojus kehrt deutlich früher zur Erde zurück.Es gibt weitere Schäden an der Sojus und sie kann nicht mehr für Flüge verwendet werden: Dann muss die russische Raumfahrtbehörde das nächste Sojus-Raumschiff MS-23 früher als geplant zur ISS schicken, damit die Besatzung der MS-22 dann mit der MS-23 zur Erde zurückkehren kann. Die MS-23 müsste dann aber leer, also autonom zur ISS fliegen. Doch es kommt noch schlimmer: Für die drei Besatzungsmitglieder der MS-22 würde bis zum Eintreffen der MS-23 kein Raumschiff zur Verfügung stehen, mit dem die drei Raumfahrer bei einem Notfall die ISS verlassen könnten
Update Ende, Beginn der ursprünglichen Meldung vom 15.12.2022: Auf der Internationalen Raumstation ISS gibt es schon wieder ein Leck, wie die NASA meldet. Genauer gesagt befindet sich die undichte Stelle in dem an der ISS angedockten russischen Sojus-Raumschiff MS-22 (im Foto rechts im Bild). Aus dem Leck trat offenbar über mehrere Stunden ein Kühlmittel aus; laut der US-Nachrichtenseite Arstechnica handelte es sich dabei um Ammoniak:
Das Leck scheint seinen Ursprung in einem externen Kühlkreislauf am hinteren Ende des Sojus MS-22-Raumschiffs zu haben. Rob Navias, der den Weltraumspaziergang für das NASA-Fernsehen kommentierte, bezeichnete das Leck im Raumschiff als “ziemlich groß”. Auf dem Video des Lecks waren Partikel zu sehen, die kontinuierlich aus der Sojus strömten – ein recht bemerkenswerter Anblick. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um Ammoniak, das als Kühlmittel für Raumfahrzeuge verwendet wird, was von russischer Seite jedoch nicht bestätigt wurde.
Die Entdeckung des Lecks führte außerdem dazu, dass die russische Raumfahrtbehörde einen für den 14. Dezember 2022 geplanten Weltraumspaziergang im letzten Moment abgesagt hat. Die beiden russischen Kosmonauten hatten bereits ihre Weltraumanzüge angezogen, also sie den Befehl zum Abbruch bekamen.
Für die Menschen an Bord der ISS – zwei russische Kosmonauten und eine Kosmonautin, zwei US-Astronauten und eine Astronautin, sowie ein japanischer Astronaut – und der Sojus soll keine Gefahr bestehen. Das Leck befindet oder befand sich außerhalb der eigentlichen Station.
Anscheinend haben die Kosmonauten und Astronauten an Bord der ISS und der Sojus das Leck bis jetzt nicht abgedichtet. Da stellt sich die Frage, ob es negative Folgen haben könnte, wenn das Ammoniak länger auf die Oberfläche der ISS einwirkt. Das Leck wirft zudem die Frage auf, ob das Sojus-Raumschiff ohne Risiken die drei russischen Kosmonauten im Frühjahr 2023 sicher zur Erde zurückbringen kann. Allerdings gilt die Sojus als extrem robustes Raumschiff, das einiges aushalten. Sollte sich die Schwachstelle an der Sojus aber als ernster als zunächst gedacht herausstellen, dann müsste die russische Raumfahrtbehörde ein Ersatzraumschiff zur ISS schicken. Die Sojus MS-22 hatte am 21. September 2022 einen US-Astronauten und zwei russischen Kosmonauten zur ISS gebracht.
Für den Rücktransport der vier anderen Raumfahrer steht dagegen die Crew Dragon von Space X zur Verfügung. Sie bietet aber laut Arstechnica nicht genügend Platz, um auch die drei Menschen von der Sojus mit an Bord zu nehmen.
Immer wieder Probleme auf der ISS
Bereits 2018 wurde auf der ISS ein Leck entdeckt. Auch damals war eine Sojus-Rakete der Grund, wie Sie hier nachlesen können. Im Jahr 2021 wurden dann Risse in der ISS entdeckt.
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