Libre Office 7.4 verspricht mehr Leistung und einige Verbesserungen. Viele neue Funktionen sind aber nicht hinzugekommen. Die Entwickler haben ihr Augenmerk vor allem auf die Optimierung der Im- und Exportfilter gerichtet. Eine vollständige Liste aller Änderungen können Sie hier abrufen.
1. Die Neuerungen in Libre Office 7.4
Für die meisten Anwender dürfte der Funktionsumfang von Libre Office mehr als ausreichen, wenn es darum geht, Textdokumente zu erstellen oder mit Tabellen zu rechnen. Es ergeben sich jedoch einige Herausforderungen, sobald eine Zusammenarbeit mit Nutzern etwa von Microsoft Office erforderlich ist. Libre Office öffnet zwar klaglos Dokumente, die mit Microsoft Word oder Excel erstellt wurden, teilweise zeigen sich jedoch Fehler bei der Formatierung. Einige davon wurden in der Version 7.4 behoben.
Tabellenrahmen
Libre Office und Microsoft Word verwenden unterschiedliche Methoden bei der Darstellung von Umrandungen bei Tabellen und Tabellenzellen. Beim Im- und Export werden einige Umrandungen gar nicht oder mit einem abweichenden Layout angezeigt. Das betrifft beispielsweise Tabellen mit einer doppelten Linie für den äußeren Rahmen und Zeilenlinien. Die Zeilenlinien enden bei Libre Office nicht an der inneren Linie der Tabellenumrandung, sondern ragen in die doppelte Linie hinein. Bei Word enden die Zeilenlinien an der inneren Tabellenbegrenzung. Außerdem kommt es bei Libre Office zu Darstellungsfehlern bei einigen Linienstilen, beispielsweise bei Doppellinien mit unterschiedlicher innerer und äußerer Linienbreite.
Libre Office 7.4 hat diese Darstellungsfehler behoben. Soweit zur Zeit zu erkennen ist, betreffen die Änderungen jedoch nur Dateien im Format Office Open XML (.docx), damit beim Datenaustausch zwischen Microsoft Word und Libre Office Writer die Formatierung konsistent ist. Bei ODF-Textdokumenten (.odt) bleibt es bei der bisherigen Darstellung.
Tabellen und Rahmen: Bei Verwendung bestimmter Rahmentypen stellt Libre Office die Tabelle nicht korrekt dar (oben). Open-XML-Dokumente zeigen diesen Fehler jetzt nicht mehr (unten).
IDG
Neuer Typ von Zeilenumbrüchen
Libre Office kennt den normalen Zeilenumbruch, den Sie mit der Eingabetaste für eine neue Zeile mit Absatzwechsel einfügen. Die Tastenkombination Umschalt-Eingabetaste erzeugt eine neue Zeile ohne Absatzwechsel, was mit einem kleinen Pfeil am Ende der Zeile symbolisiert wird. Um diesen zu sehen, müssen Sie die Anzeige der Formatierungszeichen mit Umschalt-F10 aktivieren. Ein Zeilenumbruch lässt sich auch über das Menü „Einfügen –› Manueller Umbruch“ erzeugen.
In Word kann man über „Layout –› Umbrüche –› Textumbruch“ einen Umbruch einfügen, der vorzugsweise als Beschriftung von Abbildungen verwendet wird. Die Beschriftung befindet sich neben der Abbildung, den zugehörigen Absatz zeigt Word unterhalb der Abbildung an. Libre Office hat bisher bei Dokumenten mit dieser Formatierung den Absatz zusammengehalten, wie auch sonst nach Umschalt-Eingabetaste.
Libre Office 7.4 behandelt den Umbruch jetzt wie Word und stellt ihn beim Import korrekt dar. Damit sich der Umbruchstyp einbauen oder bearbeiten lässt, geht man im Menü auf „Einfügen –› Umbrüche –› Manueller Umbruch“. Für ein Ergebnis wie in Word wählen Sie die Option „Zeilenumbruch“ und in der Liste unter „Neustartposition“ den Eintrag „Nächste ganze Zeile“.
Änderungen nachverfolgen
Wird „Bearbeiten –› Änderungen –› Aufzeichnen“ verwendet, zeigt Libre Office Writer die Änderungen auch in schreibgeschützten Dokumenten an. Außerdem ist die Navigation mit „Nächste“ und „Vorherige“ über „Bearbeiten –› Änderungen“ möglich.
In Libre Office 7.4 ist nun auch bei schreibgeschützten Dokumenten „Bearbeiten –› Änderungen –› Verwalten“ sowie das Icon „Änderungen verwalten“ in der Seitenleiste aktiv. Damit erhält man einen besseren Überblick über die Änderungen und kann auf der Registerkarte „Filter“ die Ansicht auf Bearbeitungen nach Datum oder Autor einschränken.
Bessere Rechtschreibprüfung
Online-Rechtschreibprüfung: Bisher war dafür eine Erweiterung nötig, jetzt ist Language Tool in das Programm integriert und muss in den „Optionen“ nur noch aktiviert werden.
IDG
Dals Language Tool ist eine erweiterte Grammatik-, Stil- und Rechtschreibkorrektur für Libre Office. Der Dienst lässt sich per Erweiterung in das Büropaket einbauen, ab Version 7.4 ist er bereits integriert. Sie müssen die Funktion nur über „Extras –› Optionen –› Spracheinstellungen –› LanguageTool Servereinstellungen“ aktivieren. Setzen Sie ein Häkchen vor „LanguageTool aktivieren“ und hinter „Basis-URL:“ tragen Sie
https://api.languagetool.org/v2
ein und klicken auf „OK“. Starten Sie Libre Office Writer neu und gehen Sie auf „Extras –› Optionen –› Spracheinstellungen –› Linguistik“. Aktivieren Sie „LanguageTool Remote-Grammatikprüfung“, wenn das nicht schon standardmäßig der Fall sein sollte. Die Rechtschreibprüfung arbeitet wie gewohnt. Möglicherweise fehlerhafte Wörter oder Satzkonstruktionen werden unterkringelt, ein rechter Mausklick darauf liefert Korrekturvorschläge.
Mehr Spalten für Calc
In der aktuellen Version kann Microsoft Excel in Arbeitsblättern bis zu 16.384 Spalten nutzen, in Libre Office waren es bisher 1024 Spalten. Libre Office Calc 7.4 zieht jetzt mit Excel gleich und kommt auch auf 16.384 Spalten. Die Anzahl der Zeilen bleibt wie bisher auf 1.048.576 begrenzt, was auch bei Excel der Standard ist.
Schneller zur gewünschten Tabelle
In der Tabellenkalkulation kann man über die Registerkarten am unteren Rand des Fensters oder über den Navigator (F5) die gewünschte Tabelle ansteuern. Bei sehr vielen Tabellen kann das jedoch unübersichtlich sein. Deshalb gibt es jetzt in Libre Office Calc 7.4 einen neuen Dialog, der sich über „Tabelle –› Navigieren –› Zu Tabelle“ aufrufen lässt. Das Fenster zeigt wie der Navigator eine Liste, in der sich die gewünschte Tabelle auswählen und per Doppelklick öffnen lässt. Über einen Suchbegriff im Eingabefeld kann man die Liste filtern. Dabei wird zwischen Groß- und Kleinschreibung unterschieden.
Text neben Bildern: Bisher kannte Libre Office den speziellen Word-Textumbruch nicht (oben), was die Entwickler in der Version 7.4 behoben haben (unten).
IDG
2. Libre Office mit Makros automatisieren
Im Vergleich zu Microsoft Office schneidet Libre Office im Bereich Makros und Automatisierung eher schlecht ab. Die Basisfunktionen sind zwar in der Hilfe ausreichend dokumentiert und es gibt auch Codebeispiele, für den praktischen Einsatz reicht das jedoch kaum aus. In der Regel muss man im Internet lange nach Lösungen für spezielle Probleme suchen.
Eine kleine Hilfe kann der Makrorecorder bieten, den man über „Extras –› Optionen“ unter „LibreOffice –› Erweitert“ aktiviert. Allerdings lassen sich nicht alle Maus- und Tastaturoptionen aufzeichnen, wodurch fast immer manuelle Korrekturen über den Makroeditor („Extras –› Makros –› Makros bearbeiten“) erforderlich sind.
Libre Office Writer und Calc können auch Word- oder Excel-Makros ausführen – theoretisch jedenfalls. Die VBA-Unterstützung ist jedoch allenfalls rudimentär, sodass kaum ein Makro ohne Fehler startet. Immerhin sind bei Libre Office 7.4 einige VBA-Funktionen neu hinzugekommen, wie die Veröffentlichungsnotizen verraten. Das gibt Hoffnung für zukünftige Versionen, die dann neben einer besseren VBA-Unterstützung vielleicht auch einen funktionsfähigen Makrorecorder bieten.
3. Mehr Schriftarten für den Dokumentenaustausch mit Linux
Schriftarten in Dokumenten, die unter Windows erstellt wurden, stehen unter Linux in der Regel nicht zur Verfügung. Microsoft Word 365 verwendet standardmäßig Calibri für den Textkörper und Calibri Light für Überschriften, bei Libre Office kommen dafür Liberation Serif und Liberation Sans zum Einsatz. Wenn Sie ein Dokument öffnen, das eine nicht installierte Schriftart enthält, verwenden Libre Office Writer und Microsoft Word eine ähnliche Ersatzschriftart. Aufgrund der Unterschiede sieht das Dokument trotzdem etwas anders aus. Es gibt aber Möglichkeiten, das Problem zu vermeiden oder die Formatierungsfehler wenigstens zu reduzieren.
Möglichkeit 1: Wenn der Empfänger ein Dokument nur lesen, aber nicht bearbeiten muss, exportieren Sie es in das PDF-Format („Datei –› Exportieren als –› Als PDF exportieren“). Die Schriftarten werden eingebettet und das Dokument sieht unter Linux oder Windows stets gleich aus.
Möglichkeit 2: Installieren Sie unter Linux eine möglichst ähnliche Schriftart.
In den Paketen „fonts-croscore“, „fonts-crosextra-caladea“ und „fonts-crosextra-carlito“ sind einige passende Schriftarten enthalten. Frei verfügbare Original-Schriftarten von Microsoft lassen sich über das Paket „ttf-mscorefonts-installer“ einrichten, beispielsweise Arial, Comic Sans MS und Verdana.
In Libre Office gehen Sie auf „Extras –› Optionen“ und dann auf „LibreOffice –› Schriftarten“. Setzen Sie ein Häkchen vor „Ersetzungstabelle anwenden“. Tippen Sie unter „Schrift“ den Schriftnamen ein, der ersetzt werden soll. Unter „Ersetzen durch:“ wählen Sie die Ersatzschrift für „Calibri“ beispielsweise „Carlito“ und für „Arial“ die Schriftart „Arimo“. Klicken Sie jeweils auf die Schaltfläche mit dem grünen Haken, um die Einträge in die Tabelle zu übernehmen. Setzen Sie alle Häkchen in den Spalten „Immer“ und „Nur Bildschirm“. Zum Abschluss klicken Sie auf „OK“.
Optimierte Darstellung: Wer häufig mit Word-Dokumenten umgehen muss, sollte geeignete Ersatzschriftarten festlegen. Dadurch lassen sich Formatierungsfehler reduzieren.
IDG
Möglichkeit 3: Geben Sie das Dokument inklusive der verwendeten Schriftarten weiter (mit dem Nachteil, dass durch die zusätzlichen Daten die Dateigröße wächst). In Libre Office gehen Sie auf „Datei –› Eigenschaften“ und auf die Registerkarte „Schriften“. Setzen Sie Häkchen vor „Schriftarten ins Dokument einbinden“ sowie „Nur in Dokumenten verwendete Schriftarten einbetten“ und klicken Sie auf „OK“. Word-Nutzer unter Windows gehen auf „Datei –› Optionen“ und dann auf „Speichern“. Setzen Sie Häkchen vor „Schriften in Datei einbetten“ und „Nur im Dokument verwendete Zeichen einbetten“. Klicken Sie auf „OK“, um die Änderungen zu speichern.
Professional Software