Ob analoge Heimvideos, Mitschnitte längst vergangener TV-Sendungen oder das alte Terminator-Tape: Mit ein paar einfachen Schritten, kostenloser Software und einer (preiswerten) Capture-Card können Sie alte VHS-Videokassetten ohne viel Aufwand digitalisieren und für die Ewigkeit speichern.
Die alten Magnetbänder können Sie dann endlich entsorgen und den Zahn der Zeit muss man so auch nicht mehr fürchten – anders als bei VHS-Kassetten gelingt die langfristige Speicherung und Wiedergabe digitaler Videospuren nämlich ohne Qualitätsverlust.
Die Ausrüstung: Diese Geräte brauchen Sie
Rybozen
Um alte VHS-Kassetten wiedergeben zu können, brauchen wir als Erstes natürlich einen VHS-Videorekorder. Wer den nicht mehr auf dem Dachboden stehen hat, kann einfach mal bei den Eltern oder im Freundeskreis nachfragen – auch aus nostalgischen Gründen haben einige Nutzer an den (aus heutiger Sicht) ziemlich sperrigen Kästen nämlich festgehalten.
Wer auf diese Weise keinen alten Rekorder auftreiben kann, hat oft bei eBay oder in den Kleinanzeigen Glück. Weil die Geräte längst nicht mehr produziert werden, sind die Preise besonders für Neuware mitunter aber stattlich. Am besten suchen Sie nach gebrauchten Geräten und achten darauf, dass die Rekorder als funktionstüchtig angeboten werden.
Das zweite Stück Equipment ist wesentlich kleiner, aber genauso wichtig: Für die Übertragung brauchen wir noch einen USB-Video-Grabber beziehungsweise eine USB-Capture-Card. Die ist bei Amazon für wenig Geld zu haben und kostet je nach Anschluss 20 bis 30 Euro. Sie können dort selbst nach einem passenden Modell suchen, oder (je nach Verbindungstyp) eines der folgenden wählen:
Video Grabber Videoaufnahmekarte (19 Euro): Mit AV-Cinch-Kabel, USB 2.0 für NTSC (30 FPS) und PAL (25 FPS).
Alternative mit zusätzlichem SCART-Adapter:
Video Grabber Recoder Stick (30 Euro): Mit AV-Cinch-Kabel (+ SCART-Adapter), USB 2.0 für NTSC und PAL.
Alternative Capture-Card für HDMI-Verbindungen:
Video Capture Card 4K HDMI auf USB 3.0 (26 Euro): Bis zu 4K Input-Signal bei 30 FPS, Ausgabe: Full-HD mit 60 FPS oder 2K mit 30 FPS
Mit der zwischengeschalteten Capture-Card sieht das Setup dann folgendermaßen aus:
VHS-Rekorder -> Kabel (AV-Cinch, SCART oder HDMI) -> Video Grabber (Capture Card) -> PC (via USB-Port)
Die Software: Kostenloses OBS-Tool nutzen
Foundry
Wenn man die passende Hardware zusammen hat, ist der größte Aufwand schon erledigt – zum Aufzeichnen fehlt uns jetzt nur noch die passende Software. Die steht in Form des Open Broadcaster Software Studio (OBS) zum Glück kostenlos zur Verfügung. Das Tool gehört bei vielen Twitch- und YouTube-Streamern zur Grundausstattung, eignet sich aber auch perfekt für unsere Zwecke.
Laden Sie das Programm auf den Computer herunter, auf dem Sie Ihre Videos abspeichern möchten (Link) und installieren Sie es in der gewünschten Sprache, wir haben uns für Deutsch entschieden.
Die Digitalisierung Ihrer VHS-Kassetten gelingt dann in wenigen Schritten:
1. Starten Sie OBS und tippen Sie unter dem Menüpunkt „Quellen“ auf das große Plus-Zeichen. Wählen Sie anschließend den Eintrag “Videoaufnahmegerät”.
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2. Geben Sie der neuen Quelle einen Namen wie beispielsweise „Capture Card“ oder „VHS-Rekorder“ und tippen Sie auf Okay.
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3. Ein neues Fenster öffnet sich. Hier können Sie im Feld direkt im ersten Feld unter „Geräte“ die angeschlossene Capture Card auswählen.
4. Um die Seitenverhältnisse Ihrer VHS-Tapes beizubehalten, wählen Sie bei “Auflösung/FPS-Typ” den Eintrag “Benutzerdefiniert”. Danach geben Sie bei „Auflösung“ Folgendes ein: “640×480”. Tippen Sie auf „Okay“.
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5. Sicherheitshalber sollten Sie im Hauptfenster in dem Feld „Audiomixer“ jetzt noch die Tonspuren für „Desktop-Audio“ und „Mikrofon/-AUX-Audio“ stummschalten. Das klappt einfach per Tippen auf die beiden Lautsprechersymbole direkt daneben.
6. Optional: Wenn Sie die Tonspur Ihrer VHS-Kassetten probehören möchten, dann können Sie über das Zahnradsymbol unter „Audiomixer“ in die erweiterten Audioeinstellungen wechseln. Dabei öffnet sich ein Fenster, in dem Sie das Audiomonitoring Ihrer Capture Card auf „Monitoring und Ausgabe an“ setzen.
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7. Sind Sie mit diesen Schritten fertig und sind alle Kabel korrekt mit Ihrem PC verbunden, dann müssen Sie beim VHS-Rekorder jetzt nur noch auf „Play“ drücken, die Wiedergabe erscheint im OBS-Fenster. Dort klicken sie ganz rechts unter „Steuerung“ jetzt noch auf „Aufnahme starten“ und die VHS-Kassette wird in Echtzeit digitalisiert.
8. Wichtig: Nachdem das VHS-Tape durchgelaufen ist, bitte nicht vergessen, in OBS auf „Aufnahme beenden“ zu klicken. Das erstellte Video finden Sie dann im Standard-Ordner für Videos (C:/Users/*Benutzername*/Videos). Den Speicherort können Sie in den Einstellungen von OBS auch anpassen.
Tipp: Das Ausgabefenster in OBS können Sie mit der Maus verschieben und anpassen.
OBS ist vielseitig
Wenn Sie sich schon mal die Mühe gemacht haben, OBS zu installieren und zu konfigurieren, dann können Sie das kostenlose Tool auch für andere Aufnahmen nutzen:
Streaming-Sticks: Schließen Sie beispielsweise einen Fire-TV-Stick an die Capture Card an (HDMI-Anschluss notwendig) und nehmen Sie damit Video-Streams von Netflix oder Disney+ auf.
Eigenen Desktop aufzeichnen: Unter „Quellen“ in OBS können Sie per „Bildschirmaufnahme“ den eigenen Desktop mitfilmen. Das klappt auch mit Anwendungsfenstern oder direkt mit Ihrem Browser.
Webcam-Videos aufzeichnen: Einfach die Webcam bei OBS als Quelle hinzufügen (geht genauso wie mit der Capture Card) und Selfie-Videos machen.
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