Die Bundeswehr bekommt zwei neue Panzer. Dabei handelt es sich aber nicht um Kettenfahrzeuge, also nicht um Kampfpanzer vom Typ Leopard (oder Panther) und auch nicht um Schützenpanzer auf Kette vom Typ Puma – diese Kettenfahrzeuge finden Verwendung bei den sogenannten “Schweren Kräften”.
Rad statt Kette
Bei den beiden neu angeschafften Panzer-Fahrzeugen handelt es sich stattdessen um Radpanzer, die in den sogenannten “Mittleren Kräften” eingesetzt werden: Ein sogenannter “Schwerer Waffenträger” und ein Schützenpanzer. Diese “Mittleren Kräfte” sind eine neue Kategorie von Landstreitkräften, die sich Planer im Verteidigungsministerium in den vergangenen Jahren ausgedacht haben und die ihre Notwendigkeit und ihren Nutzen (zum Glück) noch nie beweisen mussten.
Wesentliches Merkmal der “Mittleren Kräfte”: Diese sollen große Beweglichkeit und Verlegbarkeit auf der Straße mit relativ hoher Feuerkraft verbinden. Denn Radfahrzeuge können große Entfernung nun einmal schneller und verschleißfreier zurücklegen als Kettenfahrzeuge. Dafür sind Kettenfahrzeuge im Gelände beweglicher und ausdauernder und transportieren ein höheres Kampfgewicht: Kettenfahrzeuge sind in der Regel besser gepanzert und haben meist auch größere Kanonen.
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Zwei neue Radpanzer für die Mittleren Kräfte
Doch warum bekommen die “Mittleren Kräfte” nun gleich zwei unterschiedliche Radpanzer? Zunächst einmal sind die beiden Radpanzer nicht völlig unterschiedlich, sie basieren beide auf dem GTK Boxer von Rheinmetall und Krauss-Maffei-Wegmann. Der eine der beiden neuen Radpanzer ist der Schwere Waffenträger, der andere ein Schützenpanzer. Beide Fahrzeuge haben trotz identischer Boxer-Basis unterschiedliche Einsatzzwecke.
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Schwerer Waffenträger: Feuerkraft und Panzerabwehr für Jäger
Der Schwere Waffenträger (710 PS, 8 angetriebene Räder, 8,9 Meter lang, 3,6 Meter hoch, 3 Meter breit, 38,5 Tonnen schwer, 3 Mann Besatzung) dient nicht dem Transport von Infanterie (Jäger oder Grenadiere), sondern soll den Infanteristen, genauer gesagt den Jägern der Mittleren Kräfte Feuerunterstützung geben. Hierzu besitzt dieses Fahrzeug eine 30-Millimeter-Maschinenkanone und MELLS-Raketenwerfer. Der Radpanzer kann mit seinen acht angetriebenen Rädern auf der Straße bis zu 100 km/h schnell fahren, also deutlich schneller als ein Leopard-Kampfpanzer.
Die 30-Millimeter-Maschinenkanone ist auch im Schützenpanzer Puma verbaut, der in den letzten Jahren mit seinen technischen Problemen vor allem Negativschlagzeilen geschrieben hat. Doch während der Puma einen unbemannten Turm verwendet, ist der Turm des Schweren Waffenträgers bemannt. Der freie Raum im Inneren des Panzers dient zum Verstauen von Munition, Infanteristen nimmt dieser Panzer also nicht mit.
Neben der 30-Millimeter-Maschinenkanone ist parallel noch ein 7,62-mm-Maschinengewehr verbaut. Zur Panzerabwehr dient der MELLS-Raketenwerfer (Spike LR). Die 30-Millimeter-Maschinenkanone dürfte auch der Abwehr von kleinen Drohnen(schwärmen) dienen.
Die Bundeswehr will bis 2023 123 Schwere Waffenträger anschaffen (Auftragswert: 2,7 Milliarden Euro, inklusive Serviceleistungen), die dann den bisherigen und deutlich kleineren Waffenträger Wiesel (mit 20-Millimeter Maschinenkanone) ersetzen. Er ist in wesentlichen Teilen mit dem bereits von der australischen Armee angeschafften AUS CRV Recon II/Combat Reconnaissance Vehicle identisch. Rheinmetall lässt das Fahrzeug in Australien produzieren. Die ersten 19 Schwere Waffenträger sollen 2025 an die Bundeswehr gehen.
Mehr zum Schweren Waffenträger lesen Sie in Bundeswehr bekommt ab 2025 neuen Panzer: 100 km/h, 30 mm-Kanone, Raketenwerfer.
Die extreme Höhe des Fahrzeugs sorgt im Web aber für Spott:
Radschützenpanzer: Sechs Grenadiere an Bord
Während der Schwere Waffenträger zur Unterstützung der Jäger der Mittleren Kräfte also nur drei Mann an Bord hat und vor allem feuern soll, dient der zweite neue Radpanzer (8 angetriebene Räder, 38,5 Tonnen) der Bundeswehr dem Transport von sechs Grenadieren (samt deren Ausrüstung und Gruppenbewaffnung) der Mittleren Kräfte ins Gefecht, wobei er die abgesetzte Infanterie dann mit seiner Bordkanone unterstützt. Es handelt sich dabei also um einen Schützenpanzer, wenn auch auf Rädern und nicht auf Ketten wie Marder oder Puma.
Der Innenraum des Radschützenpanzers ist etwas höher als beim Schweren Waffenträger und im Inneren ist sogar in einem der sechs Sitze ein WC verbaut, wie Hartpunkt schreibt.
Auch dabei handelt sich also um einen Boxer, der innen aber anders gebaut ist und einen anderen Turm besitzt. Anders als der Schwere Waffenträger besitzt der neue Radschützenpanzer einen unbemannten Turm. Dabei handelt es sich laut dem Fachmagazin Hartpunkt um den RCT30-Turm von KNDS Deutschland, den auch der Kettenschützenpanzer Puma besitzt. Kommandant und der Richtschütze sitzen neben beziehungsweise unter dem Turm.
Der Radschützenpanzer besitzt eine 30-mm-Kanone und den MELLS-Raketenwerfer (Spike LR/Spike LR2) zur Abwehr feindlicher Panzer. Auch bei diesem Fahrzeug dürfte die 30-mm-Kanone die Abwehr von Kleinstdrohnen und Drohnenschwärmen übernehmen. Dafür dürfte der Radschützenpanzer ebenso wie der Schwere Waffenträger spezielle Air-Burst-Munition bekommen. Diese explodiert zu einem vorgegebenen Zeitpunkt und erzeugt einen Splitterregen, der die anfliegenden Drohnen zerstört. Zudem soll das Fahrzeug ein Softkillsystem besitzen.
Die Bundeswehr soll wohl rund 150 Radschützenpanzer erhalten. Ob diese Zahl tatsächlich zutrifft, muss sich aber noch zeigen. Diese Radpanzer sollen noch vor 2030 vollständig bei der Bundeswehr eintreffen, wie Hartpunkt berichtet.
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Schwere, Mittlere und Leichte Kräfte
Neben den Schweren Kräften mit den klassischen, schweren Kettenpanzern mit guter Panzerung und hoher Feuerkraft und den oben beschriebenen Mittleren Kräften mit hoher Beweglichkeit gibt es in der Bundeswehr auch noch “Leichte Kräfte”: Fallschirmjäger, Gebirgsjäger und Spezialkräfte. Diese operieren aber mit Hubschraubern und ungepanzerten Fahrzeugen. So wie Leopard und Puma/Marder typisch für die Schweren Kräfte sind, so wird der Boxer DAS Einsatzfahrzeug der Mittleren Kräfte.
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