Telekom-Chef Tim Höttges erklärte in einem Beitrag der FAZ, dass die Telekom den Zielmarkt Europa und speziell Deutschland als immer unattraktiveren Standort bewerte. Hierzulande gebe es eine Überregulierung – in den USA fühle sich das Unternehmen dagegen deutlich wohler. Zudem warnte er: Wenn sich nicht bald etwas ändern sollte, könnte eine immer stärkere Abwanderung der Wirtschaft erfolgen. Die Telekom werde diesem Trend folgen und sich dann ebenfalls mehr auf die USA fokussieren müssen.
Überregulierung schadet Telekommunikationsunternehmen
So erklärte Höttges, dass in den USA ein starker Glasfaser- und 5G-Markt entstehe und man zudem merke, dass die Digitalwirtschaft in den USA deutlich stärker sei als in Europa und hierzulande. Den Ruf nach einem stärkeren Ausbau gebe es hierzulande zwar auch, jedoch würden sich die Kosten dafür kaum mehr hereinholen lassen. Im direkten Vergleich mit den USA erziele die Telekom nur ein Drittel des Umsatzes je Kunden in Europa.
Telekommunikationsunternehmen, die nur in Europa tätig seien, hätten in den vergangenen Jahren mehr als die Hälfte ihrer Marktkapitalisierung eingebüßt – laut Höttges ebenfalls ein Problem der gegebenen Rahmenbedingungen. Die Deutsche Telekom stünde nur aufgrund ihres starken USA-Geschäfts weiterhin gut da. “Wir dürfen nicht zusehen, wie unser Kontinent weiter abgehängt wird”, sagte der Telekom-Chef. Sonst werde die Aufholjagd in der Digitalisierung scheitern, schließlich sei man im internationalen Wettbewerb mit einer “brutal starken” amerikanischen Digitalwirtschaft.
Wir müssen nicht an Standorten investieren, wo die Chancen negativ sind.
Tim Höttges, Telekom-Chef
Trotz alledem werde eine Dienstanbieterverpflichtung weiterhin diskutiert, über die Drittanbietern, gegen Mieteinnahmen, Zugriff auf die eigenen Netze gewährleisten müsse. Höttges erklärt dabei, dass es kaum noch Sinn mache, Milliarden in den Ausbau zu stecken, wenn die Konkurrenz Zugriff auf diese Infrastruktur bekäme, ohne selbst beim Ausbau mit anzupacken. Der Wettbewerb sei groß und schon jetzt haben Dienstanbieter einen großen Marktanteil, begünstigt durch starke Regulierung.
Und auch für die Telekom sind die Kosten erheblich gestiegen, die aufgrund des Wettbewerbsdrucks nicht einfach auf die Kunden umgelegt werden können – wie es in anderen Branchen möglich sei. Als Unternehmen muss sich die Telekom darauf konzentrieren, effizienter zu arbeiten. Höttges sieht die Politik im Zugzwang, denn die Digitalisierung scheitere in Deutschland seiner Meinung nach nicht an den Netzen, “das Problem ist die mangelnde Bereitschaft zur Digitalisierung in der Verwaltung und der Gesellschaft”, so Höttges.
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