Werbung nervt? Na klar, das geht mir auch manchmal so. Aufdringliche Banner, mitunter laut schallende Spots oder mit Ads zugepflasterte Websites zählen nicht gerade zu den schönsten Erfahrungen im Internet. Derart penetrante Werbemaschen sind aber – sind wir mal ehrlich – doch eher eine Seltenheit. Außerdem macht Werbung die schönsten Webseiten ja oft erst möglich.
Hier lesen Sie ein Plädoyer gegen Adblocker – und damit für Fairness und kostenlosen Content im World Wide Web.
Ads sind das kleinere Übel
Stellen wir uns mal eine Welt ohne jede Werbung im Internet vor. Wenn Sie da an ungetrübten Content, reiche Inhalte und satten Surf-Spaß denken – dann liegen Sie wahrscheinlich so weit daneben, wie Uli Hoeneß damals beim Elfmeterschießen im Finale der EM 1976. Ohne Werbung würde es viele spannende Inhalte im Netz nämlich gar nicht geben – woher sollten die auch kommen?
Auch der verlinkte Beitrag über Ulis fatalen Fehlschuss in den Belgrader Nachthimmel könnte niemand lesen – weil ihn niemand geschrieben hätte. Die Redakteure von ntv müssen – genauso wie wir bei PC-Welt – ja von etwas leben. Und das Geld für solche kostenlos zugänglichen Inhalte kommt eben von den Werbebannern und Anzeigen auf unseren Webseiten.
Ohne Ads müsste man überall Bezahlschranken einführen. Und ganz ehrlich: Solange ich Millionen Internetseiten kostenlos nutzen und ansehen kann, erdulde ich gerne ein paar Anzeigen im Außenbereich meines Browserfensters – oder würden Sie lieber auf jeder zweiten Webseite die Kreditkarte zücken?
Adblocker sind unmoralisch
Ok klar, schwieriges Thema: Moral und Anstand in den anonymen Weiten des Web. Trotzdem: Wenn kostenloser Content im Netz oft erst durch Werbung möglich wird – was sagt das über das Verhalten aus, auf der einen Seite zwar solche Gratis-Inhalte abzustauben, sich gleichzeitig aber zu weigern, Werbung zu dulden, die das Ganze erst möglich macht?
Illegal ist das natürlich nicht, meiner Meinung nach ist es aber unmoralisch. Man lässt andere für sich arbeiten und dreht ihnen gleichzeitig den Geldhahn zu. Im realen Leben würden das doch auch die wenigsten von uns tun.
Ich möchte Content-Ersteller unterstützen
Werbung im Netz zu akzeptieren, ist für mich nicht nur eine Frage von Moral und fairem Verhalten. Ich weiß, dass ich vielen Content-Produzenten unter die Arme greifen kann, wenn ich in der Peripherie meiner Sicht ein paar Anzeigen laden lasse.
Es ist doch auch eine der schönsten Seiten des Internets, dass man dort jeden erreichen und sein eigenes Ding durchziehen kann. Wer spannende Ideen, gute Einfälle oder wertvolle Beiträge liefern kann, warum soll der dafür nicht (via Werbung) bezahlt werden? Zumal solche Gelder gar nicht vom Seitenbesucher kommen, sondern von Unternehmen mit sattem Marketing-Budget.
Adblocker können uns ungesehen hinterher schnüffeln
Werbeblocker sind meistens Plug-Ins von Drittanbietern, die zwischen unserem Browser und den angesteuerten Webseiten werkeln. Den meist unbekannten Anbietern solcher Software muss man dabei einen gewissen Vertrauensvorschuss entgegenbringen, denn die Adblocker benötigen per se umfangreiche Berechtigungen, um effektiv arbeiten zu können.
Im Grunde müssen sie ja die angezeigte Seite abfangen und in gewisser Hinsicht umschreiben, um die Werbung darauf verschwinden zu lassen, bevor sie überhaupt angezeigt wird. Mir fehlt da einfach das Vertrauen in die anonymen Hinterleute und ich möchte es nicht riskieren, dass meine Browserdaten ausgewertet werden.
6 Gründe, warum Sie unbedingt einen VPN-Dienst nutzen sollten
Ein VPN bringt weit mehr als nur Sicherheit und anonymes Surfen. Hier sind 6 handfeste Gründe, warum sich ein VPN-Dienst lohnt.
Antivirus-Software für Windows 10 im Test
AV-Test hat 16 Antivirusprogramme für private PCs unter Windows 10 getestet. Die volle Punktzahl haben fünf Produkte erreicht.
Die besten VPN-Angebote im November
Anonym im Web surfen und uneingeschränkt auf Streaming-Dienste zugreifen – mit aktuellen VPN-Angeboten.
Mitunter wird nicht nur Werbung blockiert
Manchmal bekommen Nutzer von Adblockern gar nicht mit, welche Inhalte ihnen verwehrt bleiben – und damit meine ich nicht die Werbung. Werbeblocker können auch Skripte oder interaktive Elemente einer Webseite aufs Korn nehmen, die Benutzererfahrung schmälern und die Funktionalität einschränken. Einige Webseiten sind mit einem Werbeblocker auch gar nicht erst zugänglich.
Adblocker sind der Grund dafür, dass Werbung aufdringlicher und häufiger wird
Haben Sie schon mal vom Kobra-Effekt gehört? Wenn nicht: Damit wird das Phänomen beschrieben, wenn Maßnahmen einen ironischen, also völlig gegenteiligen Effekt haben. Zur Erklärung hole ich mal etwas aus, weil es der Geschichte nicht an schwarzem Humor fehlt: Während einer Kobra-Plage in Britsch-Indien wurde (angeblich) einmal ein Kopfgeld auf Kobras ausgesetzt, um deren Population zurückzudrängen.
Um an das lukrative Kopfgeld zu kommen, fingen die Einheimischen aber bald damit an, im großen Stil selbst Kobras zu züchten. Ganze Farmen sollen dafür errichtet worden sein. Als das bekannt wurde, hat man das Kopfgeld schnell wieder gestrichen, womit die Kobras plötzlich wieder relativ wertlos waren – und von den Züchtern tausendfach ausgesetzt wurden.
Statt einen Rückgang der gefährlichen Giftnattern zu erreichen, bewirkte das Kopfgeld also genau das Gegenteil: Am Ende gab es noch mehr von den bissigen Biestern als vorher.
Ohne Werbung jetzt mit Giftschlangen vergleichen zu wollen: Adblocker bewirken im Netz eine ähnliche Verschlimmbesserung. Weil immer mehr Nutzer Content konsumieren, ohne die dazugehörige Werbung zu tolerieren, bleibt der Werbeindustrie und den Seitenbetreibern gar nichts anderes übrig, als immer mehr Werbung zu schalten und immer neue Wege zu finden, Adblocker auszutricksen.
Unfaires Privileg: Nutzer von Werbeblockern machen es sich auf Kosten anderer bequem
Das schließt eigentlich logisch an den letzten Punkt an: Dass Werbung insgesamt umfangreicher wird, ist zum Teil auch die Konsequenz von allgegenwärtigen Adblockern. Bloß ausbaden müssen das natürlich wieder diejenigen, die dafür gar nichts können: nämlich wir Nutzer ohne Werbeblocker.
Wer sich mit Adblocker und Gratis-Mentalität also werbefrei im Internet bedient, tut das letztlich auf Kosten derjenigen, die Seitenbetreibern und Content-Produzenten noch ihre Einnahmen durch Werbegelder gönnen.
Ads sind manchmal eine willkommene Ablenkung
Wer sagt denn eigentlich, dass Werbung immer etwas Schlechtes sein muss? Beim Lesen langer Absätze oder beim Schmökern in ausführlichen Artikeln sind Ads am Seitenrand manchmal eine willkommene Abwechslung. Mitunter ist der Inhalt da auch interessant: Weil er uns über Produkte und Neuheiten informiert. Seien es Filme, coole Gadgets oder raffinierte Software.
Die faire Alternative zum Adblocker heißt “bezahlen”
Wer wirklich keine Werbung aushält, dem steht oft eine faire Alternative zur Verfügung: kostenpflichtige Premium-Inhalte. Beim Kindle, bei Twitch (Turbo) oder bei YouTube (Premium) verschwindet die Werbung nach so einem Upgrade. Das zeigt aber auch wieder einigermaßen gut, wie das Internet aussehen müsste, wenn sich jeder einen Adblocker installiert: Für die ganzen Inhalte müsste man dann selbst blechen.
Fazit
Keine Frage: Die wenigsten von uns möchten Werbung sehen oder sich durch blinkende Banner von Inhalten im Internet ablenken lassen. Meiner Meinung nach bricht man mit der Verwendung von Adblockern aber einen ungeschriebenen Vertrag mit den Betreibern unserer Lieblings-Webseiten: Dass die nämlich für ihren Content, den sie oft mit harter Arbeit erstellen, auch eine Entlohnung verdienen.
Gleichzeitig nimmt man in Kauf, dass es solche Seiten vielleicht gar nicht mehr geben wird, weil Traffic allein nun mal keine Rechnungen bezahlt. Irgendwann herrscht unter der liebsten URL dann womöglich Funkstille – oder man wird dort unverblümt zur Kasse gebeten.
Auch wir bei der PC-WELT spielen Werbung auf unserer Webseite aus, die unsere kostenlos zugängliche Inhalte erst möglich macht. Doch wir achten darauf, dass diese nicht zu aufdringlich ist und sich eher im Hintergrund hält.
Online Services, Personal Software