Es hat lange gedauert, doch jetzt ist es so weit: Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC hat Anfang des Jahres endlich mehrere Bitcoin-ETFs zugelassen. Fondsgesellschaften haben mehr als zehn Jahre um diese Zulassung gerungen, Bitcoin-ETFs können jetzt an der Börse gehandelt werden.
Dem Kurs der digitalen Münzen hat das zu einem neuen Höhenflug verholfen, denn mit solchen ETFs („Exchange Traded Funds“) können Privatanleger, Vermögensverwalter oder Pensionsfonds jetzt von der Kursentwicklung des Bitcoins profitieren, ohne die Kryptowährung selbst kaufen zu müssen.
In Deutschland gelten aber eigene Regeln – und die erklären wir in unserer FAQ.
Bitcoin kaufen mit Paypal – so geht es
Was ist ein Bitcoin-ETF?
Obwohl es vom Namen her ähnlich klingt, unterscheiden sich Bitcoin-ETFs (genauer: Bitcoin-Spot-ETFs) wesentlich von jenen ETFs, die Sie vielleicht von Ihrer Anlagebank kennen. Bitcoin-ETFs bilden nämlich keinen Index ab.
Während klassische ETFs ganze Märkte von Rohstoffen oder Aktien abbilden können und damit breit gefächert sind, steht hinter den neuen Bitcoin-ETFs nur ein einziger Wert: nämlich der von Bitcoin. Entsprechend ist die Anlageform sehr volatil – sie kann also ähnlich schnell an Wert gewinnen (oder verlieren) wie der Bitcoin selbst.
Vor der Zulassung durch die amerikanische SEC im Januar war bisher nur die Investition in sogenannte Bitcoin-Future-ETFs möglich. Diese Anlageform spiegelt aber nicht den direkten Wert von Bitcoin wider. Vielmehr handelt es sich dabei um ein Hebelprodukt, mit dem man auf den zukünftigen Wert der Kryptowährung „wetten“ kann.
Das Neue ist also: Mit Bitcoin-ETFs kann man an der Börse jetzt in die Kryptowährung investieren, ohne direkt Bitcoin zu kaufen oder sich eine Wallet zuzulegen. Eine Investition in die Digitalwährung wird also deutlich vereinfacht – in Deutschland haben die Finanzaufsicht (Bafin) und die Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) aber auch noch ein Wörtchen mitzureden.
Welche Vorteile haben Bitcoin-ETFs?
Für Anleger, die sich für eine direkte Investition in Bitcoin interessierten, gab es bisher eine (mehr oder weniger große) Hürde: Dafür braucht man nämlich ein zusätzliches Krypto-Depot oder eine Wallet.
Bei vielen Online-Brokern wie eToro oder Bitpanda kann man zwar schon unproblematisch Bitcoin kaufen (die Krypto-Wallet gibt es dort kostenlos dazu). Doch mit einem Bitcoin-ETF lässt sich bequemer in die Währung investieren, denn die Anlage kann man behandeln wie einen normalen ETF. Mindestens in der Anfangsphase sind die Transaktionsgebühren bei Bitcoin-ETFs zudem oft niedriger, als beim direkten Handel mit der Kryptowährung selbst.
Man kauft mit einem Bitcoin-ETF aber keine eigenen Bitcoins, sondern ein Finanzinstrument. Wie es bei ETFs üblich ist, bildet das einen Kurs ab – in diesem Fall eben den von Bitcoin. Weil solche Wertpapiere als Sondervermögen gelten, ist die Anlage auch geschützt, wenn etwa der Anbieter pleitegeht. Vor den bei Bitcoin nicht unüblichen Kursschwankungen ist man aber nicht geschützt – womit wir auch schon zum nächsten Punkt kommen.
.. und die Nachteile?
Die gibt es natürlich auch: Die Gewinne fallen bei Bitcoin-ETFs beispielsweise unter die Kapitalertragssteuer (25 Prozent). Auch laufende Kosten fallen an, die sogenannte TER („Total Expense Ratio“) wird jährlich fällig und bewegt sich in der Regel zwischen 0,1 und 0,5 Prozent. Wer hingegen direkt in den tatsächlichen Bitcoin investiert, zahlt nur beim Kaufen und Verkaufen Gebühren und kann Gewinne steuerfrei behalten, wenn er seine Coins mindestens ein Jahr lang gehalten hat. (Hier geht’s zum PC-Welt-Ratgeber fürs Bitcoin-Kaufen)
In Deutschland sind Bitcoin-ETFs auch noch nicht zugelassen, weswegen man für den Handel aktuell auf US-Börsen angewiesen ist. Wer in Deutschland also in die neuen Bitcoin-ETFs investieren möchte, braucht ein Depot bei einer Bank, die den Handel an US-Börsen gestattet.
Auf diesem Weg sollte man auch diesseits des Atlantiks in die neuen ETFs investieren können. Dabei muss man aber mit höheren Ordergebühren rechnen – und mit einem gewissen Zusatzaufwand bei der Steuererklärung, wenn beispielsweise beim Verkauf des ETF keine Abgeltungssteuer berechnet wird.
Wichtig: Bitcoin-ETFs sind mit höheren Risiken verbunden als „normale“ ETFs. Dazu kommen wir jetzt im nächsten Punkt.
Sind Bitcoin-ETFs sicher?
Anders als etwa Aktien-ETFs, bilden Bitcoin-ETFs nicht die Börsenkurse vieler verschiedener Aktien ab (Aktienliste). Das ist aber eigentlich einer der großen Vorteile von ETFs, damit geht nämlich eine breite Streuung der Anlage einher, die Sicherheit verspricht.
Denn selbst wenn einer der im klassischen ETF abgebildeten Kurswerte plötzlich abstürzt, hält sich der Wertverlust oft in Grenzen, weil er von den stabil bleibenden Kursen (der anderen Aktien im Portfolio) abgefedert wird oder durch steigende Kurse dieser anderen Aktien sogar kompensiert werden kann.
Der Bitcoin-ETF hängt aber nur am Bitcoin: Damit kann er, genau wie die Kryptowährung selbst, schnell fallen – aber auch schnell steigen.
Bitcoin kaufen mit Paypal – so geht‘s
Manche in der Krypto-Szene halten sich mit Jubel zurück – warum?
Während sich die einen über einen steigenden Bitcoin-Kurs freuen (der aktuell sicher auch mit der Zulassung von Bitcoin-ETFS durch die SEC zusammenhängt), sehen manche Krypto-Enthusiasten dem Schritt kritisch gegenüber – denn er läuft der ursprünglichen Idee hinter Bitcoin ziemlich zu wieder.
Eines der Anliegen von Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamato war es ja, ein dezentrales Bezahlsystem zu schaffen, dessen Währung ohne zwischengeschaltetes Finanzsystem immer und ausschließlich beim individuellen Nutzer verbleibt und bei dem keine Dritten mitverdienen. Mancher sieht die Dezentralität und Unabhängigkeit von Bitcoin mit der Zulassung von Bitcoin-ETF als Finanzprodukt deswegen in Gefahr.
Bitcoin-ETF – in Deutschland illegal?
Bitcoin-ETFs können Sie in Deutschland und Europa nicht an der Börsen handeln, das wird wohl vorerst auch so bleiben. Grund dafür ist UCITS-Richtlinie („Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities“) bzw. die OGAW-Richtlinie („Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren“).
Hinter den langen Bezeichnungen verbergen sich Vorschriften der Europäischen Kommission, die Anleger vor hohen und manchmal intransparenten Risiken schützen sollen. Bei ETFs sieht die Regelung vor, dass diese Finanzprodukte nicht nur einen einzigen Wert abbilden dürfen – und genau das ist bei Bitcoin-Spot-ETFs ja der Fall: Der Wert des ETFs hängt an einem einzigen Asset, nämlich dem Bitcoin. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat deswegen noch keinen Bitcoin-ETF zugelassen.
Welche Alternativen gibt es?
Wenn Sie in Bitcoin investieren möchten, für die neuen Bitcoin-ETFs aber nicht den Umweg über amerikanische Börsen gehen wollen, dann stehen Ihnen durchaus Alternativen zur Verfügung. Sie können etwa eigene Bitcoins kaufen, das geht bei verschiedenen Online-Brokern inzwischen ganz einfach. Sie können Ihr Geld auch in Krypto-ETPs (Exchange Traded Products) stecken, davon gibt es in Europa rund 130 verschiedene. Beide Möglichkeiten stellen wir Ihnen vor.
Bitcoin selbst kaufen: Auf Handelsplattformen geht das ganz einfach
Wer direkt in Bitcoin investieren möchte, der kann das natürlich auch ohne Fondsgesellschaft tun. Mittlerweile klappt das bei vielen Online-Brokern mit wenigen Klicks in drei Schritten:
Zum ausführlichen Ratgeber: Bitcoin kaufen beim Online-Broker
Suchen Sie sich einen der inzwischen zahlreichen Online-Krypto-Broker aus.
Melden sich per Webseite oder in der App an, in der Regel ist dafür ein Ident-Verfahren nötig.
Überweisen Sie Geld in den neu angelegten Account, damit können Sie dann direkt Bitcoin kaufen. Solche Überweisungen sind via SEPA, Kreditkarte und mittlerweile oft auch per Paypal möglich.
Unser Tipp: Bitcoin kaufen mit eToro
Zu den beliebtesten Online-Brokern mit Krypto-Assets gehören:
Crypto.com (Android | iOS)
Hinweis: Der Bitcoin-Kurs unterliegt nach wie vor großen Schwankungen, Investitionen sind also riskant.
Investieren in Krypto-ETPs
Eine weitere Möglichkeit, in virtuelles Geld zu investieren, sind sogenannten Krypto-ETPs, manchmal auch Krypto-ETN genannt. ETN ist hier der Oberbegriff, oft werden die Begriffe gleichbedeutend verwendet.
Auch Krypto-ETPs erlauben es, mit Digitalwährungen zu handeln, ohne diese tatsächlich zu besitzen – die Wallet kann man sich hier also sparen, auch besonderes technisches Hintergrundwissen wird nicht benötigt. Man handelt solche ETPs, wie man das vielleicht von anderen Wertpapieren schon kennt: ganz normal über eine Börse. Das kann recht praktisch sein, weil man solche Anlagen zusammen etwa mit Aktien oder klassischen ETFs direkt im gleichen Depot verwalten kann.
Rein juristisch sind solche ETPs eigentlich Schuldverschreibungen, deren Werte anhand von Referenz-Assets nachgebildet werden – dem Wert von Krypto-ETPs liegen also in aller Regel die Wertentwicklungen tatsächlicher Digitalwährungen zugrunde.
Wichtig: Auch hier werden bei Gewinnen Kapitalertragssteuer und gegebenenfalls der Soli und die Kirchensteuer fällig. Anders als beim direkten Bitcoin-Kauf sind Gewinne hier nach einem Jahr also nicht steuerfrei.
In Krypto-ETPs können Sie auf Online-Plattformen wie justTrade, 21shares, Scalable Capital oder WisdomTree investieren.
Fazit
Auch wenn die neuen Bitcoin-ETFs vorerst nicht in Deutschland zur Verfügung stehen (zumindest nicht an deutschen oder europäischen Börsen), hat die jüngste Zulassung dieser Finanzprodukte durch die SEC für einen Kurssprung beim Bitcoin selbst geführt: Die Kryptowährung macht damit nämlich erneut einen Schritt Richtung Mainstream.
Der in Deutschland (auch steuerrechtlich) etwas komplizierte Zugang zu den neuen ETFs und die Tatsache, dass darauf Abgaben wie Kapitalertragssteuer anfallen, schränken die Attraktivität des Finanzproduktes aber ein. Hierzulande haben Bitcoin-Anleger also mitunter mehr davon, die Kryptowährung direkt zu kaufen – das geht inzwischen ganz einfach.
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