Update 11.7.: Bundestag genehmigt Bau von drei neuen Spionageschiffen
Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBW) hat die Unterzeichnung des Vertrages über den Bau der drei neuen Spionageschiffe der Klasse 424 mitgeteilt. Das BAAINBW schreibt:
Im Jahr 2027 soll die Auslieferung der Ausbildungsanlage erfolgen, zwei Jahre später das erste der drei Boote der Deutschen Marine zur Verfügung gestellt werden. Damit werden sie sukzessiv die zu diesem Zeitpunkt bereits seit über 40 Jahren in der Nutzung befindlichen Flottendienstboote OKER, ALSTER und OSTE der Klasse 423.
BAAINBW
In der Pressemitteilung des BAAINBW fehlt jeder Hinweis auf die Kostenexplosion beziehungsweise darauf, dass die finalen Kosten erst noch ermittelt werden müssen. Das Marineforum versucht hier zu erklären, wieso die prognostizierten Kosten so stark von der einstigen Planung abweichen.
Statt 2 Milliarden jetzt über 3,2 Milliarden Euro
Denn die drei Schiffe dürften sogar um 1,2 Milliarden statt nur um knapp 800 Millionen Euro teurer werden als ursprünglich 2021 bei der Unterzeichnung des Rahmenvertrags geplant. Bereits Ende Juni hatte sich angedeutet, dass das Finanzierungsdesaster um die drei neuen Spionageschiffe (offizielle Bezeichnung: Flottendienstboote) der Deutsche Marine immer größer wird.
Hieß es im April 2023 noch (siehe unten), dass die drei Schiffe zusammen knapp 800 Millionen Euro teurer als ursprünglich geplant werden würden, war Ende Juni 2023 von Mehrkosten in Höhe von 1,2 Milliarden Euro die Rede (genauer gesagt: 1,23 Milliarden Euro Mehrkosten). Das berichtet der NRD.
Damit würden die drei Flottendienstboote insgesamt rund 3,22 Milliarden Euro kosten. Als der Bundestag 2021 die Finanzierung für die drei Schiffe beschloss, war von Kosten in Höhe von rund zwei Milliarden Euro die Rede. Die drei Schiffe soll die Bremer Werft “Naval-Vessels-Lürssen” (NVL) bauen, die zur NVL Group gehört.
Die drei Schiffe gelten aufgrund der aktuellen Lage als unverzichtbar. Jedes Schiff ist rund 132 Meter lang und hat eine Wasserverdrängung von 3.500 bis 4.000 Tonnen, wie das Marineforum schreibt. Jedes Schiff hat 100 Frauen und Männer an Bord: Zur Hälfte Fahrbesatzung und zur Hälfte Aufklärungspersonal. Die drei neuen Schiffe sollen zwischen 2029 und 2031 geliefert werden und dann die alten Vorgänger der Klasse 423 ersetzen.
Weitere Meldungen rund um Rüstung und Bundeswehr:
Bundeswehr rüstet auf: Mit E-Bike für Elitetruppe!
Video: Abgefeuerte Mörser-Granate fällt Soldaten auf den Rücken
Bayerische Firma baut Panzerjäger auf Mercedes-Basis: Tankhunter mit Fire-and-Forget-Raketen
Bundeswehr-Drohne soll Schwerverletzte ausfliegen: Grille als Lebensretter
Bundeswehr sucht Pistole, die man versteckt tragen kann – für diese Spezialkräfte
Lauernde Killerdrohnen für die Bundeswehr: Deutschland testet Loitering Munition
Tragbare Killer-Drohne wird noch tödlicher: Switchblade 300 im Ukraine-Krieg
Neue Kampfdrohnen spüren Feinde in Häusern auf und vernichten sie – krasses Video
Rheinmetall Combat Drone: Video zeigt Abschuss der deutschen Killerdrohne
Neues Scharfschützengewehr für die Bundeswehr – das muss es können
Bundeswehr bekommt dieses neue Sturmgewehr: G95A1/HK416 A8 – Detailfotos
Gefechtshelm Streitkräfte: Der neue Helm der Bundeswehr – kein Kevlar mehr
Bildschirme im Panzer: So werden Displays fit für den Krieg
Panther KF51: Leopard-2-Nachfolger mit ernster Schwachstelle – ausführliche Analyse
Defekter Puma-Schützenpanzer: Krisentreffen zwischen Bundeswehr und Rüstungsindustrie
Update Ende, Beginn der ursprünglichen Meldung von April 2023
Deutschland schafft nach Jahrzehnten des Sparens und Abrüstens sowie der Stilllegung ganzer Waffensysteme (Flugabwehrpanzer Gepard, Jagdpanzer und vieles mehr) wieder neue Waffen und Munition an. Das betrifft nicht nur Kampfpanzer, Schützenpanzer und Artillerie, sondern auch die Ausstattung der Marine.
So soll die Deutsche Marine unter anderem drei neue Flottendienstboote der Klasse 424 bekommen. Dabei handelt es sich um neue Aufklärungsboote, die die in die Jahre gekommenen Aufklärungsboote der Oste-Klasse (Klasse 423) ersetzen sollen. Diese Flottendienstboote sind vollgestopft mit Aufklärungs- und Abhörtechnik und der Feindaufklärung, was man umgangssprachlich auch als Spionage bezeichnen kann, obwohl Marine-Experten den Begriff Spionageschiffe in diesem Zusammenhang vermeiden.
Auf diesen Schiffen dienen Soldaten der Bundeswehreinheit Cyber- und Informationsraum (CIR). Die Klasse-424-Schiffe werden also von den Abhörexperten des CIR genutzt, die Schiffe selbst aber von der Deutschen Marine betrieben. In einigen Jahren will die Deutsche Marine das erste der “Spionageschiffe” in Dienst stellen.
Kosten steigen um 800 Millionen Euro
Die drei Flottendienstboote werden auf der Fr. Lürssen Werft/Naval-Vessels-Lürssen in Bremen gebaut. Bei Auftragsvergabe war von Kosten in Höhe von 2,1 Milliarden Euro die Rede. Doch die Tagesschau berichtet, dass es zu einer “Kostenexplosion” kommen würde. Demnach sollen die drei Schiffe jetzt inklusive Mehrwertsteuer fast 800 Millionen Euro mehr kosten als ursprünglich vereinbart. Der Bundesrechnungshof hatte bereits vor Monaten vor einer massiven Kostensteigerung gewarnt.
Technische Details erst nach Vertragsvergabe geklärt
Bei der Auftragsvergabe im Sommer 2021 waren viele technische Details nicht festgelegt worden; der Auftrag wurde also an die Werft vergeben, ohne die technischen Spezifikationen vorher zu klären. Deren Ausgestaltung erweist sich jetzt als schwierig und die Kosten gehen durch die Decke. Die Kostenexplosion werde demnach durch Auftragsanpassungen und durch die Inflation verursacht, wie die Tagesschau schreibt.
Ein von der Tagesschau befragter Technikexperte kann sich die Kostensteigerung aufgrund der technischen Spezifikationen aber nicht erklären, die Schiffe müssten eigentlich sogar günstiger werden, weil nach den neuen Vorgaben einzelne Komponenten sogar weniger aufwendig konstruiert werden sollen (zum Beispiel wurde die Antriebsleistung reduziert).
Ministerium und Bundesbehörde können Mehrkosten nicht erklären
Weder das Bundesverteidigungsministerium noch das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) können oder wollen die Kostensteigerung erklären, wie die Tagesschau schreibt. Die Lürssen-Werft ließ eine entsprechende Anfrage unbeantwortet.
Das BAAINBw steht wegen der langsamen und umständlichen Beschaffungswege für die Bundeswehr ohnehin schon länger in der Kritik. Neue Regeln sollen die Beschaffungsaufträge der Bundeswehr jetzt aber beschleunigen.
Gadgets, Online Services, Science & Technology