400 Millionen Euro fehlen für das beliebte Deutschlandticket im Jahr 2024. Das teilt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mit. Die deutschen Nahverkehrsunternehmen wiederholen damit ihre Forderung an Bundesverkehrsminister Volker Wissing, dass der Bund seinen Anteil an der Finanzierung des Deutschlandtickets aufstocken soll.
Zuvor hatten sich die Verkehrsminister der Bundesländer am 11. und 12. Oktober 2023 getroffen, um über die weitere Finanzierung des Deutschlandtickets zu beraten. Doch der Bundesverkehrsminister nahm an diesem Treffen nicht teil und zeigte auch kein Entgegenkommen. Deshalb stellen alle Nahverkehrsverbände gemeinsam fest:
Für das Jahr 2024 ist keine finanzielle Planungssicherheit für Verkehrsunternehmen, Verbünde und Aufgabenträger gegeben. Unsicher sind die wirtschaftlichen Planungen für Personal-, Fahrzeug- und alle sonstigen Kosten sowie die Einnahmeseite. Die Gesellschafter der mittelständischen, privaten und kommunal-staatlichen Unternehmen sowie die Gewährleistungsträger der Verbünde und die kommunalen- und Landes-Aufgabenträger stehen damit voll im Risiko.
Die Einnahmen aus dem Deutschlandticket reichen nicht für dessen Finanzierung, wie die Nahverkehrsunternehmen feststellen: “Die Einnahmen aus dem Ticket gleichen die Defizite fehlender Einnahmen aus bisherigen Ticketverkäufen absehbar nicht aus. 50 % der Käufer haben zuvor auskömmlichere Abonnements gekauft, ca. 40 % der Käufer kommen aus hochpreisigeren Bartickets und Zeitkarten, 10 % sind „echte“ Neukunden”.
Die Nahverkehrsunternehmen wollen, dass Bund und Bundesländer gemeinsam Geld nachschießen, um damit die Zukunft des Deutschlandtickets zu sichern. Darüber hinaus fordern die Nahverkehrsunternehmen: “Wir brauchen eine dauerhafte, planungssichere Finanzierung des Gesamt-ÖPNV für den Erhalt und den Ausbau des Angebots in Städten und ländlichem Raum, in SPNV und ÖPNV. Neben dem Deutschlandticket benötigen wir deshalb das Deutschland-Angebot. Der Rahmen dafür muss der zwischen Bund und Ländern zu beschließende Ausbau- und Modernisierungspakt sein”.
So kommt es zu den fehlenden 400 Millionen Euro
Die aktuelle Prognose des VDV zeigt, dass die Verluste für die Branche aufgrund des verkürzten Geltungszeitraums des Deutschlandtickets von Mai bis Dezember im Jahr 2023 bei etwa 2,3 Milliarden Euro liegen werden. Für das Jahr 2024 prognostiziert der Verband jedoch erheblich höhere Verluste von rund 4,1 Milliarden Euro. Insgesamt belaufen sich die Verluste für beide Jahre auf insgesamt 6,4 Milliarden Euro.
Deutschlandticket Defizit
VDV
Bund und Länder haben bereits zugesagt, jeweils 3 Mrd. Euro pro Jahr bereitzustellen. Es fehlen jedoch noch rund 400 Millionen Euro, die im Jahr 2024 benötigt werden. Falls sich Bund und Länder nicht auf die Bereitstellung der zusätzlichen 200 Millionen Euro pro Seite einigen, sind die Verkehrsunternehmen und Verbünde nicht in der Lage, eine verlässliche Planung für das Jahr 2024 vorzulegen. Damit wäre die Fortführung des Deutschlandtickets für 49 Euro im Monat gefährdet.
Laut Pro Bahn soll die weitere Finanzierung des Deutschlandtickets jetzt wohl auf die Tagesordnung eines Treffens der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzler Scholz Anfang November 2023 kommen.
Aktuelle Verkaufszahlen
In den Sommerferienmonaten Juli und August 2023 nutzten laut VDV monatlich etwa 10 Millionen Fahrgäste das bundesweite Deutschlandticket. Die Nutzung des Deutschlandtickets ist damit im Vergleich zu Mai (9 Millionen Nutzer) und Juni (9,6 Millionen Nutzer) weiter gestiegen. Die Verkaufszahlen blieben laut VDV im dritten und vierten Monat seit Einführung des Tickets konstant.
Von den Käuferinnen und Käufern des Deutschlandtickets sind laut VDV:
42 % Personen, die schon vorher ein ÖPNV-Abo hatten,
47 % sind sogenannte Neuabonnenten, die zwar vorher auch Bus und Bahn genutzt haben, aber nun mit dem Deutschland-Ticket erstmals ein Abo abgeschlossen haben,
8 % der Käuferinnen und Käufer sind Neukundinnen und -kunden, die den ÖPNV vorher nicht genutzt haben.
Die Ergebnisse der Marktforschung zeigen zudem eine Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr auf den klimafreundlicheren ÖPNV: 5 % aller Fahrten mit dem Deutschlandticket wären sonst mit dem Auto unternommen worden.
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