Update 26.9.: Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat verärgert auf Aussagen reagiert, wonach das Deutschlandticket bereits 2024 wieder abgeschafft werden könnte. Wissing sagte laut dem Tagesspiegel, dass die Finanzierung des Deutschlandtickets laut dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz bis 2025 geregelt sei: “Dieser Vereinbarung haben alle Ministerpräsidenten zugestimmt. Ich bin deshalb erstaunt darüber, dass behauptet wird, es gebe noch offene Fragen.”
Wissing ging aber nicht auf die Frage ein, wer die Fehlbeträge, die über den vereinbarten Finanzierungsrahmen hinausgehen, übernehmen solle. Sachsen-Anhalts Verkehrsministerin Lydia Hüskens (FDP) geht einen Schritt weiter und glaubt, dass sich Bund und Länder auch für 2024 auf eine gemeinsame Finanzierung einigen werden und dass der Preis von 49 Euro auch 2024 Bestand haben wird. Update Ende
Das Deutschlandticket, das aus gutem Grund nicht 49-Euro-Ticket heißt, ist ein großer Verkaufserfolg, das viele neue Nutzer für Busse und Bahnen anlockt, auch wenn das einige notorische Kritiker nicht wahrhaben wollen. Doch der Fortbestand des beliebten Tickets, das den Nahverkehr in Deutschland zum ersten Mal seit Gründung der Bundesrepublik wirklich einfach und bezahlbar gemacht hat, scheint keineswegs sicher.
Denn bereits ab Januar 2024 sei die Finanzierung nicht mehr gesichert. Im Grundsatz geht es darum, dass der Bund die zusätzlichen Kosten, auf denen die Verkehrsbetriebe und die Bundesländer sitzenzubleiben drohen, nicht anteilig übernehmen will beziehungsweise noch keine entsprechende Deckungszusage gemacht hat, wie unter anderem BR24 berichtet.
Die Verkehrsminister der Länder und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) erhöhen deshalb den Druck auf den Bund und Bundesverkehrsminister Wissing (FDP). Die 49 Euro, die die Nutzer des Deutschlandtickets zahlen müssen, würde die Kosten für das Deutschlandticket nicht abdecken. Also entsteht ein Fehlbetrag, den für das Jahr 2023 Bund und Länder zu jeweils 1,5 Milliarden Euro übernehmen. Doch diese insgesamt 3 Milliarden Euro reichen eben anscheinend nicht aus, um die Kosten vollständig abzudecken. Für 2023 ist das aber kein Problem, denn dafür ist bereits vereinbart, dass Bund und Länder die über die 3 Milliarden hinausgehenden Mehrkosten zu gleichen Teilen übernehmen würden. Doch für 2024 fehlt eine entsprechende Zusage; alles, was über die 3 Milliarden hinausgeht, wäre bisher unbezahlt.
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) rechnet für 2024 mit Verlusten in Höhe von über vier Milliarden Euro, die durch das Deutschlandticket entstehen. Der VDV schreibt: “Streitereien um den selbstverständlichen Umstand, dass ein von der Politik bestelltes Ticket vollständig bezahlt werden muss, beschädigen das Deutschlandticket insgesamt und fördern auch nicht die notwendigen Verkäufe oder die Akzeptanz bei den Kundinnen und Kunden”. Und weiter: “Die Fortsetzung des Deutschlandtickets ab 2024 ist damit massiv gefährdet”.
Was der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in seiner Stellungnahme allerdings nicht sagt: Ob und welche Maßnahmen die Verkehrsunternehmen selbst zur Kostensenkung unternehmen. Beispielsweise durch Zusammenlegung von Verkehrsverbünden und durch Abbau von Bürokratie und Verwaltung.
Die Bundesländer seien laut Oliver Krischer (Grüne/Bündnis 90), Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen, bereit, weiter die Hälfte der Mehrkosten zu übernehmen. Doch vom Bund fehle diese Zusage, Bundesverkehrsminister Wissing (FDP) scheint sich zu verweigern und will sich angeblich auf die Sanierung der seit Jahrzehnten vernachlässigten Bahn konzentrieren. 1,1 Milliarden Euro stehen als mögliche Mehrkosten für 2024 im Raum, die sich Bund und Länder zusätzlich teilen müssten.
Falls Wissing bei seiner ablehnenden Haltung bleibt: Wie könnte es ab Januar 2024 mit dem Deutschlandticket weitergehen? Eine Möglichkeit sei eine Erhöhung des Preises von jetzt 49 Euro auf dann 59 Euro. Eine Preiserhöhung wird ohnehin längst erwartet, weswegen das Deutschlandticket anders als das 9-Euro-Ticket vom Sommer 2022 offiziell nie nach seinem Preis benannt wurde, es also offiziell nicht 49-Euro-Ticket heißt. Beobachter befürchten im Falle einer Preiserhöhung aber, dass viele Abonnenten das Deutschlandticket kündigen könnten.
Eine andere Möglichkeit: Die Bundesländer übernehmen die Mehrkosten komplett, zahlen also nicht nur 1,5 Milliarden mehr pro Jahr. Die dritte Möglichkeit wäre, das Angebot des Deutschlandtickets zu verringern. Das wäre aber so ziemlich die schlechteste Lösung und würde Deutschland bei der Entwicklung des Nahverkehrs wieder zurückwerfen.
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