Es ist das beliebteste Kleinanzeigen-Portal der Deutschen im Internet: Kleinanzeigen (bis vor ein paar Monaten noch “Ebay Kleinanzeigen“), verzeichnet monatlich fast 40 Millionen einzelne Nutzer, so meldet es Statista. Eigentlich kein Wunder: Die Plattform bietet kostenlose Anmeldungen und erlaubt es privaten und gewerblichen Betreibern, Waren ohne Provision zu verkaufen.
Das insgesamt unkomplizierte Portal führt Käufer und Verkäufer direkt zueinander – und genau das ist auch die Schwachstelle dabei: Scammer und Betrüger lassen sich nämlich immer neue Methoden einfallen, um arglose Nutzer übers Ohr zu hauen – und das kann richtig teuer werden.
Wir erklären, worauf Käufer und Verkäufer bei Kleinanzeigen unbedingt achten sollten, um Betrügern das Leben schwer zu machen und nicht selbst aufs Kreuz gelegt zu werden.
Raffinierte Betrugsmaschen: Mit diesen Methoden müssen Sie rechnen
Scammer und Betrüger sind kreativ und lassen sich immer wieder neue Methoden einfallen, um arglosen Nutzern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wir stellen einige typische Betrugsmethoden vor, auf die schon viele Menschen hereingefallen sind.
Der „Dreiecksbetrug“: Lukrativ für Gangster – und besonders perfide
Diese kriminelle Masche ist ziemlich kreativ, aber auch besonders perfide, weil sie noch einen unbeteiligten Dritten mit in den Schlamassel zieht. Betrüger konzentrieren sich dabei gerne auf geläufige Artikel mit relativ hohem Preis. Also moderne Smartphones oder einen Laptop zum Beispiel. Dann suchen sie sich einen Verkäufer solcher Waren und erfragen dort Paypal-Adressen oder Bankkonten zur (angeblichen) Überweisung des Kaufpreises.
Dann kommt der Clou: Die Abzocker kopieren jetzt das Angebot des Verkäufers mit dem exakt gleichen Preis und schaltet ihrerseits eine Anzeige dafür, als wären sie selbst der Verkäufer. Wenn nun ein argloser Dritter auf das Angebot aufmerksam wird und die Ware kaufen will, dann geben sie diesem Dritten die Kontodaten desjenigen, der die Anzeige ursprünglich erstellt hat.
Den Rest kann man sich denken: Der Dritte überweist jetzt das Geld für die Ware an den eigentlichen Verkäufer – der denkt aber, dass das Geld von Person Nummer zwei, also vom Abzocker stammt: Denn dem hat er ja seine Kontoinformationen gegeben. Trifft das Geld ein, versendet der Verkäufer die Ware an den Scammer, der damit auf Nimmerwiedersehen verschwindet.
Der Schutz vor dieser Masche: Nutzen Sie “Sicheres Bezahlen“ bei Kleinanzeigen. (Mehr dazu weiter unten.)
Angeblich Ware nicht erhalten
Eine weitere typische Abzocke bei Kleinanzeigen läuft denkbar simpel: Käufer behaupten gegenüber einem Verkäufer, sie hätten die vereinbarte Ware nie erhalten und möchten ihr Geld zurück. Ob das stimmt oder nicht, lässt sich aber leicht überprüfen, wenn man sich vorher für versicherten Versand entschieden hat.
So schützt man nicht nur die Ware vor Schäden beim Transport, man kann Sendungen auch nachverfolgen und weiß genau, ob und wann ein Paket angenommen wurde. Solchen Betrügereien kommt man damit also schnell auf die Schliche.
Wir raten deswegen immer dazu, auf versicherten Versand zu setzen, wenn es um nennenswerte Geldsummen geht – sowohl bei Käufen als auch bei Verkäufen.
Abzocke über vermeintliche Transportkosten
Auch ziemlich einfallsreich: Kriminelle Abzocker melden sich bei Verkäufern schwerer oder sperriger Güter, die man nicht ohne Weiteres per Post versenden kann und die oft zur Abholung vorgesehen sind.
Dabei schlagen sie dann vor, Werkbänke, Waschmaschinen oder Ähnliches per Spedition liefern zu lassen und die Kosten dafür zusammen mit dem Kaufpreis zu überweisen. Geht man darauf ein, erhält man im Anschluss einen gefälschten Überweisungsbeleg (üblicherweise per E-Mail) aus dem hervorgeht, dass der Käufer den vereinbarten Preis mitsamt Lieferkosten überwiesen habe.
Nun müsse man nur noch der vermeintlichen Spedition die wohl bereits erhaltenen Transportkosten überweisen. Die Spedition gibt es aber nicht und der betrügerische Käufer streicht das Geld selbst ein und macht sich davon.
Um das zu vermeiden: Gehen Sie niemals auf dubiose Vorschläge per E-Mail ein. Am besten regeln Sie den gesamten Austausch mit anderen Nutzern auch nur über Kleinanzeigen selbst.
Käufer unter Druck setzen und zu Überweisungen im Voraus nötigen
Wer Geld für Waren privat und im Voraus überweist, geht immer das Risiko an, weder das Geld noch die gewünschte Ware je wiederzusehen. Während gewerbliche Verkäufer gegenüber privaten Kunden zwar für Transportschäden und ultimativ auch für den Verlust von Waren aufkommen müssen, sieht das bei privaten Verkäufern anders aus: Die müssen Sendungen nur bei der Post aufgeben und tragen danach kein Risiko und keine Sorgfaltspflicht mehr.
Betrüger nutzen das gerne aus und versuchen, Käufer davon zu überzeugen, Beträge direkt auf deren Konto zu überweisen. Während man bei Paypal noch den Käuferschutz nutzen kann und mit dem “Sicheren Bezahlen“ bei Kleinanzeigen auch vor solchen Maschen geschützt ist, hat man bei präventiven Überweisungen, die man selbst in Auftrag gibt, schlechte Karten: Die lassen sich bei der Bank nämlich nicht unbedingt wieder zurücknehmen und man steht am Ende ohne Geld oder Ware da.
Unser Tipp: Besonders, wenn Verkäufer Druck machen und etwa behaupten, man müsse schnell bezahlen, sonst sei die Ware womöglich weg, sollte man hellhörig werden. Von direkten Voraus-Bezahlungen ist generell abzuraten.
Worauf Sie bei Kleinanzeigen unbedingt achten sollten
Weil es immer häufiger zu mitunter leider erfolgreichen Betrugsversuchen bei Kleinanzeigen kommt, hat sich sogar die Bayerische Polizei schon mit dem Thema beschäftigt und ein paar Faustregeln für den sicheren Umgang auf dem Portal veröffentlicht. Nutzer sollten:
Keinesfalls auf Links klicken, die man von anderen Nutzern etwa per E-Mail erhält.
Keine Dateianhänge von E-Mails öffnen.
Niemals persönliche oder vertrauliche Daten angeben. Das sind etwa Passwörter, Transaktionsnummern (TANs) oder Kreditkartendaten.
Auch Kopien oder Fotos von Ausweisdokumenten nie an andere Nutzer weitergeben.
Niemals im eigenen Namen Bankkonten für andere eröffnen.
Verhandlungsgespräche keinesfalls außerhalb der Plattform Kleinanzeigen führen, etwa via WhatsApp oder E-Mail.
Als Verkäufer keine Schecks akzeptieren.
Dazu kommen einige allgemeingültige Verhaltensregeln, die Nutzer vor Betrug schützen:
Immer Preise vergleichen: Nutzen Sie Vergleichsportale wie billiger.de, um marktübliche Tiefpreise für gesuchte Artikel zu prüfen. Doch Vorsicht: Wenn Angebote bei Kleinanzeigen unrealistisch niedrig sind, dann handelt es sich womöglich um Hehlerware oder einen Betrugsversuch.
Artikel möglichst selbst begutachten: Wenn Sie auf ein Angebot in örtlicher Nähe eingehen, ist es empfehlenswert, solche Artikel beim Verkäufer vor dem Bezahlen in Augenschein zu nehmen. Weil Kleinanzeigen deutschlandweit funktioniert, ist das leider nicht immer lohnenswert, besonders bei günstigeren Artikeln.
Daten vergleichen: Achten Sie darauf, dass die Daten von Käufern und deren Kontoinformationen übereinstimmen.
Verkäufer sollten die Bezahlmethode immer selbst festlegen.
“Sicher Bezahlen“ benutzen. Wie das geht und was das bringt, lesen Sie im nächsten Absatz.
Tipp: Nutzen Sie den sicheren Bezahlservice von Kleinanzeigen: “Sicher Bezahlen“
Seit 2020 gibt es bei Kleinanzeigen die Möglichkeit, die Funktion “Sicher Bezahlen“ zu nutzen. Dabei wird Geld nicht direkt vom Käufer an den Verkäufer gesendet, sondern über einen Treuhand-Partner, nämlich die niederländische Online Payment Platform (OPP) weitergegeben.
Wichtig dabei: “Sicher bezahlen” findet ausschließlich über die Nachrichtenfunktion von Kleinanzeigen statt. Wenn andere Nutzer bei dem Verfahren nach Telefonnummern, E-Mail-Adressen oder den Whatsapp-Kontakt fragen, handelt es sich oft um einen Phishing-Versuch. Auch Kreditkartendaten muss man anderen Nutzern hier niemals verraten.
Der Service funktioniert nur in Verbindung mit versichertem Versand und ist per Kreditkarte oder via Bank- und Sofortüberweisung möglich.
Sicher Bezahlen hat folgende Vorteile:
Man ist vor der Offenlegung eigener Kontodaten geschützt
Typische Risiken des Lastschriftverfahrens sind ausgeschlossen
Keine Gefahr durch Rückbuchungen von Kreditkartenzahlungen
Das Geld kommt erst beim Verkäufer an, wenn der Käufer die Ware inspizieren konnte
Schutz vor ungerechtfertigten Käuferbeschwerden
Für das sichere Bezahlsystem fallen allerdings auch zusätzliche Gebühren an, die vom Käufer übernommen werden. Die Pauschale beträgt 35 Cent plus 4,5 Prozent des vereinbarten Kaufpreises.
Wichtig: Einige Scammer konzentrieren sich gezielt auf die Abzocke bei “Sicher Bezahlen“ von Kleinanzeigen. Deswegen möchten wir es an dieser Stelle noch einmal wiederholen: Nutzen Sie das Verfahren ausschließlich über die Nachrichtenfunktion bei Kleinanzeigen selbst und folgen Sie niemals Anweisungen in dubiosen SMS. Auch das Öffnen von Links in Messengern oder in E-Mails sowie jeglicher Dateianhänge sollte man vermeiden.
Sie sind Opfer von Betrügern geworden? Das sollten Sie jetzt tun
Wenn Sie glauben, bei Kleinanzeigen an Betrügern geraten zu sein, oder wenn Sie denen schon auf den Leim gegangen sind, dann sollten Sie Folgendes tun:
Wer den Verdacht hat, Betrügern auf den Leim gegangen zu sein, sollte betroffene Geldkarten und Bankkonten so schnell wie möglich sperren lassen.
Im Betrugsfall unverzüglich Anzeige bei der Polizei erstatten. Dabei am besten Dokumente wie den Austausch mit den Betrügern und alle von diesen verfügbaren Daten und Nachrichten mitnehmen.
Den Service von Kleinanzeigen kontaktieren und auch dort auf das Geschehene und potentielle Betrüger hinweisen.
Keinesfalls sollte man aus Scham oder Angst davor zurückschrecken, die notwendigen Schritte einzuleiten. Natürlich ist es irgendwie peinlich, wenn man von Gangstern betrogen und abgezockt wird. Die haben mit ihren kriminellen Methoden aber leider oft viele Jahre Erfahrung und wissen ganz genau, wie man Menschen manipuliert und unter Druck setzt.
Deswegen können solche Maschen auch jeden treffen. Wichtig ist, dass man jetzt größeren Schaden abwendet und die Behörden sowie die Plattform informiert, damit möglichst nicht noch weitere unbescholtene Nutzer zu Schaden kommen.
Kleinanzeigen hat selbst auch eine umfangreiche FAQ für Käufer und Verkäufer erstellt, die auch auf den richtigen Umgang mit typischen Warengruppen wie Elektronik, Eintrittskarten und Tickets oder Autos und Fahrräder eingeht. Den ausführlichen Leitfaden finden Sie hier.
Auch eine informative Liste mit vielen typischen Phishing-Methoden hat man bei Kleinanzeigen für Nutzer zusammengestellt.
Fazit
Bedauerlicherweise gibt es eine Vielzahl von teils sehr raffinierten und perfiden Betrugsmaschen bei Kleinanzeigen – und vielen anderen vergleichbaren Online-Portalen. Wenn man wachsam ist, sich an allgemeingültige Vorsichtsmaßnahmen hält (wie wir sie in diesem Beitrag beschreiben) und wenn man geschützte System wie “Sicheres Bezahlen“ richtig nutzt, muss man sich aber keine Sorgen machen und kann dort entspannt nach Schnäppchen stöbern.
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