Das Main Ground Combat System (MGCS) soll einmal den deutschen Kampfpanzer Leopard 2 und den französischen Kampfpanzer Leclerc ersetzen. Irgendwann… weit, weit in der Zukunft. Dafür gründeten die deutsche Panzerschmiede Krauss-Maffei-Wegmann KMW und der französische Rüstungskonzern Nexter im Jahr 2015 sogar eine neue Holding namens KMW+NEXTER Defense Systems N.V. (KNDS).
Doch das deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt stand nie unter einem guten Stern und kam bis heute nicht wirklich voran, auch wenn Politiker beider Länder und die beteiligten Unternehmen natürlich immer mal wieder das Gegenteil behaupten. Erst im Juli 2023 versuchte der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius dem lahmenden Projekt neues Leben einzuhauchen, wie man in Leopard-2-Nachfolger: So geht es mit dem Kampfpanzer weiter nachlesen kann.
Jetzt berichtet aber das Handelsblatt, dass dem deutsch-französischen Kampfpanzerprojekt das Aus droht. Das Handelsblatt schreibt:
Die Gegensätze zwischen den beiden beteiligten Ländern seien so groß, dass der Erfolg des sogenannten Main Ground Combat System (MGCS) zunehmend infrage stehe.
Das Handelsblatt beruft sich auf Regierungs- und Industriekreise. In wesentlichen Fragen könnten sich KMW (das den Leopard 2 in großen Stückzahlen produziert hat und immer noch produziert und auch an viele Staaten verkauft hat) und Nexter (das vom Leclerc nur eine deutlich geringere Zahl gefertigt hat; dieser Panzer war zudem kein großer Exporterfolg) nicht einigen. Zudem drängt mit Rheinmetall ein drittes Unternehmen in die Kooperation. Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall möchte seine neue 130-mm-Kanone für den Leopard-2-Nachfolger liefern (diese Kanone zeigte Rheinmetall auch in seinem Prototyp KF51 Panther). Die Franzosen sind aber angeblich gegen den Einbau der Rheinmetallkanone in das MGCS.
Die französische Regierung ist zudem vom Tempo beim MGCS enttäuscht. Deutschland agiert den Franzosen wohl generell zu zögerlich bei Verteidigungsprojekten. So war ursprünglich das Jahr 2035 als Einführungstermin für den Nachfolger des Leopard 2 geplant, doch mittlerweile muss man eher mit einer Auslieferung ab dem Jahr 2040 rechnen, wie der Münchner Merkur schreibt.
Deutschland und Frankreich teilen sich die Kosten für die Entwicklung, die Führung soll aber bei Deutschland liegen (Frankreich hat dafür bei dem deutsch-französischen Kampfjet-Projekt FCAS Future Combat Air System das Sagen). Aus dem Sondervermögen für die Bundeswehr sind für das laufende Jahr knapp 83,5 Millionen Euro für Entwicklung des MGCS eingeplant.
Deutscher Verteidigungsexperte rückt vom MGCS ab
Andreas Schwarz, SPD-Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Haushalts- und im Verteidigungsausschuss, spricht sich in einem Tweet für die Weiterentwicklung des Leopard 2 und gegen das Gemeinschaftsprojekt mit den Franzosen aus:
In der Tat entwickelt KMW den Leopard 2 immer weiter und liefert mit dem Leopard 2 A7V gerade eine neue Version an die Bundeswehr. Zudem entwickelt KMW erstmals auch eine Leopard-2-Variante A7A1 mit einem abstandsaktiven Schutzsystem alias “Hardkill”. Dabei kommt das bewährte israelische Hardkillsystem “Trophy” zum Einsatz. Mit dem KF51 Panther von Rheinmetall steht zudem ein weiterer potenzieller Nachfolger für den Leopard 2 zumindest theoretisch bereit.
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