Der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS (Krauss-Maffei-Wegmann und Nexter) hat im Vorfeld der Rüstungsmesse Eurosatory eine Bombe platzen lassen und den Prototyp einer kompletten Neuentwicklung des bekannten Kampfpanzers Leopard 2 vorgestellt: Den Leopard 2 A-RC 3.0.
Der Leopard 2 A-RC 3.0 unterscheidet sich entscheidend vom bisherigen Leopard 2 dadurch, dass er einen unbemannten Turm besitzt, der laut dem Wehrblog hartpunkt in Kassel gefertigt werden soll. Die Besatzung sitzt gut geschützt in der Wanne. Der Turm ist also unbemannt, eine Ladeautomatik übernimmt das Laden der Bordkanone. Aufgrund dieser einschneidenden konstruktiven Änderungen gegenüber den bisherigen Leopard-2-Varianten sprechen Beobachter bereits von einem Leopard 3.
Leopard 2 A-RC 3.0
KNDS
Durch den unbemannten Turm reduziert sich die Fläche des Panzers, die beschützt werden muss, deutlich. Panzerexperten fordern schon seit Jahren einen unbemannten Turm, um Kampfpanzer leichter und weniger hoch (und damit weniger leicht aufklärbar) zu machen und die Besatzung besser zu sichern. Gerade angesichts der neuen Bedrohung durch Billig-Drohnen, die Sprengladungen auf die Panzer abwerfen oder sich im Kamikaze-Stil auf den Panzer stürzen, ist der Schutzaspekt besonders wichtig geworden.
Leopard 2 A-RC
KNDS
Durch den Verzicht auf die Besatzung im Turm und die Einführung einer Ladeautomatik kann der Turm kleiner gebaut werden. Der Panzer wird damit insgesamt kleiner und leichter. Damit reduziert sich dessen Gewicht, er wird beweglicher und lässt sich aufgrund der niedrigeren Silhouette nicht so leicht aufklären.
Das auf dem Turm befindliche Maschinenkanone mit 30-mm-Geschossen wird fernbedient; damit ließen sich Drohne abwehren. Die Besatzung besteigt den Panzer vermutlich durch eine Luke auf der Vorderseite unterhalb der Kanone, wie Experten vermuten. Sicher ist das aber nicht.
Leopard 2 A-RC 3.0
KNDS
Leopard 2 A-RC 3.0 schlägt Panther KF51 von Rheinmetall
Der Leopard 2 A-RC 3.0 dürfte die Antwort von KNDS auf den Panther KF51 sein, mit dem Konkurrent Rheinmetall auf der Eurosatory 2022 KNDS die Show gestohlen hat. Damals überraschte Rheinmetall die Welt mit einem komplett neu entwickelten Prototypen eines Kampfpanzers. Der allerdings auf der Wanne des Leopard 2 sitzt und vor allem keinen unbemannten Turm besitzt.
Wir haben dieses veraltete Turmkonzept damals kritisiert, unsere ausführliche Analyse des KF51 von Rheinmetall finden Sie hier: Panther KF51 – Leopard-2-Nachfolger mit ernster Schwachstelle – alle Informationen und Analyse. Übrigens setzen auch die USA bei der Weiterentwicklung ihres Kampfpanzers M1 Abrams auf einen unbemannten Turm.
Leopard 2 A-RC als Vorläufer des MGCS
Der Leopard 2 A-RC 3.0 soll KNDS zufolge ein technologischer Vorläufer des Main Ground Combat Systems (MGCS) sein. Beim MGCS wollen Deutschland und Frankreich gemeinsam einen Nachfolger für den international erfolgreichen deutschen Leopard 2 und den französischen “Ladenhüter” Leclerc entwickeln. Aufgrund von Rivalitäten zwischen den beteiligten Unternehmen und vermutlich auch wegen der grundsätzlich anderen Einsatzvorstellungen zwischen deutschen und französischen Militärs kommt das MGCS aber seit vielen Jahren nicht vor – trotz gegenteiliger Beteuerungen der Politik.
Wichtig: Laut KNDS sollen sich alle vorhandenen Leopard 2 auf den Stand des A-RC nachrüsten lassen. Sofern das denn Sinn macht, denn beispielsweise die Wanne eines Kampfpanzers unterliegt der Alterung und verschleißt im Laufe der Jahrzehnte.
Leopard 3: Sofern der Leopard 2 A-RC als Brückenlösung zwischen dem Leopard 2 A8 (der aktuell modernsten Variante des Leo 2, mit abstandsaktivem Hardkillsystem Trophy, aber noch ohne speziellen Schutz vor Kleindrohnenangriffe) und der Einführung des MGCS dienen soll, könnte man den Leopard 2 A-RC mit gutem Recht als Leopard 3 bezeichnen.
Weitere technische Daten
Laut dem PDF von KNDS soll der neue Leopard 2 nur drei Mann Besatzung (Kommandant, Fahrer, Richtschütze) haben. Der Turm soll Kanonen unterschiedlichen Kalibers aufnehmen können, beginnend von der aktuellen 120-mm-Kanone, über eine 130-mm-Kanone von Rheinmetall bis zu einer 140-mm-Kanone aus Frankreich. Dazu kommen ein Nebel-/Granatwerfer und die Möglichkeit, Lenkraketen abfeuern zu können. Wie viel Munition der Panzer mitführen kann, sagt KNDS nicht. Ein Koaxial-MG ist anders als bei den bisherigen Leopard-2-Varianten nicht verbaut.
Leopard 2 A-RC 3.0
KNDS
Der Autoloader/die Ladeautomatik soll drei Schuss in zehn Sekunden abgeben können. Das wäre extrem viel, damit kann kein Ladeschütze mithalten.
In Sachen Sensoren und Schutzsysteme ist alles denkbar, was derzeit technisch möglich ist. Also auch Hardkillsysteme wie Trophy, die anfliegende Geschosse abfangen und vernichten. Sowie Schutzsysteme gegen Drohnen und Loitering Munition, wobei KNDS hierzu aber keine Details verrät. Reaktivpanzerung, wie sie im Ukrainekrieg an allen Panzern gesehen wird, ist ebenfalls vorgesehen, wie man auf den Fotos sieht. Zudem ist der Panzer komplett vernetzt.
Sein Gewicht soll abhängig von der Konfiguration unter 60 Tonnen liegen und damit geringer als das Gewicht des aktuellen Leopard 2 sein. Damit könnte der bekannte 1.500-PS-Motor aus dem Leopard 2 den neuen Panzer schneller beschleunigen. Das wird unter anderem durch den unbemannten Turm möglich. Der Panzer soll 3,77 Meter breit und 7,95 Meter lang und 2,44 Meter hoch sein (ohne Waffenstation). Die Höchstgeschwindigkeit soll mindestens 65 km/h betragen. Die Reichweite gibt der Hersteller mit bis zu 460 Kilometer an.
Einführungstermin: Unbekannt
Ob der Leopard 2 A-RC jemals in Serie gebaut wird und wer ihn wann einführen wird, ist aber noch völlig offen.
Unglückliche Namenswahl
Gibt man derzeit Leopard 2 A-RC bei Google ein, liefert die Trefferliste Spielzeugpanzer mit Fernbedienung, das RC steht bei diesen Modellpanzern für “Remote Control”.
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