Das Nobara Project, welches von Thomas (“GloriousEggroll“) Crider, seines Zeichens Software-Ingenieur bei Red Hat, ins Leben gerufen wurde, baut die sehr populäre und innerhalb der Spielerschaft sehr verbreitete Linux-Distribution Fedora 38 von Grund auf um.
Fedora 38 als Basis
In der neuesten Version Nobara Linux 38 (“Thirty Eight”) lassen der Chefentwickler und die große Community weitere Optimierungen für das Spielen unter Linux einfließen und machen so die aktuelle Referenz für Linux-Gaming noch ein wenig besser. Tweaks und Optimierungen gehören dabei zum Standardrepertoire des Gaming-OS.
Auch die neuesten Softwarepakete, Grafik-APIs und Laufzeitumgebungen sind dabei und als Fundament dient jetzt die neueste Fedora 38 Workstation mit dem modernen Desktop Gnome 45.
Alternativ können Gamer auf Wunsch auch auf den nochmals deutlich stärker anpassbaren Desktop KDE Plasma 5.27 ausweichen, welcher sich mit wenigen Klicks nachinstallieren oder mit einem alternativen Installationsmedium direkt als Standard nutzen lässt.
Die Zutaten für Spiele(r)
Die vollständige Basis für das aktuelle Nobara Linux 38 (“Thirty Eight”) stellt sich nach der erstmaligen Aktualisierung der Softwarepakete, Laufzeitumgebungen, Treiber und APIs wie folgt dar:
Linux 6.5.9
Mesa 3D 23.3.0
GStreamer 1.22.6
Proton GE Custom 8-22
Wine GE Custom 8-22
Gnome Shell 45.1
Calamares 3.3
VKD3D 2.10
Gnome 45.1 unterstützt jetzt VRR (“Variable Refresh Rate”) während GStreamer 1.22.6 eine Wiedergabe des AV1-Codecs beherrscht. Der für das Spielen unter Linux so essenzielle freie Grafikstack Mesa 3D, der auch den freien Vulkan-Grafiktreiber für Radeon-Grafikkarten mitbringt, liegt ebenfalls in der neuesten Version vor. Um die Installation des Betriebssystems kümmert sich die sehr komfortable, grafische Installationsroutine Calamares in der Version 3.3.
Nobara Project
Nach der Erstinstallation, welche je nach Hardware-Konfiguration lediglich fünf bis zehn Minuten in Anspruch nimmt, sowie einer einmaligen initialen Aktualisierung des gesamten Grundsystems, steht Nobara Linux 38 (“Thrity Eight”) mit Gnome 45 startklar für Spieler bereit.
Nobara Project
Für Spieler angepasst
Auf Basis der aktuellen Fedora 38 Workstation und Gnome 45 sowie dem Betriebssystemkernel Linux 6.5.9 schneidert das ambitionierte Projekt eine Gaming-Distribution, die bereits im Auslieferungszustand alle benötigten Abhängigkeiten der zu Windows kompatiblen Laufzeitumgebung Wine auflöst.
Ferner sind auch bereits die nachfolgenden Softwarepakete “Out of the Box” für Spieler vorinstalliert:
Steam
Proton 8.02
Proton GE Custom 8-22
ProtonUp-Qt Updater 2.8.2
Wine
Wine GE Custom 8-22
Spiele-Clients
Lutris
EmuDeck
RetroArch
Heroic Games Launcher
PlayOnLinux
GameHub
Bottles
itch.io
Neben der Spiele-Vertriebsplattform Steam und den zahlreichen Clients sind auch viele Emulatoren für aktuelle Spiele und Retro-Games mit an Bord und können sofort eingesetzt oder nachinstalliert werden.
Doch einen solch umfangreichen Software-Stack besitzen auch andere Linux-Distributionen und auch bekannte Größen wie Ubuntu, openSUSE, Manjaro oder eben Arch Linux lassen sich über das jeweilige Paketmanagement entsprechend ausstatten.
Ein weiteres Feature hebt Nobara Linux aber von seinen Mitbewerbern, insbesondere im Hinblick auf seine Eignung für Spiele(r), ganz besonders ab und sorgt für eine deutlich höhere Gaming-Performance.
Optimierter Kernel
Das Nobara Project und das daraus resultierende Nobara Linux bieten speziell an Spieler adressierte Verbesserungen, wie FUTEX2, einem Mutex-Mechanismus für eine noch effizientere CPU-Nutzung, und weitere direkt im Systemkernel integrierte Patches für Spieler.
Optimierungen des Linux-Kernel (Quelle):
Kernel patched with futex2
Kernel patched with winesync
Kernel patched with AMD CPCC
Kernel patched with fsync compatibility
Kernel patched with cherry-picked zen patches
Kernel patched withto GameScope HDR patches
Kernel patched to enable amdgpu for pre-polaris cards
Kernel configured with ashmem, binder, and android support
Kernel patched with simpledrm fix/workaround for nvidia
Kernel patched with windows surface support
Kernel patched with steam deck support
Kernel patched with OpenRGB
Neben der neuesten Proton GE Custom, die hauptsächlich das Spielen über den Steam-Client verbessert, fließen auch einmal mehr die neuesten Optimierungen und Fehlerkorrekturen für weitere Schnittstellen und APIs, wie den DirectX-zu-Vulkan-Übersetzer DXVK 2.3 sowie die zu Windows kompatible Laufzeitumgebung Wine, in Nobara Linux 38 mit ein.
Kuratierte Software
Die speziell auf Spieler zugeschnittene Linux-Distribution flog sehr lange Zeit unter dem Radar, findet aber mittlerweile immer mehr Unterstützer, welche sich eine bereits nach der Erstinstallation vorkonfigurierte Distribution für Spieler wünschen.
Zur Auswahl stehen drei Systemabbilder mit den beiden bekannten Desktop-Umgebungen Gnome und KDE Plasma.
Nobara Linux 38 (Official)
Nobara Linux 38 (Gnome)
Nobara Linux 38 (Plasma)
Speziell für Gaming-PCs mit einer Geforce-Grafikkarte von Nvidia werden ebenfalls drei unterschiedliche Systemabbilder zum Download angeboten.
Nobara Linux 38 (Official) for Nvidia
Nobara Linux 38 (Gnome) for Nvidia
Nobara Linux 38 (Plasma) for Nvidia
Ganz neu im Bunde ist jetzt auch ein speziell auf das Steam Deck von Valve angepasstes Systemabbild, welches auf die Hardware des Handheld-PCs optimiert wurde.
Nobara Linux 38 (Official) for Steam Deck
Alle verfügbaren Systemabbilder stehen auf der offiziellen Webseite des Nobara Projects zum Download bereit und sind 3,6 und 5,2 Gigabyte groß. Um die ISO-Dateien als bootfähiges Installationsmedium auf entsprechende USB-Datenträger schreiben zu können, ist das Datenträgerwerkzeug balenaEtcher sehr empfehlenswert.
Alle Systemabbilder zeichnen sich durch ihre besonders für Spieler sinnvoll kuratierte Softwarezusammenstellung aus. Neben Steam und anderen Spiele-Clients finden sich auch OBS Studio, OpenRGB, Discord und zahlreiche Open-Source-Spiele-Manager in der Grundinstallation der maßgeschneiderten Gaming-Distribution wieder.
Patches für CPU/GPU
Die CPU-Patches für AMD CPCC und die diversen Zen-Architekturen sowie zahlreiche GPU-Patches für AMD-GPU sollen indes für mehr Leistung und zusätzliche Bilder pro Sekunde sorgen.
Verschiedene Leistungsmetriken, wie FPS (“Frames per Secound”) und Temperaturen sowie die CPU- und GPU-Auslastung, lassen sich über das für die Grafik-Schnittstellen OpenGL und Vulkan ausgelegte Overlay MangoHud auslesen, welches ebenfalls “Out of the Box” mit im Grundumfang der Distribution befindet.
Zudem werden werkseitig alle relevanten Bild-, Ton- und Video-Codes unterstützt und müssen nicht langwierig nachinstalliert werden. Damit lassen sich alle Mediendateien ohne Einschränkungen nutzen.
Einige der wichtigsten Dinge, welche in Fedora noch fehlen, insbesondere im Hinblick auf Gaming und Streaming, sind vollständig aufgelöste Wine-Abhängigkeiten, OBS Studio, Codec-Pakete von Drittanbietern wie die für GStreamer, Treiber von Drittanbietern wie Nvidia und kleinere Paketkorrekturen hier und da.
Dieses Projekt zielt darauf ab, die meisten dieser Probleme zu beheben und ein besseres Erlebnis für Spieler, Streamer und Content Creator zu bieten.
Noch wichtiger ist, dass wir die Bedienung durch “Point and Click” signifikant vereinfachen wollen, damit Nutzer das Terminal nicht öffnen müssen.
Thomas (“GloriousEggroll”) Crider
Auch andere Hindernisse und Einstiegshürden, welche vornehmlich Linux-Einsteiger und Windows-Umsteiger vor so manche Herausforderung stellen, werden von der Distribution bereits im Auslieferungszustand clever und einfach umschifft.
Die passenden Grafiktreiber für Nvidias Geforce-Grafikkarten werden direkt mitgeliefert und mit der Hilfe einer vollständig automatischen Installationsroutine installiert und entsprechend eingerichtet.
Für eine bessere Nutzung von Hochkontrastbildmaterial kommt der neue HDR-Patch von GameScope zum Einsatz, während der für das Spielen unter Linux essenzielle freie Grafikstack Mesa 3D auf die neueste verfügbare Version angehoben wurde.
Alle Tweaks, Patches und Systemoptimierungen bis zum Betriebssystemkernel wurden bereits durchgeführt und verbessern die Leistung und Stabilität spürbar.
Die gesamte Programmzusammenstellung (“Software-Stack”) ist bereits auf Spieler, Streamer und Content Creator ausgelegt und lässt sich über die Paketverwaltung schnell und einfach erweitern.
Alle Medien lassen sich ausführen und öffnen, da bereits alle Codecs entsprechend vorinstalliert wurden.
Die modernen Desktop-Umgebungen ermöglichen eine leichte Bedienung, die vom Aufbau her an Windows 10 und Windows 11 erinnert und wenig Umgewöhnung erfordert.
Der YouTube-Kanal “Linux Tex” hat sich Nobara bereits einmal im Detail angesehen und liefert entsprechende Impressionen. Systemabbilder finden sich indes direkt auf der Projektseite der Gaming-Distribution.
Weitere Informationen zur Veröffentlichung von Nobara 38 (“Thirty Eight”) liefern die offiziellen Release Notes der Entwickler.
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