Der US-amerikanische Software-Hersteller Oracle hält seinen Patch Day nur alle drei Monate ab. Oracle spricht dabei von „Critical Patch Updates“ (CPU). Aufgrund des umfangreichen Produktportfolios sowie des relativ langen Update-Turnus fallen dabei regelmäßig mehrere hundert zu beseitigende Lücken an. Im Januar sind immerhin 389 Schwachstellen zusammengekommen – ähnlich wie beim letzten Mal im Oktober 2023.
Etliche der beseitigten Schwachstellen sind als kritisch einzustufen. Angaben dazu, ob Schwachstellen bereits für Angriffe ausgenutzt werden (0-Day-Lücken), macht Oracle nicht. Für die Risikobewertung nutzt Oracle den Industriestandard CVSS 3.1 (Common Vulnerability Scoring Standard), dessen höchster Wert 10.0 ist. Auch Microsoft gibt seit einiger Zeit einen CVSS-Score für beseitigte Sicherheitslücken an.
Wichtige Oracle Updates
Produktneue Versionbeseitigte LückenCVSS-ScoreJava 88u40197.4Java 11 (LTS)11.0.2267.4Java 17 (LTS)17.0.1057.5Java 21 (LTS)21.0.257.4MySQL8.3.0 / 8.0.36409.8VirtualBox7.0.14 / 6.1.500–
Die dicksten Brocken
Die meisten Sicherheitslücken hat Oracle in seinen Produkten für Banken und Finanzdienstleister (Financial Services) geschlossen. Von den 71 Lücken sind 54 ohne Benutzeranmeldung über das Netzwerk ausnutzbar, neun davon erreichen den CVSS-Score 9.8. Dahinter folgt die Produktfamilie für die Telekommunikationsbranche (Communications) mit 55 gestopften Lücken. Davon sind 43 ohne Benutzeranmeldung über das Netzwerk ausnutzbar, fünf erreichen den CVSS-Score 9.8.
Mit 40 behobenen Schwachstellen liegt der quelloffene Datenbank-Server MySQL im oberen Mittelfeld. Hier sind 12 Lücken ohne Benutzeranmeldung über das Netzwerk ausnutzbar, zwei erreichen den CVSS Score 9.8. Die neuesten verfügbaren MySQL-Versionen (MySQL Community Server) sind 8.3.0 („Innovation“), 8.0.36 und 5.7.44. Das Support-Ende für MySQL Community 5.7 war bereits im Oktober 2023 erreicht, es gibt also keine Updates mehr.
Java-Updates
In Java SE (Standard Edition) hat Oracle insgesamt 13 Sicherheitslücken geschlossen, von denen 11 ohne Benutzeranmeldung übers Netzwerk ausnutzbar sind (CVSS-Höchstwert 5.9). Vier dieser Lücken betreffen nur die GraalVM für Unternehmen. Im September hat Oracle Java 21 veröffentlicht, die neueste LTS-Version (Long Term Support). Auch Java 17 und Java 11 sind LTS-Versionen. Sie werden acht Jahre lang mit Updates versorgt. Der neueste Stand sind die Versionen 21.0.2, 17.0.10 und 11.0.22. Ab Java 9 bringen Java-basierte Anwendungen selbst mit, was sie brauchen. Im Gegensatz zu Java 8 müssen Sie als Anwender die Java-Laufzeitumgebung (JRE) also im Regelfall nicht selbst installieren und aktualisieren.
▶Die neuesten Sicherheits-Updates
Für Anwender bleibt laut Oracle weiterhin vorwiegend Java 8 (JRE – Java Runtime Environment) relevant und von Oracle empfohlen. Die neueste Version ist Java 8 Update 401 (8u401). Darin hat Oracle neun Schwachstellen beseitigt. Java 8 wird für den privaten Einsatz auf vorerst unbestimmte Zeit mit kostenlos erhältlichen Sicherheits-Updates versorgt. Oracle will das Support-Ende 18 Monate im Voraus ankündigen. Unternehmen und Behörden müssen hingegen seit April 2019 für diese Updates zahlen, werden dafür jedoch bis Ende 2030 versorgt.
Als Browser-Erweiterung (JRE Plug-in) läuft Java nur noch im obsoleten Internet Explorer 11 sowie in Pale Moon (auf Firefox-Basis) und im auf altem Firefox/Gecko-Code basierenden Browser Waterfox Classic. Letzterer enthält im Gegensatz zu aktuellen Firefox-Versionen (und Waterfox ab 4.x) noch die alte NPAPI-Schnittstelle für Plug-ins – aber auch diverse seit Jahren klaffende Sicherheitslücken. Auch Pale Moon (aktuelle Version: 32.5.2 vom 22. Dezember 2023) bringt noch die alte NPAPI-Schnittstelle mit, basiert jedoch auf einem unabhängig weiterentwickelten Firefox-Fork und wird weiterhin mit Sicherheits-Updates gepflegt.
Nur Bug-Fixes bei VirtualBox
Die quelloffene Virtualisierungslösung VirtualBox ist in den neuen Versionen 7.0.14 und 6.1.50 erhältlich. Darin hat Oracle offenbar lediglich einige Bugfixes verbaut. Die Unterstützung für den Versionszweig 6.1 ist offiziell bereits im Dezember 2023 ausgelaufen. Das Januar-Update dürfte also keinen Nachfolger bekommen.
Der nächste turnusmäßige Oracle CPU-Tag ist am 16. April. Seit April 2022 sind diese Termine stets am dritten Dienstag im Januar, April, Juli und Oktober.
Business, Professional Software, Security Software and Services