Haben Sie sich jemals gefragt, warum Spiele-Keys auf Reseller-Webseiten wie Kinguin oder G2A oftmals deutlich günstiger sind als im offiziellen Handel? Diese Frage stellen sich viele Gamer, die auf der Suche nach Schnäppchen sind. Doch was steckt wirklich hinter diesen Angeboten, und besteht beim Kauf ein rechtliches Risiko?
Ursprung und Funktionsweise von Reseller-Plattformen
Zunächst ist wichtig zu verstehen, dass Plattformen wie G2A oder Kinguin selbst keine Händler sind, sondern lediglich einen Marktplatz bieten, auf dem Spiele-Keys gehandelt werden. Oftmals herrscht die Annahme, dass diese Keys von Privatpersonen stammen, die sie nicht benötigen oder von Großhändlern, die durch Volumenkauf profitieren. Die Wahrheit hinter dieser Annahme ist jedoch komplizierter und wird deutlich, wenn man den globalen Markt betrachtet.
Als Beispiel sei das Spiel “Yakuza” angeführt, das in Europa auf Steam für 50 Euro angeboten wird, während es in Malaysia nur 29 Euro kostet. Theoretisch könnte man diese Keys in Malaysia erwerben und sie in Europa mit Gewinn weiterverkaufen. Dies würde einen Preisvorteil von 15 Euro für europäische Käufer bedeuten. Allerdings schützen sich die Publisher vor solchen Praktiken, indem sie die Keys regional beschränken, sodass ein in Malaysia gekaufter Key möglicherweise nicht in Europa aktiviert werden kann.
Innerhalb der Europäischen Union jedoch gestaltet sich die Lage anders. Ein Rechtsstreit zwischen der EU und Valve – dem Unternehmen hinter Steam – führte zu dem Urteil, dass Geo-Blocking, also die regionale Beschränkung digitaler Inhalte, innerhalb der EU nicht zulässig ist. Diese Entscheidung hat zur Folge, dass Steam einen einheitlichen Euro-Preis verlangen muss, was wiederum Tür und Tor für den Handel mit Keys öffnet, die eigentlich für verschiedene europäische Märkte zu unterschiedlichen Preisen gedacht waren.
Dies bedeutet, dass Spiele-Keys, die in einem EU-Land günstiger erworben wurden, legal in einem anderen EU-Land verkauft werden dürfen, was zu den oft bemerkenswert niedrigeren Preisen auf G2A und Kinguin beiträgt. Es ist also durchaus möglich und gängig, dass Händler die Preisdiskrepanzen innerhalb der EU ausnutzen, um Spiele-Keys gewinnbringend weiterzuverkaufen.
Der dunkle Aspekt des Key-Handels
Auf den ersten Blick mag der Kauf dieser günstigen Keys als harmlos erscheinen. Doch gerade für Indie- und andere kleine Entwicklerstudios hat der Key-Handel gravierende Auswirkungen. Diese Entwickler setzen ihre Leidenschaft und Kreativität ein, um einzigartige Spielerfahrungen zu schaffen, oft mit sehr begrenzten Ressourcen. Wenn ihre Spiele-Keys jedoch über Reseller-Plattformen zu stark reduzierten Preisen verkauft werden, entgehen ihnen wichtige Einnahmen, die für die Weiterentwicklung ihrer Projekte und das Überleben ihres Studios essenziell sind.
Ein gravierendes Problem stellt der Verkauf von mit gestohlenen Kreditkartendaten erworbenen Keys dar. Wird ein solcher Key verkauft und später der Betrug aufgedeckt, wird der Verkauf rückabgewickelt, und der Entwickler muss nicht nur den Verkaufserlös zurückzahlen, sondern auch eine Chargeback-Gebühr tragen.
Diese zusätzlichen Kosten können für kleine Entwicklerteams, die ohnehin mit knappen Budgets arbeiten, verheerende Auswirkungen haben. In einigen Fällen haben Indie-Studios sogar öffentlich dazu aufgerufen, ihre Spiele lieber illegal herunterzuladen, als sie über Key-Reseller zu erwerben, da sie unter den Folgen des Resellings erheblich leiden.
Rechtliche Unsicherheiten und Konsequenzen
Die rechtliche Lage rund um das Key-Reselling ist komplex und nicht eindeutig geregelt. Zwar ist der Weiterverkauf von digital erworbenen Spielen in der EU grundsätzlich erlaubt, doch ob Spiele-Keys unter diese Regelung fallen, bleibt umstritten.
Hinzu kommt das Risiko, dass Keys, die mit illegalen Mitteln beschafft wurden, den Käufer in rechtliche Schwierigkeiten bringen können. Zwar muss Ihnen nachgewiesen werden, dass Sie beim Kauf wussten oder hätten wissen müssen, dass der Key illegal erworben wurde, doch die Grenzen sind fließend und können eine rechtliche Auseinandersetzung nach sich ziehen.
Abgesehen von den rechtlichen Aspekten birgt der Kauf von Keys auf Reseller-Plattformen weitere Risiken. So besteht die Möglichkeit, dass der erworbene Key nicht funktioniert oder später gesperrt wird. Sollte der Verkäufer sich weigern, das Geld zurückzuerstatten, gestaltet sich eine Rückforderung, besonders bei Händlern im Ausland, als schwierig bis unmöglich.
Darüber hinaus könnten Plattformen wie Steam oder Epic Games Ihren Account sperren, wenn sie feststellen, dass Sie gehandelte Keys verwenden. Zwar kommt dies selten vor, dennoch sollten Sie sich dieser Möglichkeit bewusst sein.
Fazit
Die Anziehungskraft von günstigen Spiele-Keys auf Reseller-Plattformen ist groß, doch die damit verbundenen Risiken und rechtlichen Unsicherheiten sollten nicht unterschätzt werden. Neben der Gefahr, Geld zu verlieren und ohne das Spiel dazustehen, könnten Sie sich ungewollt in rechtliche Schwierigkeiten begeben.
Um diese Risiken zu vermeiden und die Spieleentwickler direkt zu unterstützen, empfiehlt es sich, Spiele über offizielle Kanäle zu erwerben. So tragen Sie nicht nur zur Unterstützung der Entwickler bei, sondern umgehen auch die beschriebenen Risiken.
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