Amazon steckt mitten in den Vorbereitungen für einen neuen Shop-Bereich auf seiner Webseite. Dieser soll sich komplett auf Billigware aus China fokussieren und verschiedenste Produkte unter 20 Dollar anbieten, die direkt an Kunden ausgeliefert werden. Das berichtet die US-Nachrichtenseite CNBC, wobei Amazon noch keinen Starttermin für den neuen Billigshop verraten hat.
In einer Konferenz soll Amazon das neue Modell vorgestellt haben. Ziel sei es, Konkurrenten wie Temu, Shein, Wish, Aliexpress oder ähnlichen Plattformen entgegenzutreten. Zudem bietet Amazon bereits jetzt viele Produkte aus China im Marketplace an, der Versand soll durch die neue Ausrichtung aber noch schneller und direkter ablaufen.
Eine Sprecherin von Amazon bestätigte gegenüber der CNBC, dass man aktuell “neue Wege suche, um mit unseren Vertriebspartnern zusammenzuarbeiten und unsere Kunden mit einer größeren Auswahl, niedrigeren Preisen und mehr Komfort zu erfreuen”.
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Was bedeutet das für Amazon?
Relativ neue Online-Shops wie Temu, Wish oder Shein haben in den letzten Jahren vermehrt Kundinnen und Kunden gewonnen, indem sie zahlreiche Produkte zu günstigen Preisen anbieten. Durch den direkten Versand vom Hersteller an den Kunden verkürzen sich die Wartezeiten trotz der langen Lieferwege.
Amazon sieht diese Entwicklung vermutlich als Bedrohung für seine Vormachtstellung. Denn Amazon muss Preise und Produkte müssten ständig anpassen, um mit den Billigshops mithalten zu können.
Amazons Plan sieht vor, Produkte zunächst direkt aus China in die USA versenden, um sie innerhalb von neun bis elf Tagen an die Kunden zu liefern. Damit wird der Zwischenschritt über Amazons Fulfillment-Centers übersprungen und Verkäufer aus China sparen zusätzliche Kosten ein.
Typische Produkte sollen unter anderem Massage-Geräte, Handyhüllen, Taschen, Lifestyle-Artikel und vieles mehr werden. Einiges soll zunächst auf Nachfrage produziert werden, vermutlich um Überproduktion zu vermeiden und bei Bedarf auf Trends zu reagieren.
Ob das ganze auch für Europa eingeführt werden soll, ist aktuell noch unklar.
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Was sind die Gefahren für Kunden?
Verbraucherschützer sehen den Trend zu Billigshops äußerst kritisch. Da durch den direkten Versand auf Zwischenhändler verzichtet wird, locken die Seiten mit teils absurd niedrigen Preise, mit denen selbst Amazon schwer mithalten kann. Sogenannte Dropshipper kaufen günstige Produkte zudem in großen Mengen und vertreiben Sie dann zu einem höheren Preis auf anderen Seiten, um Gewinn zu erzielen. Dadurch werden Verbraucher unter Druck gesetzt, selbst auf Seiten wie Temu oder Wish zurückzugreifen. Die vielen Angebote können zudem Überkonsum fördern.
Dabei haben die wenigsten Kunden aber eine Ahnung davon, wie die Qualität der Produkte am Ende ausfallen wird. Bei Kleidungsshops wie Shein sorgt der Fokus auf Fast-Fashion dafür, dass Artikel innerhalb kürzester Zeit hergestellt werden müssen. Da die Teile meist nur eine Saison im Trend sind, müssen sie aber nicht lange halten und werden schnell entsorgt.
Im Falle von Temu, Wish und Co stellt vor allem gefälschte Elektronik ein Risiko dar, da hier mit falschen Versprechungen und Fakes berühmter Marken wie Apple oder Samsung geworben wird. Da eine zusätzliche Kontrolle durch den Zwischenhändler wegfällt, gelangen auch defekte, irreführende oder teils gesundheitsgefährdende Produkte in die Hände von Kundinnen und Kunden.
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Auf Temu können Sie teilweise sogar verbotene Artikel erwerben oder solche, die keine Zertifizierung in Europa erhalten würden. Landet so etwas beim Zoll, können diese beschlagnahmt werden. Bei Unfällen haftet der Käufer zudem für die Schäden. Ebenso gibt es keine zuverlässige Garantie, dass die Produkte überhaupt ankommen.
Ein zusätzliches Problem, weshalb vor allem der Verbraucherschutz vor Webseiten wie Temu warnt, ist der mangelhafte Datenschutz. Viele davon sammeln personenbezogene Daten, die auch für kommerzielle Zwecke genutzt werden. In einigen Fällen berichten Nutzer sogar davon, nach dem Kauf von China-Ware gehackt worden zu sein.
Im Falle von Amazon dürfte zumindest der letzte Punkt weniger bedenklich sein. Doch ob zuverlässige Kontrollen von Qualität, Arbeitsbedingungen und Versand bei diesem Modell überhaupt umsetzbar sind, um dem aktuellen Anspruch des Unternehmens gerecht zu werden, steht aktuell noch in den Sternen.
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